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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Autoren: Jan Guillou
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zeichnete er Linien und erklärte dabei, wie der Kampf am nächsten Tag verlaufen sollte. Die Reiterei sollte in einem weiten Bogen um den Feind herumreiten
und ihn auf Birgers Signal hin von hinten angreifen. Das Zeichen war ein Pfeil mit blauem Feuer, der in den Himmel steigen würde.
    Es ließ sich nicht vorhersagen, wann dieses blaue Signal erfolgen würde, denn wenn alles so verlief, wie Birger es plante und erhoffte, dann würde der Feind durch seinen Angriff über den Fluss und den darauffolgenden Rückzug bereits herbe Verluste erlitten haben und nach kurzem Kampf geschlagen werden können. Die Söldner waren dafür bekannt, sofort aufzugeben, wenn sie der Ansicht waren, dass ein Kampf nicht zu gewinnen war, da sie nur ungern ihr Leben riskierten. Und wenn die ausländischen Söldner aufgaben, dann würde den Folkungerrebellen auch nichts anderes übrigbleiben, als sich sofort in Gefangenschaft zu begeben.
    Die Reiterei würde sich dann in zwei Gruppen aufteilen. Der größeren würde die schwerere Aufgabe zukommen, die ausländischen Reiter zu besiegen, die kleinere würde das gegnerische Lager umzingeln, so dass niemand von dort entkommen konnte. Birger befahl, dass Sigurds Sohn Roland Aldesson den Befehl über die größere Reitertruppe führen sollte. Ritter Sigurd würde die kleinere Gruppe anführen und das Feindeslager einnehmen. Weder Ritter Sigurd noch sein Sohn widersetzten sich diesem Befehl, obwohl sie einen fragenden Blick austauschten.
    Es wurden einige Fragen gestellt, und sie gingen den ganzen Plan ein weiteres Mal durch. Dann befahl Birger Junker Roland und den beiden anderen Befehlshabern, ihr Nachtlager aufzusuchen und Ritter Sigurd und ihn allein zu lassen.
    »Ich wollte vor den Jünglingen nichts sagen, aber jetzt muss ich dich doch fragen, warum du meinem Sohn die schwerste und gefährlichste Aufgabe übertragen hast«,
sagte Ritter Sigurd mit eher verwunderter als zorniger Stimme, nachdem die anderen außer Hörweite waren.
    »Willst du lieber selbst an der Spitze reiten?«, fragte Birger, und seine Augen funkelten spöttisch. »Bedenke, dass wir beide langsam alt werden und nicht mehr ganz so agil sind. Ich habe diesen Befehl stellvertretend für dich gegeben, Sigurd, und meine Absicht war, dir damit einen Dienst zu erweisen.«
    »Dieser Dienst wird teuer, falls Roland zu den Gefallenen gehört, wenn wir morgen Mittag das Schlachtfeld säubern«, murmelte Sigurd.
    »Das war nicht meine Absicht, sondern ich wollte Roland morgen an der Ehre für den Sieg teilhaben lassen«, antwortete Birger. »Ich bin guten Mutes. Nach deiner Ankunft rechne ich ganz sicher mit dem Sieg. Und dir bleibt die Entscheidung erspart, ob du deinem Sohn die harmlose Aufgabe des Fahnenträgers oder eine ihm liebere, aber schwerere Aufgabe übertragen sollst. Das habe ich dir abgenommen.«
    »Du hast Recht und ich danke dir«, pflichtete ihm Ritter Sigurd nachdenklich bei. »Wie du sagst, hätte ich Roland vielleicht einen ungefährlichen Platz in den hinteren Reserven oder als mein Fahnenträger zugewiesen. Diesen Befehl hätte er befolgen müssen, aber mir anschließend bittere Vorwürfe gemacht. Meine Aufgabe ist es also, die Folkunger gefangen zu nehmen, nachdem wir ihr Lager eingenommen haben?«
    »Ja, denn du bist ein Ehrenmann und alle kennen dich«, bestätigte Birger. »Es geht ruhiger und geordneter vonstatten, wenn du dich darum kümmerst und nicht ich.«
    »Und dann soll ich dir alle Gefangenen übergeben?«
    »Ja, denn alle sind Gefangene des Königs, und ich bin sein Befehlshaber«, erwiderte Birger kurz und unwillig.
Ritter Sigurd betrachtete ihn lange und nachdenklich, doch ohne Hass im Blick.
    »Ich sehe, dass dich etwas bedrückt, Sigurd«, sagte Birger, als ihm die Stille unbehaglich wurde. »Sag es mir lieber jetzt als später!«
    »Ich fürchte die Härte, die du den Gefangenen gegenüber, von denen etliche unsere Verwandten sind, walten lassen wirst. Ich bitte dich, an Arn Magnussons oft zitierte Worte von der Milde zu denken, die Worte, die er uns eingeschärft hat«, erwiderte Sigurd langsam und mit gerunzelter Stirn.
    »Ich verstehe sehr wohl, an welche Worte du denkst«, seufzte Birger müde. »Wenn du dein Schwert ziehst, denke nicht daran, wen du töten, sondern wen du schonen kannst. Sind dies die Worte, an die du dachtest?«
    »Ja«, antwortete Sigurd. »An diese Worte will ich dich erinnern.«
    »Ich bin kein Heiliger wie er, das habe ich nicht geerbt«, sagte Birger achselzuckend.
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