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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht
Autoren: Charlotte MacLeod
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hat.«
    »Worauf Sie sich verlassen können!«
    Joad umfaßte seine Reagenzgläser noch
fester und folgte Dorkin. Mr. und Mrs. Pommell, die beide grüne Wollbademäntel
über ihren grünweißgestreiften Schlafanzügen für »Sie« und »Ihn« trugen,
stürmten nach unten.
    »Was bedeutet diese Ungeheuerlichkeit?«
verlangte Pommell zu wissen. So lautete offenbar in dieser Nacht die Reaktion
aller Balaclavianer auf die Konfrontation mit der Polizei, so wie die erste
Aussage einheitlich »Wir sind alle zusammen weggefahren« geheißen hatte.
Wahrscheinlich hatten sie sich auf diese Sätze geeinigt für den Fall, daß
irgend etwas passieren sollte und sie schnell eine geeignete Antwort finden
mußten, eine Reaktion, die deutlich werden ließ, wie sehr sie daran gewöhnt
waren, als Gruppe aufzutreten — keine besonders kluge Antwort, was darauf
schließen ließ, daß die Gruppe vielleicht nicht ganz so intelligent war, wie
die einzelnen Mitglieder gerne glauben wollten.
    »Es bedeutet, daß Ihr Freund Hodger
bereits verhaftet worden ist, wie jetzt auch —«
    Shandy stieß Ottermole mit dem Ellbogen
in die Rippen. »Nicht den Mann«, flüsterte er.
    »Ach ja — wie jetzt auch Ihre Frau.
Mrs. Pommell, ich verhafte Sie hiermit wegen des Mordes an Professor Ungley.
Alles, was Sie von jetzt an sagen, kann gegen Sie verwendet werden, also sagen
Sie am besten gar nichts. Und Sie auch nicht, Mr. Pommell. Ich verhafte Sie als
Mittäter. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Ihnen Ihre Rechte nur einmal
vorlese? Wir sind nämlich etwas in Eile. Professor Shandy, können Sie mit
Handschellen umgehen?«
    »Ich denke schon. Aber ich muß Sie
warnen, Mrs. Pommell, ich habe nämlich keinerlei Hemmungen, ich greife im
Notfall auch gewalttätige Frauen an, wenn sie skrupellos genug sind, einem alten
Mann mit einem silbernen Fuchs den Schädel einzuschlagen. Sie können daher also
aufhören zu versuchen, mir hier vor Zeugen die Augen auszukratzen.«
    Trotz seiner Warnung kostete es Shandy
doch eine Menge Kraft, das tödlichere Exemplar der Spezies Pommell zu bändigen.
Budge Dorkin mußte Mrs. Pommell schließlich die Handschellen anlegen, während
Shandy ihre Krallenhände hinter ihrem üppigen Rücken festhielt. Der Ehemann
ließ sich dagegen problemlos festnehmen. Er verhielt sich ganz wie ein Mann,
der unter Schock steht, was sicherlich auch der Fall war. Als ihm schließlich
ebenfalls Handschellen angelegt wurden, belief sich sein Protest lediglich auf
ein schwaches »Das ist eine Unverschämtheit!«
    Die Hausangestellte war offenbar völlig
verstört und streckte mit resignierter Demut, die Shandys Herz rührte,
ebenfalls ihre Hände aus. Er schüttelte den Kopf.
    »Schon in Ordnung, Miss. Sie werden
nicht verhaftet. Ich vermute, der Hauptgrund für die Einstellung dieser jungen
Frau war die Tatsache, daß sie nicht in der Lage war zu verstehen, was hier
überhaupt vorging. Meinen Sie nicht auch, Ottermole? Wir müssen einen
Dolmetscher besorgen und sie befragen, wenn es uns irgendwann gelingen sollte
herauszufinden, welche Sprache sie spricht.«
    »Das ist eine Aufgabe für euch am
College. Also los, dann wollen wir mal nachsehen, was Joad herausgefunden hat«,
erwiderte der Polizeichef.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wovon
Ihr Idioten überhaupt redet.« So schnell gab sich Mrs. Pommell nicht
geschlagen.
    »Oh, das können Sie sich sogar bestimmt
gut vorstellen, denke ich«, antwortete Shandy recht freundlich. »Diese neuen
Lammfellbezüge, die Sie sich für Ihren Wagen zugelegt haben, passen nicht
gerade zu Ihrem — eh — Lebensstil, wenn Sie wissen, was ich meine. Ich nehme
an, sie waren das beste, was Sie unter den gegebenen Umständen auftreiben
konnten.«
    »Welche Umstände?«
    »Am besten spazieren wir jetzt mal kurz
zur Garage und sehen uns den Bericht unseres Chemikers an. Nach Ihnen, Mrs.
Pommell, und versuchen Sie nicht — eh — irgendwelche Dummheiten zu machen. Habe
ich mich da richtig ausgedrückt, Ottermole?«
    »Sehr gut.«
    Ottermole schien ebenfalls unter
gewissen Schocksymptomen zu leiden. Den Bankier zu verhaften, dem man die
Hypothek auf sein Haus schuldete, war vielleicht wirklich nicht gerade leicht,
vermutete Shandy. Aber Ottermole hatte es trotzdem getan. Er war vielleicht
nicht gerade der intelligenteste Mensch der Welt, aber eins war sicher, der
Mann war alles andere als ein Feigling. Shandy hoffte nur inständig, daß Joad
das gefunden hatte, wonach er hatte suchen sollen.
    Seine Hoffnung
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