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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
Autoren: Jean Johnson
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schwirrte über seine Fingerspitzen hinweg und bohrte sich tief in seine Brust. Er bäumte sich auf und kippte nach hinten, ohne einen Laut von sich zu geben. Im nächsten Moment schoss ein dunkelroter Blitz aus seinem Körper, traf Evanor und schleuderte ihn so heftig nach hinten, dass er Alys mitriss und sie gemeinsam zu Boden stürzten.
    »Neiiin!« Wolfer nahm seine selten eingesetzte Vogelgestalt an, flatterte aus dem Wasser heraus und landete mit tropfnassen Schwingen ungeschickt auf den Planken, dann verwandelte er sich zurück und tastete nach Evanors Puls. Sein Blick kreuzte sich mit dem von Alys, die blinzelnd versuchte, unter dem blonden Magier hervorzukriechen.
    Die Flammen des Runenkreises veränderten ihre Farbe von Hellgelb zu Orangerot und züngelten hoch in die Luft. Sie schienen dämonische Arme zu bilden, die sich um Brogers von der Plattform gestürzten Körper schlangen und ihn in eine andere Welt hinunterzogen. Im selben Moment, wo er verschwand, erstarben die Flammen. Nichts blieb zurück, noch nicht einmal angekohltes Holz.
    Morganen vollführte eine knappe Geste, woraufhin sich das Wasser rund um das Dock beruhigte und spiegelglatt wurde. Er kletterte auf die verhärtete Oberfläche, schwenkte erneut eine Hand und stieg die Stufen empor, die sich aus dem Wasser erhoben. Saber folgte ihm, drängte sich an seinem jüngsten Bruder vorbei und eilte zu der Stelle, wo seine Frau noch immer ihre blutende Hand umklammerte. »Kelly …«
    »Könntest du, äh, bitte meinen Finger suchen?«, fragte der sommersprossige Rotschopf ihn mit zitternder Stimme. Ihre aquamarinblauen Augen waren im Schock geweitet. »Ich scheine ihn verloren zu haben …«
    »Ich kümmere mich darum«, versicherte Morganen sowohl Saber als auch ihr. »Ein Zauber, um ihn wieder anwachsen zu lassen, ein paar Tränke, damit die Wunde gut heilt, und dann bist du so gut wie neu. Wir haben im Lauf der Jahre mehr als einen Finger bei Schwertkämpfen und fehlgeschlagenen Experimenten eingebüßt …«
    Wolfer war froh, dass seine Schwägerin scheinbar problemlos wieder gesund werden würde. Noch dankbarer war er dafür, dass Evanor am Leben war; sein Herz schlug gleichmäßig und kräftig, und seine Wimpern flatterten. Alys wand sich unter dem blonden Bruder hervor, gerade als dieser sich zu regen begann. Er schlug die Augen auf und schloss sie dann zusammenzuckend wieder. Seine Hände wanderten zu seinem Hals, sein Mund öffnete sich, aber es kam kein Ton heraus.
    Evanors Augen flogen auf, nacktes Entsetzen dämmerte in ihnen auf. Er zwinkerte und versuchte erneut, Worte zu formen, brachte aber nur ein Zischen zustande. Allein Wolfer und Alys, die sich dicht über ihn beugten, konnten das nahezu unhörbare Flüstern vernehmen. » Meine Stimme … ich kann nicht … bei Kata, ich habe meine Stimme verloren! «
    Er war nicht der Einzige, dem der Schreck in die Glieder gefahren war. »Morg!«, flehte Alys. »Evanor hat seine Stimme verloren! Du musst etwas unternehmen!«
    »Erst der Finger, dann die Stimme«, gab Morganen zurück. »Mir bleibt nur eine knapp bemessene Zeitspanne, um ihn wieder anzuheften, bevor der Zauber nicht mehr wirkt. Trevan, du musst einen Diagnosezauber über Evanor verhängen, um herauszufinden, was genau mit ihm nicht stimmt.«
    »In der Burg dürften noch immer ein paar Monster ihr Unwesen treiben«, erinnerte Rydan sie. Er stieg als Letzter die Stufen hinauf, die sein jüngerer Bruder geschaffen hatte, und trat auf die Planken des Docks. »Sie müssen unbedingt unschädlich gemacht werden.«
    »Wolfer, Alys, Koranen – ihr begleitet ihn«, ordnete Saber an, als Morganen begann, die Verletzung seiner Frau zu heilen. »Wir anderen kommen so schnell wie möglich nach.«
     
    Der Lärm im Donjon verriet den drei Brüdern und Alys, wo der größte Teil der Bestien zu finden war, denn in den Höfen war keine zu sehen. Stattdessen hatten sich die Tiere – zweifellos darauf dressiert, jeden anzugreifen, bei dem es sich nicht um Broger handelte – auf die verlockend wirkenden, aber unverwundbaren Höflinge gestürzt. Diese führten erneut den letzten Befehl ihrer Königin aus und stampften auf alles, was sie attackierte.
    Koranen schnaubte, dann warf er seinen Brüdern und seiner zukünftigen Schwägerin einen auffordernden Blick zu. »So unterhaltsam dieser Anblick auch sein mag – wärt ihr drei jetzt wohl so gut und würdet einen Käfigschild errichten, damit ich die Biester in Brand stecken kann? Den Illusionen
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