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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers
Autoren: J. D. Robb
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er in Richtung eines Stuhls. Gehorsam nahm sie Platz, betrachtete einen an seinem Fenster vorbeirumpelnden Flieger und war wie üblich von der Zahl der mit Ferngläsern ausgerüsteten Passagiere überrascht.
    Was hofften sie hinter den Fenstern der Polizei zu sehen? Verdächtige, die gefoltert wurden, geladene, entsicherte Gewehre, blutende, schluchzende Opfer? Und weshalb war die Vorstellung von derartigem Elend etwas offensichtlich Unterhaltsames für sie?
    »Ich habe Sie gestern Abend auf der Totenwache gesehen.«
    Eve wandte ihre Gedanken und Aufmerksamkeit ihrem Vorgesetzten zu. »Ich nehme an, dass die meisten Cops von unserem Revier dort gewesen sind.«
    »Frank war sehr beliebt.«
    »Ja, das war er.«
    »Sie haben nie mit ihm zusammengearbeitet?«
    »Er hat mir als ich noch in der Ausbildung war, ein paar wertvolle Hinweise gegeben, und hat ein paar Mal irgendwelche Laufarbeiten für mich übernommen, aber nein, eine direkte Zusammenarbeit zwischen uns beiden gab es nie.«
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, nickte Whitney. »Vor Ihrer Zeit waren er und Feeney Partner. Erst nachdem Frank von der Straße an den Schreibtisch versetzt worden war, wurden Sie Feeney zugeteilt. «
    Plötzlich hatte sie ein ungutes Gefühl. Hier ist irgendetwas faul, dachte sie beklommen. Irgendetwas faul. »Ja, Sir. Diese Sache hat Feeney auch ziemlich hart getroffen.«
    »Das ist mir bewusst, Dallas. Was auch der Grund dafür ist, dass Captain Feeney heute Morgen nicht hier neben Ihnen sitzt.« Whitney stützte seine Ellenbogen auf den Schreibtisch und verschränkte seine Hände. »Möglicherweise befinden wir uns in einer ziemlich delikaten Situation, Lieutenant.«
    »Wegen Detective-Sergeant Wojinski?«
    »Das, was ich Ihnen gleich erzählen werde, ist streng vertraulich. Sie dürfen Ihre Assistentin, ansonsten jedoch niemanden von der Truppe und niemanden von den Medien darüber informieren. Ich bitte Sie, nein, ich befehle Ihnen«, verbesserte er sich, »in dieser Sache überwiegend alleine vorzugehen.«
    Bei dem Gedanken an Feeney nahm ihr Unbehagen zu. »Verstanden.«
    »Es gibt da gewisse Ungereimtheiten in Zusammenhang mit Detective-Sergeant Wojinskis Tod.«
    »Ungereimtheiten, Commander?«
    »Sie brauchen noch ein paar Hintergrundinformationen.« Er legte seine gefalteten Hände auf die Kante seines Schreibtischs. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Detective-Sergeant Wojinski entweder auf eigene Faust Ermittlungen durchgeführt haben oder aber in Drogengeschäfte verwickelt gewesen sein muss.«
    »Drogen? Frank? Keiner war sauberer als Frank.«
    Whitney sah sie reglos an. »Am 22. September dieses Jahres wurde Detective-Sergeant Wojinski von einer verdeckten Ermittlerin der Drogenabteilung beobachtet, während er Geschäfte in einem vermutlichen Verteilungszentrum für chemische Drogen getätigt hat. Das Athame ist ein privater, vorgeblich religiöser Club, der seinen Mitgliedern rituelle Dienste für Gruppen oder Einzelpersonen anbietet und eine Lizenz für private Sexpartys besitzt. Seit beinahe zwei Jahren steht er unter Beobachtung durch die Drogenfahndung, und Frank wurde gesehen, als er etwas gekauft hat.«
    Als Eve daraufhin schwieg, atmete Whitney hörbar ein. »Der Vorfall wurde mir gemeldet und ich habe Frank dazu befragt, doch er hat sich mit keinem Wort dazu geäußert.« Nach kurzem Zögern sprach Whitney schließlich weiter. »Offen gestanden, Dallas, war es völlig untypisch für ihn, die Sache weder zu bestätigen noch zu leugnen und sich darüber hinaus beharrlich zu weigern, auch nur mit einer Silbe über die Angelegenheit zu sprechen. Ich war deshalb in großer Sorge. Ich habe ihn angewiesen, sich einer ärztlichen Untersuchung einschließlich eines Drogen-Scannings zu unterziehen und ihm geraten, sich eine Woche frei zu nehmen. Das hat er auch getan. Das Scanning hat nichts ergeben und aufgrund seiner bis dahin vorbildlichen Akte und meiner persönlichen Kenntnis und Wertschätzung seiner Person habe ich den Zwischenfall nicht in seine Akte aufgenommen, sondern unter Verschluss gehalten.«
    Er erhob sich, trat ans Fenster und sah hinaus. »Vielleicht war das ein Fehler. Vielleicht wäre er, wenn ich der Sache weiter nachgegangen wäre, heute noch am Leben und das Gespräch, das Sie und ich jetzt führen, hätte sich erübrigt.«
    »Sie haben Ihrer Urteilskraft und Ihrem Untergebenen vertraut.«
    Whitney wandte sich ihr wieder zu. Seine Augen waren dunkel. Doch statt mit einem kalten, bedachte er Eve mit
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