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Der Katzenelf (German Edition)

Der Katzenelf (German Edition)

Titel: Der Katzenelf (German Edition)
Autoren: Ilsebill
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anschließend noch einiges von Venedig kulturell auszukosten, einfach herum zu bummeln und sich anzuschauen, was diese Stadt noch zu bieten hatte. Doch dabei hatte sie, wie schon öfters, einfach die Zeit vergessen. Und jetzt kehrte sie erst wieder am frühen Abend ins Hotel zurück. Schnell atmend, mit aufgelöster Krisselfrisur und ein bisschen schlechtem Gewissen.
    Benno war sehr wütend. Er zog heftig an seiner Zigarre und paffte ungeduldig grauweiße Kringel in die Luft. Dabei starrte er aus dem Fenster und blickte direkt auf die Kirche Santa Maria Della Salute und von dort zum Gritti Palace Hotel von dem eine Holzbrücke über den Canale Grande geschlagen war.
    Der Oktober ging zu Ende und bald würden die Venezianer anlässlich des Festa Della Salute die Schwarze Madonna von der Pestkirche nach San Marco und wieder zurück tragen. Die Kirchenkuppel schimmerte kalt durch den Abendnebel.
    Gereizt wandte er sich an seine Freundin: „Werde doch endlich erwachsen Isa und höre mit diesen Kindereien auf! Du kommst viel zu spät und siehst immer noch aus wie ein Hippie!
Du kannst doch nicht so verwildert mit mir ausgehen! Heute Abend wirst du mich zu dem Essen mit meinen Geschäftsfreunden begleiten und zwar mit einem damenhaften Äußeren und basta! Ich erwarte von dir, dass du dich in spätestens einer halben Stunde in deinem neuen Kleid und deinen hohen Hacken die, weiß Gott, teuer genug waren, hier wieder einfindest und zwar mit einer eleganten Frisur, wenn ich bitten darf! Schließlich ist das heute ein wichtiger Abend für mich und ich stehe kurz vor dem Abschluss eines großartigen Deals. Wenn der platzt, kannst du künftig deine Manolos und Loboutains selber bezahlen, das schwöre ich dir! Und noch etwas: Es wäre schön, wenn du dich beim Essen etwas zurückhalten könntest, du wirst eindeutig zu dick! Sieh dir doch bitteschön einmal dein Hinterteil an! Es scheint dir bei mir bestens zu gehen, nicht wahr, du kostest mich auch genug! Also in dreißig Minuten bist du fertig und keine Widerrede!“
    Er steckte seinen Zigarrenstummel achtlos in den Topf der Zimmerpalme und verließ mit wuchtigen Schritten den Raum.
    Isa saß zusammengekauert in ihrem Sessel. Sie fühlte sich furchtbar müde. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, mit Benno nach Venedig zu fahren. Voller Selbstmitleid wischte sie sich schnell ein paar Tränen vom Gesicht und sah ebenfalls auf die Kuppel von San Marco.
    „Eine so schöne Stadt“, dachte sie und verschränkte trotzig ihre Arme, „sollte man doch genießen können!“
    Der frühe Abend, der jetzt im Spätherbst die Gebäude in ein unwirkliches und mystisches Licht tauchte, der Duft nach gebratenen Muscheln und Pasta in den engen verwinkelten Gassen, der Geruch des Meeres und das Geschrei der Straßenhändler, das alles und die vielen farbigen Geschichten, die aus jeder alten Mauerritze, von jeder Straßenlaterne, sogar aus den verschlossenen Fenstern und Türen in ihren Kopf drangen und ihr bunte Abenteuern und Erlebnisse zuflüsterten. Das alles war einfach überwältigend!
    „Ich wollte, ich wäre mit einem Mann hier, der mich wirklich liebt“, murmelte sie zu sich selbst. Ist Venedig doch nur Klischee? Nein, diese Stadt ist geschaffen für Liebende! Aber vielleicht ist es auch ein Ort der Erkenntnis, denn mit Benno verband sie nichts mehr. Seit sie hier angekommen waren, gab es wie auch zuhause, jeden Tag nur Streit. Jeden Cent, den er für sie ausgab, rechnete er ihr vor und sie fühlte sich klein und billig, weil sie sein Geld überhaupt nahm.
    Zornig dachte sie: „Er wollte damals, dass ich meinen Job aufgebe, Großmutter und das Haus am See verlasse und zu ihm ziehe. Nun hat er mich wie seine Kunstsammlungen seinem Besitz einverleibt! Ich bin wie die antiken Ölgemälde, wie ein Bild an der Wand seines Zimmers! Immer wenn es ihm Spaß macht, nimmt er es herunter, betrachtet es voller Besitzerstolz und protzt damit vor seinen Geschäftsfreunden. Nein, Isa denk endlich nach, es muss sich etwas ändern!“
    Ihr Blick fiel auf ihre Armbanduhr und sie erschrak. In zehn Minuten war die halbe Stunde vorbei! Sie stürmte aus dem Raum und eilte in ihr Schlafzimmer, wo sie ohne lange zu überlegen ein schwarzes Kleid und ihre roten Stilettos aus dem Kasten holte. Sie setzte sich vor den Spiegel und bürstete ihre schulterlangen rotblonden Locken. „Blöde Haare“, dachte sie, während sie versuchte, mit Gel und Spangen den widerspenstigen Kräuselschopf zu einer eleganten
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