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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer
Autoren: Chris Carter
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gestanden hätte.« Ihre Augen loderten vor Zorn.
    Hunter schaute sie verwirrt an.
    »Zwanzig Tage nachdem John Selbstmord begangen hatte, starb meine Mutter an gebrochenem Herzen. Weißt du, was das heißt?«
    Hunter antwortete nicht.
    »Sie hat nichts mehr gegessen, nicht mehr gesprochen, sich nicht mehr vom Fleck gerührt. Sie saß bloß noch in ihrem Zimmer, mit einem Foto von John in den Händen, und starrte aus dem Fenster. Tränen liefen ihr übers Gesicht, bis sie keine mehr hatte. Die Qual und der Schmerz in ihrem Herzen fraßen sie innerlich auf, bis sie keine Kraft mehr hatte.«
    Hunter folgte ihr schweigend mit den Augen, während sie langsam im Zimmer auf und ab schritt.
    »Und das war noch nicht alles.« Brendas Stimme war jetzt ganz und gar finster. »Fünfunddreißig Jahre, Robert. Fünfunddreißig Jahre lang waren meine Eltern verheiratet. Nachdem mein Vater so kurz hintereinander seinen Sohn und seine Frau verloren hatte, überkam ihn eine bodenlose Niedergeschlagenheit.«
    Hunter ahnte bereits, wie diese Geschichte ausgehen würde.
    »Zweiundzwanzig Tage nachdem er meine Mutter begraben hatte, und nachdem der wahre Mörder endlich verhaftet worden war, unterlag er seinen Depressionen, und mein Vater nahm denselben Ausweg wie mein Bruder. Und ich war allein … wieder allein.« Ihre Wut war fast mit Händen zu greifen.
    »Und so hast du beschlossen, dich an den Geschworenen zu rächen.« Hunters Stimme war noch immer schwach.
    »Du hast es also endlich doch noch erraten«, erwiderte sie ruhig. »Lange genug hast du ja gebraucht. Vielleicht ist der großartige Robert Hunter ja doch nicht so großartig.«
    »Aber du hast dir nicht die Geschworenen selbst als Opfer ausgesucht, sondern immer jemanden, der ihnen nahestand. Einen Menschen, den sie liebten«, fuhr Hunter fort.
    »Ist Rache nicht süß?«, sagte sie mit einem erschreckend genüsslichen Lächeln. »Auge um Auge, Robert. Ich habe ihnen angetan, was sie mir angetan haben. Schmerz, Einsamkeit, Leere, Traurigkeit. Ich wollte, dass sie einen Verlust erfahren, der so groß ist, dass jeder einzelne Tag für sie zu einem Kampf würde.«
    Nicht alle Opfer waren direkt mit einem der Geschworenen aus dem John-Spencer-Fall verwandt gewesen. Der Grund dafür lag auf der Hand. Einige waren Geliebte gewesen, verbotene Affären, sogar gleichgeschlechtliche Geliebte – heimliche Beziehungen, die unmöglich mit den Geschworenen in Verbindung zu bringen waren.
    »Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, genau die passende Person zu finden. Diejenige, die sie am meisten liebten. Ich bin ihnen gefolgt, habe ihre Gewohnheiten studiert. Ich habe jedes noch so winzige Detail über sie herausgefunden. Orte, an denen sie sich gerne aufhielten. Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit. Sogar zu einer schmierigen Sexparty bin ich gegangen, um einem von ihnen näherzukommen. Aber ich muss zugeben: Zu sehen, wie diese Geschworenen nach jedem Mord litten, hat mich jedes Mal mit neuem Leben erfüllt.«
    Hunter warf ihr einen verstörten Blick zu.
    »O ja, ich habe mir die Zeit genommen, sie nach dem Mord zu beobachten«, erzählte sie weiter. »Ich wollte sehen, wie sie leiden. Ihre Qual hat mir Kraft gegeben.« Sie hielt kurz inne. »Drei der Geschworenen haben Selbstmord begangen, wusstest du das? Sie haben ihren Verlust nicht verkraftet. Sie haben den Schmerz nicht verkraftet, genau wie meine Eltern.« Sie lachte böse, und der Raum schien sich mit ihrem Gelächter zu verdunkeln. »Nur um zu zeigen, wie inkompetent die Polizei ist, habe ich bei jedem Opfer einen Hinweis hinterlassen. Und trotzdem seid ihr nicht auf mich gekommen«, fuhr sie fort.
    »Das Doppelkreuz im Nacken der Opfer«, sagte Hunter.
    Sie nickte bösartig.
    »Wie das Tattoo, das dein Bruder im Nacken trug?«
    Noch ein überraschter Blick von Brenda.
    »Ich habe die Akte über deinen Bruder überprüft, nachdem ich das mit den Geschworenen herausgefunden hatte. Mir fiel wieder ein, dass der zuständige Officer im Verhaftungsprotokoll unter ›Besondere Merkmale‹ mehrere Tätowierungen notiert hatte. Allerdings hatte er sie nirgends genau beschrieben. So musste ich das Obduktionsprotokoll anfordern, um herauszufinden, was es genau war. Ein doppelarmiges Kreuz im Nacken war eine der Tätowierungen. Du hast jedes deiner Opfer mit dem Zeichen deines Bruders gebrandmarkt.«
    »Wie schlau du doch bist! Ich habe meinem Bruder dieses Kreuz selbst in den Nacken tätowiert«, sagte sie stolz. »John liebte den
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