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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
Autoren: Alexander Weiss
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Aussehen zusammenhing. Doch dieser Fall war eindeutig anders. Die kostbare Fracht im Bauch des Schiffs glich einem Pulverfass, und Gommel war der Funke, der alles in die Luft jagen konnte.
    Sie unterdrückte das Zittern ihrer Beine und brachte es nur mit größter Selbstüberwindung fertig, den Obersturmbannführer erneut zaghaft anzulächeln.
    „Was wirklich in einem steckt“, fuhr der SS-Offizier, offenkundig durch sie bestärkt, fort, „merkt man erst in Zeiten wie diesen. Sie, Maria, haben das deutsche Blut, von dem wir so viel mehr brauchen könnten.“
    Nochmals tätschelte er ihre Wange. Maria lächelte und fühlte Panik in sich aufsteigen. Gommel blickte sie entschlossen an. „Unter der Führung des Gauleiters werden wir die Russen vor den Toren von Königsberg niederringen.“ Mit seinen dicken Fingern wedelte er vor ihren Augen herum. „Es ist der Schicksalskampf des deutschen Volkes! All die Volksschädlinge und Deserteure, die sich da drüben in der Menge versteckt halten“, wütend zeigte er auf die Flüchtlinge am Kai, „werden wir aufspüren und rücksichtslos vernichten. Wer das deutsche Volk in diesen entscheidenden Tagen im Stich lässt, hat nichts Besseres als eine Kugel oder den Strick verdient!“
    Gommel hatte sich in Rage geredet und dabei einen roten Kopf bekommen. Bevor Maria etwas sagen konnte, drehte er sich voller Eifer um, zog sein Seitengewehr und sagte bestimmend: „So, und jetzt schauen wir mal, was der Direktor hier rausschmuggeln lässt!“
    Ohne sich weiter um Maria zu kümmern, stürmte er auf die offene Frachtluke zu.
    Einer seiner bewaffneten Wachleute folgte ihm, während der andere in der Nähe der beiden Matrosen eine Position einnahm, die ihm sowohl den Blick auf das Vorschiff, die Treppe zum Oberdeck als auch auf die Frachtluke ermöglichte.
    Eilig folgte Maria dem SS-Offizier, der die Leiter in den Frachtraum schon hinabgestiegen war und nun unschlüssig vor den verladenen Kisten stand. Im Halbdunkel des Frachtraums wirkten seine eng beieinanderliegenden Augen, die abwechselnd die Kisten und Maria betrachteten, wie Schlangenhöhlen.
    Ein quälend langer Augenblick verging, ohne dass Gommel sich rührte. Ganz augenscheinlich waren es nicht das Hakenkreuz oder der Reichsadler, sondern die Aufschriften, die den an Befehl und Gehorsam gewohnten SS-Mann bislang davon abhielten, eine der Kisten einfach mit dem Seitengewehr aufzubrechen.
    „Was versteckt der Direktor denn in den Kisten, Maria?“
    „Museumsgut des Gauleiters“, antwortete sie mit fester Stimme, „das eigentlich für sein Gut bei Metgethen bestimmt war, nun aber in Sicherheit gebracht werden muss.“
    Unwillkürlich trat Gommel einen Schritt zur Seite. Metgethen wirkte wie ein Zauberwort, das sogar den Obersturmbannführer zurückweichen ließ.
    Erich Foch, der Gauleiter von Ostpreußen, hatte jahrelang auf seinem Gut vor den Toren Königsbergs wie ein Fürst gelebt, umgeben von wertvollen Gemälden, Ikonen, Teppichen sowie Gold und Silber in jeder Form. Metgethen war der Aufbewahrungsort für eine der kostbarsten privaten Kunstsammlungen der Welt, die der Gauleiter größtenteils schon als Reichskommissar der Ukraine zusammengerafft hatte und die nur von wenigen Sammlungen anderer Nazi-Größen, etwa der Göring’schen, übertrumpft wurde.
    Metgethen stand für die grenzenlose Macht des Gauleiters über Leib, Leben und Tod in Ostpreußen.
    Gommels Augen glitten zweifelnd über die Kisten. Maria hielt den Atem an. Schon seit einigen Monaten genoss der Obersturmbannführer eine hervorgehobene Stellung beim Gauleiter, und sie hoffte inständig, dass der SS-Mann dieses Privileg nicht wegen ein paar Kisten aufs Spiel setzen wollte. Auf seiner Stirn bildeten sich tiefrote Falten.
    Gommel verfluchte innerlich den Museumsdirektor. Er hatte dem blutleeren Wissenschaftler mit der verbogenen Nickelbrille nie getraut. Was führte der Direktor hier bloß im Schilde? Oder geschah alles auf diesem Schiff wirklich auf Anweisung des Gauleiters?
    Gommel hatte Maria verschwiegen, dass in den nächsten Tagen unter seiner Leitung eine Fracht in auffallend ähnlicher Größe Königsberg in Richtung Weimar verlassen sollte. Hatte der Gauleiter seine Pläne geändert, ohne ihn zu benachrichtigen? War die Ladung geteilt worden? Oder spielte sich vor seinen Augen gerade der größte Diebstahl ab, den das Reich je erlebt hatte? Unmittelbar gegen den Führer gerichtet – denn die Angelegenheit stand unter ausdrücklichem
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