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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter
Autoren: Åke Edwardson
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unterwegs.
    »Es sieht aus wie ein großer Stein, der oben schwimmt!«, rief Elsa.
    Und dann hörte er auch Angelas Stimme. Sie hatte ebenfalls etwas gesehen. Sie stand höher als er und hatte einen besseren Überblick.
    Sie rief wieder.
    »Elsa, komm hierher!«
    Jetzt sah er den Stein. Langsam trieb er an der Wasseroberfläche. Es war kein Stein, es war ein Stück Holz. Ein Baumstamm.
    »Erik!«
    Jetzt rief Angela nach ihm. In ihrer Stimme war etwas, das er nicht kannte. Er machte einige Schritte auf das Wasser zu. Der Baumstamm war näher gekommen. Er war schwarz im Sonnenlicht. Jetzt sah er etwas Weißes. Es bewegte sich langsam im Wasser, wandte sich ihm zu. Jetzt sah er das Gesicht.
    Madeleine Holst war neunundzwanzig Jahre alt geworden. Im Juni hatte sie Geburtstag gehabt. Martin Barkner war im März achtundzwanzig geworden. Madeleines Eltern wohnten in einem älteren Haus in Hovås und Martins Eltern nicht weit davon entfernt, im südlichen Askim. Martins Eltern waren nicht in Schweden, sie hielten sich in ihrem Haus an der Costa del Sol auf. In Nueva Andalucia hob niemand das Telefon ab. Madeleines Eltern wurden morgens um neun vom diensthabenden Kommissar Bent Mogens informiert, nicht, weil er der Diensthabende war, sondern weil er am besten Nachrichten dieser Art überbringen konnte. Normalerweise wurde er von einem seiner Fahnder gefahren, aber diesmal brachte ihn ein Streifenwagen nach Hovås. Am Steuer saß Gerda Hoffner, neben ihr Johnny Eilig. Die Nacht war noch nicht ganz vorbei. Über dem Säröleden hingen Nebelschwaden. Gerda Hoffner war nicht müde. Sie fühlte sich wie ein Teil dieses Falles, der sie nicht losließ.
    »In welcher Verfassung war der Mann, als ihr die Wohnung betreten habt?«, fragte Mogens.
    »Er hat um Hilfe gerufen«, antwortete Johnny. »Bevor wir ihn sahen.«
    »Durch die Tür? Als ihr noch im Treppenhaus wart?«
    »Die Tür stand offen«, sagte Johnny. »Er hatte sie schon geöffnet. Für uns.«
    »Das habe ich nicht gehört«, sagte Gerda Hoffner.
    »Dass er die Tür geöffnet hat, oder was?«, fragte Mogens.
    »Dass er das gesagt hat. Ich habe es nicht gehört.«
    »Er hat es zu mir gesagt. Du warst ja … bei der Leiche, um den Puls zu fühlen«, sagte Johnny.
    »Das habe ich nicht getan. Ich habe sie nicht angerührt.«
    »Es sah aus, als hättest du es vor.«
    Gerda Hoffner schwieg.
    »Als wir ihn sahen … als wir das Zimmer betraten, schrie er, dass er es nicht getan habe«, fuhr Johnny fort. Er drehte sich zu Mogens um. »Hat er es getan?«
    »Was getan?«
    Gerda Hoffner war Johnny Eiligs Frage peinlich. Eine idiotische Frage.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete Mogens. »Es ist anzunehmen. Aber er hat noch nicht gestanden.«
    »Legen die denn immer ein Geständnis ab?«
    »In einem Fall wie diesem? Ja.«
    »Was heißt das?« Gerda Hoffner suchte im Rückspiegel Blickkontakt zu Mogens. »In einem Fall wie diesem?«
    »Tja … Beziehungstaten. Leidenschaftsdramen. Ich weiß nicht, wie wir es nennen sollen. Häusliche Gewalt.«
    »Es scheint überhaupt keine Gewalt angewendet worden zu sein«, sagte Johnny. »Alles hübsch ordentlich. Ein paar Kleidungsstücke auf dem Fußboden und hier und da Sachen verstreut, aber sonst ziemlich aufgeräumt. Also keine zerschlagenen Gegenstände oder so.«
    »Wie alt ist sie geworden?« Das rutschte Gerda Hoffner einfach so heraus. Sie hatte die Frage eigentlich gar nicht stellen wollen.
    »Im Juni ist sie neunundzwanzig geworden«, antwortete Mogens.
    »Ich auch«, sagte Gerda. Auch das war ihr so herausgerutscht. »Himmel. Was rede ich da für einen Blödsinn.«
    »Wieso«, sagte Mogens, »deswegen brauchen Sie sich doch nicht zu schämen.«
    »Ich bin dreißig«, sagte Johnny Eilig. »Wie alt ist der Mann?«
    »Achtundzwanzig, ein Jahr jünger als die Frau«, sagte Mogens.
    »Fast noch ein Kind«, sagte Gerda Hoffner.
    »Hm.« Mogens lehnte sich zurück. »Wie war euer erster Eindruck von ihm?« Er schaute Gerda im Rückspiegel an. Sie hatte das Gefühl, als bohrten sich seine Augen in ihre. Er hatte einen scharfen Blick. Plötzlich bekam sie Kopfschmerzen. »Was meinen Sie, Frau Hoffner?«
    »Der erste Eindruck? Ich weiß nicht. Er könnte es gewesen sein, aber er könnte es auch nicht gewesen sein. Vielleicht war es ein Unfall? Vielleicht ist sie krank geworden? Akut krank?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht.«
    »Klar war er es«, sagte Johnny. »Wer sonst sollte es getan haben?«
    »Wer hat das getan?«, fragte
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