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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter
Autoren: Åke Edwardson
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gestritten?«, fragte Edlund.
    »Ich … das habe ich vergessen. Es … fällt mir gerade nicht ein.«
    »Aber Sie wollten im selben Moment mit Madeleine darüber sprechen, als Sie wach wurden.«
    Barkner zuckte zusammen, als Edlund ihren Namen nannte. Er sah Edlund zum ersten Mal direkt in die Augen.
    »Wäh… während wir hier darüber reden … läuft da draußen jemand herum … der es getan hat. Der es getan hat! Der … frei ist! Da draußen!« Er zeigte zum Fenster, nach »draußen«, aber das Fenster ging auf den Innenhof, der mehr drinnen als draußen war, wie ein Gefängnishof. Da unten gab es nicht viel Licht.
    »Erzählen Sie von dem Abend«, sagte Edlund, »dem letzten Abend.«
    Barkner heftete seinen Blick wieder auf Edlund.
    »Es gibt … nichts. Es ist nichts Besonderes vorgefallen, falls Sie das denken. Wir hatten eine … kleine Auseinandersetzung darüber, was wir am Wochenende unternehmen wollten, glaube ich. Samstag. Morgen … Heute. Herr im Himmel.«
    Er verstummte.
    »Fahren Sie fort«, sagte Edlund.
    »Ich wollte nicht zu ihren Eltern fahren. Es ging nur um ein Essen. Ein Essen, an dem ich nicht teilnehmen wollte. Herrgott. Darüber haben wir uns ein bisschen gezankt, dann haben wir das Licht ausgemacht und sind eingeschlafen. Mehr ist nicht passiert.«
    Edlund nickte.
    Barkner sah erstaunt aus. »Glauben Sie mir?«
    »Sollte ich nicht?«
    »Doch, doch.«
    »Jemand hat heute Nacht ein Kissen auf Madeleines Gesicht gedrückt und sie erstickt«, sagte Edlund.
    »Ja …?«
    »Sie haben eben selbst von einem Mörder gesprochen.«
    Barkner schwieg.
    »Haben Sie von sich selber gesprochen?«
    »Nein, nein, nein!«
    »Es war keine Absicht«, sagte Edlund. »Es ist einfach so gekommen.«
    »Nein, nein, NEIN !! Ich habe doch angerufen. Warum sollte ich anr… Warum sollte ich um Hilfe rufen, wenn ich es selbst getan habe?«
    »Was hätten Sie sonst tun sollen?«
    »Was?«
    »Wenn Sie sie erstickt haben. Hätten Sie fliehen sollen? Wohin hätten Sie gehen sollen?«
    »Ich habe sie nicht erstickt! Ich habe sie nicht umgebracht. Ich habe sie nicht angerührt!«
    Barkner war im Begriff, aufzustehen.
    »Setzen Sie sich«, sagte Edlund.
    Barkner sank wieder zurück auf den Stuhl. Für einen Moment hatte er ein bisschen Kraft gehabt, aber sie war schon wieder verbraucht.
    »Verstehen Sie das nicht?«, fragte er mit dünner Stimme.
    »Was verstehe ich nicht, Herr Barkner?«
    »Wie ist es möglich, dass wir geschlafen haben, als … jemand hereinkam und … sie erstickte? Jemand ist in unser Schlafzimmer eingedrungen. Wieso bin ich nicht aufgewacht? Verstehen Sie das? Während es … geschah. Ich hätte doch aufwachen müssen, als es geschah?« Er streckte Edlund flehend die Hände entgegen. »Wie konnte ich schlafen, während es geschah?«

2
    M artin Barkner wollte nicht gestehen, was er getan hatte: seine Lebensgefährtin mit ihrem Kopfkissen erstickt. War sie überhaupt wach geworden, bevor der Tod eintrat? Bei der sogenannten erweiterten rechtsmedizinischen Obduktion am Morgen danach entnahm Pia Fröberg dem Körper Proben auf der Suche nach Spuren von Schlafmitteln oder anderen Drogen in Madeleines Blut. Sie wurden zur Analyse in die Kriminallabor geschickt. Auf die Antwort würden sie mindestens zwei oder drei Wochen warten müssen. In Barkners Blut hatten sie bis jetzt noch keine Spuren von Drogen gefunden, vielleicht würden sie sich später nachweisen lassen, aber das wusste in diesem Moment niemand, als Barkner von Sverker Edlund vernommen wurde.
    Pia Fröberg hatte jedoch eine minimale punktförmige Blutung in einem Nasenloch der Frau gefunden. Punktblutungen entstehen immer bei Erdrosselung – im Augapfel, in den Ohren und Nasenlöchern – und wahrscheinlich auch bei Ersticken.
    »Was haben Sie am Abend davor gemacht, Herr Barkner?«, fragte Edlund.
    »Wie … meinen Sie das?«
    »Waren Sie den ganzen Abend zu Hause? Oder waren Sie zum Beispiel im Kino? Sind Sie ausgegangen?«
    »Nein … wir waren zu Hause. Erst wollten wir … irgendwo ein Glas Wein trinken gehen. Aber daraus ist nichts geworden.«
    »Gab’s einen besonderen Grund dafür?«
    »Wofür?«
    »Dass nichts daraus geworden ist.«
    »Nein … wir wollten eben keinen Wein trinken.«
    »Haben Sie gestern Abend anderen Alkohol zu sich genommen?«
    »Nein.«
    »Und Madeleine?«
    »Sie hat auch nichts getrunken.«
    »Hatten Sie Besuch an dem Abend?«
    »Nein.«
    »Anrufe?«
    Barkner schüttelte den Kopf. Edlund war
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