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Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01)
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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zehn!», rief sie vorwurfsvoll. «Seit neun warten wir auf dich! Wir haben mit dir zu reden!» Damit drehte sie sich um und ging ins Wohnzimmer zurück. Anton folgte ihr – langsam und mit sehr gemischten Gefühlen.
    Der Vater saß auf dem Sofa. Als Anton hereinkam, stand er auf und schaltete den Fernseher aus, was sonst nie vorkam. «Wo warst du?», fragte er.
    «Ich? Spazieren.»
    «Soso. Spazieren! Um halb zehn geht mein Sohn, neun Jahre alt und Schüler der dritten Klasse, draußen spazieren.» Er machte eine Pause. «Und wo warst du, wenn man fragen darf?»
    «Ach», sagte Anton, «so überall   –»
    «Aha! Das ist natürlich eine klare Auskunft!» Um die Mundwinkel des Vaters begann es zu zucken, und das geschah immer dann, wenn er wütend war, seine Wut aber nicht zeigen wollte.
    «Übrigens, es riecht wieder so seltsam», sagte die Mutter. «Anton, bist du das?»
    Plötzlich fühlte sich Anton von Kopf bis Fuß gemustert, und voller Unruhe sah er nun selbst an sich herunter, ob nicht doch irgendwelche verräterischen Spuren auf seinen Besuch in der Gruft hinwiesen – zum Beispiel Friedhofserde an den Schuhen.
    Aber es war nichts zu sehen.
    «Habt ihr Feuer gemacht?», fragte die Mutter.
    «Nein», sagte Anton. Nun fing sie schon wieder damit an!
    «Vielleicht haben andere Feuer gemacht und du hast nur zugeguckt?»
    «Nein!!»
    «Oder habt ihr etwa geraucht?»
    «Auch nicht!»
    «Und wieso riechst du dann so?»
    «Das weiß ich nicht. Vielleicht ist es von Anna.»
    «Anna?» Der Vater horchte auf. «Wer ist Anna?»
    «Meine Freundin.»
    «Deine – was?»
    «Rüdigers Schwester.»
    «Wessen Schwester?», rief der Vater. «Rüdigers?»
    «Ja», sagte Anton, der sich nicht erklären konnte, was der Vater daran so aufregend fand.
    «Und du hast mich nicht beschwindelt?», fragte der Vater.
    «Nein!», antwortete Anton.
    «Na gut!», rief der Vater und sprang vom Sofa auf. «Das können wir nachprüfen.»
    «Willst du anrufen?», fragte die Mutter. Der Vater nickte und schlug das Telefonbuch auf. «…   Holzapfel, hier: Holzapfel, Heinrich, Angestellter.»
    «Wer ist denn Holzapfel?», fragte Anton vorsichtig.
    Der Vater warf ihm einen spöttischen Blick zu. «Das kann ichmir denken, dass du nicht weißt, wer Holzapfel ist», meinte er, während er wählte.
    Am anderen Ende der Leitung schien gleich jemand abgenommen zu haben, denn nun sagte der Vater mit ganz veränderter Stimme: «Herr Holzapfel? Hier Bohnsack. Entschuldigen Sie die Störung. Nur eine kurze Frage: Mein Sohn behauptet, mit Ihrer Tochter Anna   … Was? Sie haben gar keine   …» Er machte eine Pause. «Verstehe   …», sagte er dann, «nochmals vielen Dank!»
    Befriedigt legte er den Hörer auf und wandte sich Anton zu.
    «Weißt du, dass dein angeblicher Freund Rüdiger überhaupt keine Schwester hat? Nur einen Bruder, und der heißt Leo!»
    «Leo?», fragte Anton.
    «Und was deinen so genannten Rüdiger betrifft   … – der heißt nicht Rüdiger, auch nicht Rüdiger-Udo, sondern nur Udo!»
    «Udo?», sagte Anton verdutzt. Dann begriff er. Das musste der Udo sein, den er statt des echten Rüdigers eingeschmuggelt hatte! Ein schrecklicher Verdacht tauchte in ihm auf: Schließlich hatte Udo den Spitznamen «Klatschtante»   … Ob er seine, Antons, Eltern angerufen und ihnen alles erzählt hatte? Nein, so viel Gemeinheit traute er ihm doch nicht zu!
    «Und?», fragte der Vater. «Was hast du zu sagen?»
    «Ich?» Anton zögerte, dann sagte er: «Mir hat er sich als Rüdiger vorgestellt.»
    «Und die Schwester? Wie hat die sich vorgestellt?»
    «Die?», sagte Anton. «Als Anna natürlich.»
    «Verflucht nochmal! Eben hab ich dir erzählt, dass Udo überhaupt keine Schwester hat!»
    «Aber Rüdiger!», sagte Anton bockig.
    Jetzt schaltete sich die Mutter ein. «Anton», sagte sie, «dumusst doch zugeben, dass es sehr merkwürdig ist, wenn du mit einer Schwester spazieren gehst, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt! Willst du uns nicht die Wahrheit sagen?»
    «Jetzt begreif ich überhaupt nichts mehr», sagte Anton.
    «Also gut.» Der Vater gab sich sichtlich Mühe, ruhig zu bleiben. «Ich habe deinen angeblichen Rüdiger wieder erkannt. Er ist der Sohn meines Arbeitskollegen und heißt nicht Rüdiger von Schlotterstein, sondern Udo Holzapfel!»
    «Warum hast du das nicht gleich gesagt?», fragte Anton.
    Der Vater schnappte nach Luft. «Warum?», rief er. «Weil ich erst mal hören wollte, was mein Herr Sohn zu sagen
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