Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess
Autoren: Brian Conaghan
Vom Netzwerk:
wenn wir über die Typen reden.
    Alle Mädchen machen das. Und nebenbei, Sie sollten mal hören, was die über uns sagen. Jemand hat mal in Umlauf gebracht, dass ich so einem kleinen Achtklässler nach der Disco einen runtergeholt habe … mit der Hand … Sie wissen schon … dass ich ihn hochgebracht hab. Und dann habe ich mitgekriegt, wie die ganzen Rotznasen aus der Achten auf dem Flur miteinander flüsterten. Also bin ich zu dem Typen mit der großen Klappe hingegangen und habe ihm gesagt, dass ich ihm die Nase eintrete, bis sie ihm aus dem Ohr wieder rauskommt, wenn er denen nicht erzählt, dass das ein Haufen Müll war. Und was sage ich Ihnen, er hat fix alles wieder zurückgenommen. Ich meine, weshalb sollte ich denn überhaupt auf einer Achtklässler-Disco aufkreuzen? Ich fahre echt nicht darauf ab, zu The Jonas Brothers herumzuhopsen, besten Dank.
    Was ich sagen will, ist: Glauben Sie bloß nicht alles, was Sie zu hören kriegen, auf keinen Fall. Eine einzige SMS genügt und schon ist man die größte Schlampe in der ganzen Schule. Manchmal wünsche ich mir die alten Zeiten zurück, als es noch keine Handys gab. Meine Mutter redet immer noch davon. Können Sie sich das vorstellen? Man würde total vereinsamt durch die Gegend laufen.
    Im Übrigen wusste Rosie, dass ich irgendwie auf Conor Duffy stand. Obwohl er auf Fußball und diesen ganzen Männerkram abfuhr, der total uncool ist. Ich mochte ihn trotzdem. Ohne seine Kumpels war er nämlich ziemlich okay.
    Dieses ganze blöde Celtic-Gegröle hätte ich ja noch ausgehalten, aber auf keinen Fall könnte ich mir das affige Wir-sind-amerikanische-Gangster-Getue reinziehen. Hier in Glasgow – aber sicher doch.
    Und Sie sollten mal hören, wie die Typen reden, als würden sie aus den miesesten Vierteln der Stadt stammen, mit diesem reinen Glasgower Dialekt, wie aus dem Comic-Heft. Der ist total aufgesetzt, ich habe gehört, wie ein paar von denen mit ihren Müttern sprechen, und das ist Millionen Meilen weit entfernt von dem, was ihnen in der Schule so aus dem Mund schwappt. Aber endgültig Schluss ist bei mir, wenn das ganze Hip-Hop-Gesinge losgeht und die Kommentare dazu. Ich meine, haben Sie schon mal 50Cent und JayZ in schottischem Dialekt gehört? Hört sich an wie ein Vollidiot mit Sprachstörungen.
    Ich mochte ihn trotzdem. Es war eins von diesen verbotenen … irgendwie magischen … Lastern, ja das ist es. Rosie fand, er sei ein ziemlicher Trottel, also versuchte ich, ihn nicht zu mögen. Nein, ich mache nicht immer, was Rosie mir sagt. Aber auf seine Freunde hört man doch, oder etwa nicht? Ich versuche nicht, hier irgendwas zu verbergen.
    Clem?
    Clem war okay, auf seine langweilige Art – halt so ein Typ, der Bücher mag und ständig liest und so. Er hatte einen komischen Namen und einen komischen Akzent. Manche Mädchen stehen auf so was. Sie sagten alle, er sei irgendeinem Typen aus O. C. California wie aus dem Gesicht geschnitten, aber O. C. California sehe ich mir nie an, also konnte ich das wirklich nicht beurteilen. Zu bissig für meinen Geschmack.
    Für mich war es, als würde man jemanden aus Eastenders oder Hollyoaks reden hören . Das ist das Erotischste, was man hier kriegt …
    Nein, das meine ich nicht … er war anders, wollte ich sagen … exotisch dann eben. Erotisch, exotisch, das ist doch kein großer Unterschied.
    Nach nur einer Woche an der Schule fraß ihm schon jeder aus der Hand. Ich nannte das den Robbie-Williams-Effekt. Sie wissen schon, alle Typen wollen … sagen Sie bloß, Sie kennen das nicht? So oder so, es gab jedenfalls ein paar Mädchen, vor allem in der Klasse unter uns, die fingen an zu sabbern, sobald sie auf dem Flur nur an ihm vorübergingen, als würden sie in einem JLS Musikladen-Gig mitspielen. Es war lächerlich. Aber ob ihr’s glaubt oder nicht, Miss Croal war die Schlimmste von allen.
    Ihr lief praktisch die Spucke aus dem Mund, wann immer er in ihre Englischklasse kam. Sogar ich habe mich für sie geschämt. Nein, ich habe sie nicht deswegen fertiggemacht. Ja, vielleicht, habe ich dann und wann mal eine Bemerkung fallen lassen … aber nichts Gemeines.
    Manchmal brauchen es diese neuen Lehrerinnen, dass man ihnen zeigt, wo ihr Platz ist. Die stecken noch voll von diesen neuen Ideen. Ich meine, die sollen uns ein Buch geben und es uns lesen lassen oder zumindest so tun lassen, als ob wir’s lesen. Wir müssen ja wohl nicht untersuchen, was jedes verdammte Wort bedeutet. Ich wollte Englisch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher