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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Michaela Thewes
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und Markus betrat, einen Stapel Kartons vor sich her balancierend, den Laden. Donnerwetter, wie macht der Mann das bloß?, überlegte ich. Seine Haare und seine Klamotten waren vom Regen total durchweicht. Trotzdem sah er fantastisch aus! Knusprig und zum Anbeißen. Wie ein frisch gebackenes Brötchen. Auch wenn Markus das vehement bestritt, war ich mir sicher, dass er seinen von Natur aus dunklen Teint gelegentlich auf der Sonnenbank auffrischte. Der eigentliche Hingucker waren jedoch seine leicht ergrauten Schläfen, die ihn zwar weder erfahren noch weise, dafür aber wahnsinnig interessant und sexy wirken ließen. Schwer zu sagen, ob er dieses gewisse Etwas seinem Alter oder den geschickten Händen seines Friseurs zu verdanken hatte.
    So oder so, die Frauen flogen auf ihn – was bedauerlicherweise nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Ein Jammer! Und ein echter Verlust für die Damenwelt. Denn wie die meisten schwulen Männer war Markus nicht nur extrem attraktiv, sondern darüber hinaus auch noch sensibel, einfühlsam und verständnisvoll. Kurz gesagt: Er verfügte über all jene Extras, die bei Männern nicht gerade zur normalen Grundausstattung gehörten. Leider galt für diese seltene Luxusausführung die Devise: anschauen, aber nicht anfassen! Seufz, ähnlich unbefriedigend war nur ein Schaufensterbummel am Sonntagnachmittag!
    Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – verband mich mit Markus über unser Arbeitsverhältnis hinaus eine herzliche Freundschaft. Auch Jenny liebte Markus heiß und innig. Entsprechend erfreut stürmte sie ihm nun entgegen. Sie umsprang Markus wie ein junger Hund. »Halt dich fest, Boss! Es gibt sensationelle Neuigkeiten«, krakelte sie lauthals. »Belinda fliegt nächste Woche nach Griechenland!«
    Ihre Anteilnahme war rührend. Allerdings hätte ich wetten können, dass es diplomatischere Wege gab, den Boss um eine Woche Urlaub zu bitten.
    Markus war unser Chef und Inhaber des Modegeschäfts NOMEN, das sich seit der Eröffnung vor zwei Jahren in Düsseldorf zu einem echten Geheimtipp gemausert hatte. Der Name war in unserem Laden tatsächlich Programm, denn wir führten ausschließlich Designerware. Allerdings fanden die Kunden in unseren Regalen nicht nur bekannte Modelabel wie Gucci, Prada oder Armani, sondern auch Modelle aus den Kollektionen junger, weitgehend unbekannter Designer, die auf den großen Laufstegen dieser Welt noch nicht zu finden waren. Und genau diese Mischung machte den Reiz unseres Geschäfts aus. Markus verfügte über einen exzellenten Geschmack und einen untrüglichen Riecher für alles, was mit Mode zu tun hatte.
    Ein weiterer Pluspunkt von NOMEN war die Lage. Unser Geschäft befand sich etwa hundert Meter von der Königsallee entfernt in einer kleinen Seitenstraße. Weit genug von Düsseldorfs Prachteinkaufsmeile entfernt, um weniger gut betuchte Kunden nicht abzuschrecken, und nahe genug dran, um für die High-Society-Ladys bequem erreichbar zu sein. Von der Königsallee aus konnten sie mal eben einen kleinen Abstecher zu uns machen, ohne unter der Last ihres dicken Portemonnaies und der vielen Einkaufstüten zusammenzubrechen.
    Markus, der von Jennys stürmischer Begrüßung noch sichtlich benommen war, stellte die Kartons auf dem Boden ab. Dann kratzte er sich am Kopf. »Mist, ich werde alt. Du hast nächste Woche frei? Das hab ich völlig verschwitzt.«
    Bevor Jenny mir erneut zuvorkommen konnte, erzählte ich Markus von dem Gewinnspiel. »Sollte das mit dem Urlaub ein Problem sein, werde ich von der Reise zurücktreten«, bot ich – natürlich nur der Höflichkeit halber und pro forma – an. »Ist ja ziemlich kurzfristig.«
    »So leid es mir tut, Belinda, dann wirst du wohl auf Griechenland verzichten müssen.«
    Ich schluckte schwer. Tapfer bemühte ich mich, mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. War ja klar, wenn ich mal ausnahmsweise was Spontanes oder Verrücktes machen wollte, ging das garantiert in die Hose.
    Markus lachte. »Hallo?! Das war ein Scherz!«
    »Du hast echt einen merkwürdigen Humor«, knurrte Jenny. »Es wäre deinen Angestellten gegenüber nur fair, wenn du deine Witze in Zukunft vorher ankündigen würdest. Damit wir wissen, wann wir lachen müssen.«
    »Also, entschuldigt bitte, ich kann doch nicht jedes Mal ›Kennt ihr schon den …?‹ sagen, bevor ich einen Scherz mache.« Markus drückte mich herzlich an sich. »Natürlich bekommst du Urlaub. Lass dich in diesem Luxushotel mal so richtig
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