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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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allgemeine Auseinandersetzung. Für Paul wurde die Sache zu kompliziert. Er ging.
     
     
    Das Zusammenspiel von Serane, Teidemann und Slav hatte ihn besonders verwirrt. Ein paar Tage später erkundigte er sich beim Mittagessen danach.
    „Oh, Sie meinen Slav und Teidy?“ sagte Marggold. „Slav ist aus der Katalyse-Abteilung geflogen, und Teidemann wurde von Kussman gefeuert. Serane hat sie sich beide an Land gezogen, und er hat gelernt, mit ihnen umzugehen.“ Er studierte die beleuchtete Speisekarte, die vor seinem Plastikteller in die Tischplatte eingelassen war. „Hm. Alles rot heute.“
    Paul hatte die Karte schon durchgelesen. Schweizer Steak – mit einem roten Sternchen. Seezungenfilet – ebenfalls. Huhn à la Creole – genauso. Rindfleischpastete – desgleichen. Die ganze Karte. Und unten der rote Stern: DIE GESUNDHEITSBEHÖRDE: DER VERZEHR DIESER SPEISEN GEFÄHRDET IHRE GESUNDHEIT. Paul Sagte: „Der Krebserzeugungsindex scheint beim Pinguinbraten am niedrigsten zu sein. Keine DES, kein Kepon, geringer BHT im PCB und nur wenig Quecksilber. Hundertfünfzig Kalorien und nur viereinhalb Dollar.“
    „Er hat aber eine gelbe EPA-Kennzeichnung“, meinte Marggold. „Damit gefährden Sie eine ohnedies gefährdete Spezies noch weiter.“
    „Ja, aber alles ist entweder gefährlich, umweltschädlich oder zu teuer. Und inzwischen habe ich Hunger.“ Er drückte auf den Knopf neben dem Pinguineintrag. Sogleich erschien im Speisenschacht neben seinem Teller ein verschlossener Plastikbehälter. Er riß den Deckel auf, und ein köstliches Aroma dampfte ihm entgegen. Mit seinem Plastikbesteck langte er zu. „Teidemann …?“ erinnerte er Marggold.
    „Nun“, antwortet dieser, „Serane braucht Teidemann, weil er der einzige ist, der mit Slav kommunizieren kann. Wie schmeckt der Vogel?“
    „Nicht schlecht.“
    „Ich glaube, ich nehme trotzdem die Pastete“, meinte Marggold. Er drückte auf den Knopf. Die Speisekarte blinkte auf: VORÜBERGEHEND AUSVERKAUFT. Achselzuckend drückte er den Pinguin.
    Paul war immer noch verwirrt. „Aber Slav scheint niemals seine Hausaufgaben zu machen. Serane hat ihm einen Auftrag gegeben, und er hat etwas völlig anderes gemacht.“
    „Aber Serane war zufrieden?“
    „Nun ja, anscheinend gefiel ihm, was Slav statt dessen lieferte.“
    „Das ist Seranes Technik im Umgang mit Slav. Er weiß, daß Slav nicht tut, was man ihm aufträgt, und so betraut er ihn mit einem anderen, damit verknüpften Projekt, nach der Theorie, daß Slav eben nicht dies, sondern das derzeitige Gruppenprojekt bearbeiten wird, obwohl – oder gerade weil – er diesen Auftrag nicht hatte. Oder mache ich es jetzt noch schlimmer?“
    „Nein, ich glaube, ich verstehe.“ Teidemann war Slavs notwendiges und komplementäres Gegenüber. Jeder von beiden war nur zusammen mit dem anderen vollständig. Er begriff jetzt, daß sie in einer perfekten Symbiose für Serane arbeiteten. Nur Serane konnte so etwas bewerkstelligen.

 
4
Mary Derringer/K
     
     
     
    „Guten Morgen“, sagte Mary Derringer.
    „Guten Morgen, Mary“, antwortete die Maschine. „Wen wollen wir heute nehmen? Freud? Reich? Fromm?“
    „Keine künstlichen Holos. Nur du.“
    „Nichts Außergewöhnliches für deine letzte Sitzung?“
    Die sanften, qualvollen Klänge eines Stückes aus Song (eine Szene des ersten Aktes, dachte sie) ertönten kaum hörbar in irgendeiner Ecke. Sie hatte nie herausfinden können, wo die Lautsprecher verborgen waren.
    „Mary?“ drängte die Maschine.
    Sie hatte einen plötzlichen, perversen Einfall. „Ich hab’s mir überlegt. Ich möchte, daß du … Philip Donnator bist.“
    „Wer?“
    „Philip Donnator, der Komponist. Sag nicht, daß die Große Allwissende Maschine noch nie von ihm gehört hat. In diesem Augenblick spielst du seine Musik.“
    „Die Musik ist purer Zufall. Es gibt niemanden dieses Namens in meiner psychiatrischen Datenbank.“
    „Natürlich nicht, Dummerchen. Er war Komponist, nicht Psychiater.“
    „Nun, wir haben ihn nicht.“
    „Aber du kannst ihn besorgen. Kannst du dich nicht in die Allgemeine Datenbank einschalten?“
    „Was ist seine Identitätsnummer?“
    „War. Er ist tot. Und ich weiß es nicht. Frag die Auskunft. Tu nicht so hilflos. Philip Donnator. Autor von Song. Starb vor ungefähr zwanzig Jahren.“
    „Womöglich gibt es nicht genug von ihm, um eine Synthese zu formen. Die Datenbank müßte schon über eine ausreichende Stimmaufzeichnung verfügen, außerdem
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