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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2
Autoren: David Weber
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gesamten Flotte, waren gesunken oder so schwer beschädigt, dass Cayleb Anweisung erteilt hatte, sie abzubrennen; der Bug der Dreadnought war beim Zusammenstoß mit der Todeswal so stark geborsten, dass es sich als unmöglich herausgestellt hatte, sie zu bergen und zu reparieren, und die Verluste in der gesamten Galeerenflotte waren entsetzlich. Doch im Gegenzug lagen jetzt einhundertsiebzehn der Galeeren, die einst Black Water unterstanden hatten, im Hafen von Tellesberg vor Anker und hatten mittlerweile die charisianische Flagge aufgezogen; einige hatten schwere Schäden davongetragen, doch es gehörten auch sechsunddreißig Galeeren aus Chisholm dazu, die fast unbeschädigt geblieben waren. Weitere neunundvierzig feindliche Galeeren waren während der Schlacht gesunken oder wurden später abgebrannt. Nur siebzehn − weniger als zehn Prozent der gesamten Flotte, die Black Water in die Schlacht geführt hatte – war es tatsächlich gelungen, zu entkommen.
    Von der gesamten Streitmacht der mehr als einhundertfünfzig Kriegsschiffe, die die ›Vierer-Gruppe‹ für den Angriff auf Charis hatte zusammenziehen können, waren weniger als dreißig weder zerstört noch gekapert worden. Es war in jeder Hinsicht der einseitigste Sieg bei einer Seeschlacht in der gesamten Geschichtsschreibung von Safehold.
    Der Stolz des Königreiches Charis auf seine Navy loderte wie eine gleißende Flamme, die sich vor der Finsternis angesichts des Todes ihres Königs nur umso deutlicher abzeichnete, und auch das verstand Merlin nur allzu gut. Er wünschte, von ganzem MolyCirc-Herzen, Haarahld hätte nicht so gehandelt. Er wünschte, er selbst hätte das Achterkastell der Royal Charis nur eine einzige Minute früher erreicht. Er wünschte, er hätte begriffen, wie schlimm die Verletzung des Königs tatsächlich gewesen war, oder es irgendwie geschafft, sich um die Verletzung zu kümmern und gleichzeitig die corisandianischen Enterer abzuwehren.
    Doch nichts von alledem war geschehen, und so war der König, den Merlin so tief zu bewundern und zu respektieren gelernt hatte – den er sogar, ohne es zu bemerken, zu lieben gelernt hatte – hinter seinem Rücken in den Armen eines elfjährigen Midshipman gestorben.
    Diese Tragöde wurde noch größer dadurch, dass zu diesem Zeitpunkt der Sieg bereits errungen war. Selbst wenn jedes einzelne Schiff aus Black Waters gesamter Kolonne hätte entkommen können, wäre die Schlacht im Darcos-Sund dennoch ein gewaltiger Triumph gewesen. Und doch …
    Merlin stand hinter König Cayleb, er schaute zu, er lauschte, und er wusste, dass es fast unerheblich war, ob nun die Schlacht im Darcos-Sund in einem Sieg oder einer Niederlage geendet hätte. Die SNARCs, mit denen er Haarahld stets im Auge behalten hatte, hatten auch das Gespräch zwischen ihm und seinem Flag Captain aufgezeichnet, und er wusste, dass der König mit seinem eigenen Tod genau das erkauft hatte, was er hatte erreichen wollen, sein Leben in die Waagschale zu werfen. Das gesamte Königreich Charis wusste, dass König Haarahld darauf hätte verzichten können, selbst einzugreifen. Alle wussten, dass er sich ganz bewusst dafür entschieden hatte, einen Feind anzugreifen, der im Verhältnis sechs zu eins überlegen war, statt sich abzuwenden und diese Flotte entkommen zu lassen, und sie wussten auch, dass er das getan hatte, weil Charis in diesem Krieg viel mehr brauchte als nur schiere Siege. Genau so, wie das gesamte Volk von Charis wusste, dass die Mannschaft seines Flaggschiffs wirklich bis zum letzten Mann gekämpft und einen Schutzwall mit ihren eigenen Leibern gebildet hatte. Und ebenso wusste das gesamte Volk von Charis, dass ihr König, nach der letzten Entscheidung, die er jemals treffen sollte, den Tod gefunden hatte, um einem elf Jahre alten Midshipman das Leben zu retten. Der junge Aplyn hatte Cayleb berichtet, was die letzten Worte gewesen waren, die sein Vater gesprochen hatte. Diese Worte auszusprechen fiel einem Offizier sehr schwer, der zugleich doch nur ein kleiner Junge war und sein Schluchzen kaum zu unterdrücken vermochte, und auch diese Worte hatten sich wie ein Lauffeuer im ganzen Königreich verbreitet.
    Und Charis wusste ebenso gut wie Merlin, dass sich Haarahld dem Feind nicht geradewegs hätte entgegenstellen müssen. In vielerlei Hinsicht hatte König Haarahld hier eine Fehlentscheidung getroffen. Und zugleich hatte der gewöhnliche, sterbliche Mensch Haarahld genau die richtige Entscheidung getroffen, und auch
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