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Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01)
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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überstanden, und kein Lumpi und keine Tante Dorothee konnten ihm mehr gefährlich werden!
    «Es war nur etwas eng», meinte er, «und etwas – stickig.»
    «Stickig?», kicherte Anna. «Na ja, wir können auch nie lüften. Und dann die alten Umhänge   …»
    Plötzlich schien ihr etwas einzufallen und sie sah sich unruhig um. Dann flüsterte sie: «Wir sollten lieber aufbrechen, wer weiß, wo sich Geiermeier herumtreibt.»
    «Hast du ihn gesehen?»
    «Nein. Aber es ist trotzdem besser.» Sie erhob sich in die Luft und mit einigen unsicheren Flügelschlägen folgte ihr Anton.
    «Was ich dich schon immer fragen wollte   –», sagte sie, «gibt es eigentlich auch Liebesgeschichten mit Vampiren?»
    «Liebesgeschichten?» Anton überlegte. «Die mit dem Nachtfalter, das war doch eine   …»
    «Igitt!», fauchte Anna. «Das nennst du Liebesgeschichte, wenn der Vampir am Schluss umkommt?»
    Eine Weile flogen sie wortlos nebeneinanderher.
    «Einmal hab ich eine gelesen, die glücklich ausging», schwärmte sie dann.
    «So?», sagte Anton. «Wie denn?»
    «Am Ende waren beide Vampire und lebten zusammen!»
    «Was?», rief Anton. «Das nennst du glücklich?»
    «Du nicht?» Mit großen, glänzenden Augen sah sie ihn an. «Willst du etwa nicht mit mir   …?»
    Jetzt musste Anton aufpassen, dass er nichts Falsches sagte!
    «Weißt du   –», begann er.
    «Ja?», schluchzte sie.
    «Ich kann doch gar kein Vampir werden!»
    «Wieso nicht?», rief sie. «Wenn ich dich   …» Sie machte eine Pause, weil sie sich nicht ganz sicher war, ob es günstig wäre, Anton in alle Einzelheiten des Vampirwerdens einzuweihen. Vielleicht schreckte es ihn ab?
    Umständlich begann sie: «Also, wenn ich dich, sobald ich meine Zähne habe   …»
    «Ich will aber kein Vampir werden!», rief Anton.
    «Nicht?», fragte Anna ungläubig.
    «Nein!», sagte er, empört über die Unverfrorenheit, mit der sie aus ihm einen Vampir machen wollte. «Ich hab überhaupt keine Lust dazu!» Das war wirklich ein starkes Stück!
    Aufgebracht flog er weiter und würdigte sie keines Blickes. Erst als er ein Schluchzen hinter sich hörte, sah er sich um.
    «Du – du magst mich nicht», stieß sie hervor, «du hast eine andere Freundin!»
    «Nein», sagte Anton, «bestimmt nicht!»
    «Wirklich nicht?»
    «Nein!»
    Sie seufzte erleichtert und fuhr sich mit der Hand über die Augen. «Es macht auch gar nichts, wenn du kein Vampir bist», meinte sie dann, «Hauptsache, wir mögen uns!» Dabei lächelte sie schon wieder.
    «Wir – wir sind gleich da», stotterte Anton, obwohl es noch mindestens fünfhundert Meter bis zu seinem Haus waren – aber warum fing Anna auch immer von solchen Sachen an, die ihn nur verlegen machten!
    «Ich glaub, ich seh Licht», rief er und begann, schneller zu fliegen. Sonst hatte er es nie eilig, nach Hause zu kommen, aber mit Anna im Nacken   … Wer wusste denn, was für peinliche Fragen sie ihm noch stellte.
    Im Wohnzimmer der Eltern leuchtete die Fernsehlampe. Anton hoffte nur, dass sie seine Abwesenheit noch nicht bemerkt hatten. Dann könnte er sich einfach in sein Zimmer stehlen.
    «Das Fenster ist zu», flüsterte Anna, deren Augen nachts viel besser sahen als seine.
    «Zu!», rief Anton entsetzt. Und tatsächlich: Im Näherkommen erkannte er, dass die Fensterflügel von innen verriegelt waren. Nicht einmal die Klappe stand offen.
    «Jetzt muss ich klingeln», murmelte er, «und dann erfahren sie alles.»
    «Erzähl doch, du warst spazieren», schlug Anna vor.
    «Ich sag einfach die Wahrheit», beschloss Anton, «die glauben sie am wenigsten!»
    Anna begleitete ihn noch bis zur Haustür. Hier zog er den Umhang aus und gab ihn ihr. Sie wirkte plötzlich ganz traurig.
    «Tschüs, Anton», sagte sie leise, und ohne sich noch einmal umzusehen, verschwand sie in der Nacht.

Peinliche Fragen
    Während Anton mit dem Fahrstuhl nach oben fuhr, versuchte er sich vorzustellen, was seine Eltern wohl sagen würden. Ob sie böse waren? Oder wütend? Oder enttäuscht? Auf jeden Fall konnte es nichts Gutes bedeuten, dass die Wohnungstür geschlossen war, als er aus dem Fahrstuhl kam. Sonst stand immer jemand an der Tür und sah ihm freundlich entgegen, wenn er unten geklingelt hatte.
    Er drückte auf den Klingelknopf und wartete. Klappernd näherten sich die Schritte der Mutter. Dann wurde die Tür geöffnet.
    «Weißt du, wie spät es ist?», fragte die Mutter an Stelle einer Begrüßung.
    «Neun?», sagte Anton fragend.
    «Viertel vor
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