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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
Autoren: Alexander Weiss
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der alte Preuße gehen!“
    Doch dann ließ sie ein Blick in die Menge am Kai vor Entsetzen erschaudern.
    Instinktiv senkte sie den Kopf und drehte ihren Körper zur Deckwand, um nicht erkannt zu werden, aber auf der Außentreppe des erst vor kurzem weiß getünchten Schiffs war es nicht möglich, den Blicken der SS zu entgehen.
    „Heil Hitler, Frau Adler, ich freue mich ganz außerordentlich, Sie zu sehen. Darf ich an Bord kommen?“, drang die Stimme des SS-Offiziers laut und vernehmlich an ihr Ohr.
    Maria wandte sich dem rotblonden Mann zu, der um die vierzig war und eine untersetzte Figur hatte. Sie spürte ein nicht sichtbares, aber doch vorhandenes Zittern in ihren Beinen. Mit Schrecken bemerkte sie aus den Augenwinkeln die Leiter, die einladend aus der offenen Frachtluke herausragte. Der Mann mit der feldgrauen Uniform war verschwunden.
    Als sie die schwerbewaffnete Begleitung des SS-Offiziers erblickte, packte sie die Angst. Zwei bullige Soldaten mit harten Gesichtern unter den Rändern ihrer schwarzen Stahlhelme sicherten mit Maschinenpistolen den Offizier nach allen Seiten ab, während der Mann mit den gefürchteten Totenkopfemblemen am Kragenspiegel mit gewichtiger Miene das Schiff enterte. Der Glanz seiner schwarzen Uniform mit den silbernen Runen des SS-Ordens stand in schaurigem Kontrast zu den hungernden und frierenden Menschen am Kai. Ein eisiger Schauer jagte ihr über den Rücken.
    Wie sollte sie bloß mit diesen kaltblütigen und kampferprobten Männern fertig werden? Der kleine Revolver in ihrer Manteltasche war zwar schussbereit, würde ihr aber kaum weiterhelfen.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Heil Hitler, Herr Obersturmbannführer Gommel, bitte kommen Sie an Bord“, sagte sie mit so sorgloser und freudiger Stimme wie möglich.
    Gommel blieb unten an der Reling stehen und wartete darauf, dass sie die Außentreppe herunterkam, um ihn in Empfang zu nehmen. Die beiden Matrosen zogen den Steg wieder auf das Schiff zurück, wobei sie nicht wagten, Gommel direkt anzusehen.
    „Maria“, sagte Gommel und hielt ihr die Hand hin, um sie zu begrüßen und ihr gleichzeitig übertrieben galant beim Abstieg von der Treppe zu helfen. „Verraten Sie mir, was hier vor sich geht? Ist der Direktor auch an Bord?“
    „Nein“, antwortete sie und log dann instinktiv: „Dr. Brandner hält sich noch im Schloss auf. Er will erst später zum Hafen kommen.“
    Gommel hielt noch immer ihre Hand umfasst. Sie zog den Arm leicht zurück, und er ließ ihre Hand langsam durch seine Finger gleiten, bevor er sie ganz freigab. „Und was machen Sie hier, Frau Adler?“
    „Ich bereite für Dr. Brandner die Verladung weiterer Kulturgüter des deutschen Volkes vor, um sie vor den Bombenangriffen zu schützen.“
    Maria hielt sich strikt an die offizielle Sprachregelung in Königsberg, nach welcher die wertvollen Kunstgegenstände, die zuvor in Russland, der Ukraine und Polen erbeutet worden waren, ausschließlich zum Schutz gegen Bombenangriffe ausgelagert werden sollten. Vom sicheren Fall Königsbergs war offiziell keine Rede. Dass die Rote Armee Anfang Januar an der gesamten Front ihre lang erwartete Großoffensive begonnen hatte und die hilflose Wehrmacht nun vor sich hertrieb und Bataillon für Bataillon zermalmte, war eine Tatsache, die besser unausgesprochen blieb.
    „Ein umsichtiger Mann, der Direktor, mit offensichtlich unendlichen Möglichkeiten“, stellte Gommel nicht ohne eine Spur Misstrauen fest. „Welch ein Glück für Sie, dass Sie nicht auf die Emden verladen haben, sonst säßen Sie auch in Pillau mit Maschinenschaden fest. Bin gespannt, den Direktor zu sprechen. Wann, meinen Sie, wird er eintreffen?“
    Sie zuckte fast unmerklich mit den Achseln. „Ich hoffe, dass Dr. Brandner in der nächsten Stunde hier ist. Schließlich bin ich nur seine Assistentin. Er muss sich selbst ein Bild davon machen, dass alles ordnungsgemäß verladen wurde.“
    Gommel nickte. „Der Museumsdirektor kann mit Ihnen sehr zufrieden sein. Sie sind ein tüchtiges Mädchen, Maria.“ Gönnerhaft streichelte er ihre Wange, während sein Blick für einen kurzen Moment über ihren Körper huschte.
    Maria nahm sich mit aller Macht zusammen, um nicht dem Drang nachzugeben, ihren Kopf zurückzuziehen. Es musste ihr irgendwie gelingen, Gommel von den Kisten abzulenken und ihn wieder von Bord zu lotsen.
    Normalerweise hatte sie mit Männern keine allzu großen Schwierigkeiten, was, wie sie wusste, nicht unerheblich mit ihrem
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