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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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kletterte von ihm herunter.

    Sie hatte seine Rechte ans Bett gefesselt.
    Als er den Blick wieder hob, sah er einen Ellbogen auf sich zukommen. Sein Kopf wurde zurückgeschleudert. Er schmeckte Blut.
    Seichan drückte ihn aufs Bett nieder, setzte sich auf seine Brust. Sie holte aus. Er versuchte, den drohenden Schlag mit dem linken Arm abzuwehren. Sie legte den Kopf schief. »Das muss überzeugend aussehen, sonst landen Sie noch als Verräter in Guantanamo.«
    Sie hatte recht.
    Gray senkte den Arm.
    Sie schlug so fest zu, dass seine Lippe aufplatzte. Ihm dröhnte der Kopf. Seichan schüttelte die schmerzende Hand - dann holte sie erneut aus.
    »Und das ist dafür, dass Sie mir nicht vertraut haben«, sagte sie und schlug abermals zu.
    Blut strömte aus seiner Nase. Für einen Moment verlor er das Bewusstsein.
    Seichan neigte sich auf sein Ohr hinunter. »Erinnern Sie sich noch an das kleine Versprechen, das ich Ihnen ganz zu Anfang gegeben habe?«
    »Worum ging es?« Er drehte den Kopf zur Seite und spuckte aus.
    »Ich habe Ihnen versprochen, dass ich Ihnen den Namen des Maulwurfs verraten würde, wenn alles vorbei ist.«
    »Aber es gab doch keinen Maulwurf.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    Sie sah ihm aus nächster Nähe in die Augen. Auf einmal war er sich nicht mehr so sicher.
    Seichan richtete sich auf und ruckte mit dem Ellbogen, ein Streifschlag, der sein Auge traf.
    »Herrgott noch mal!«
    »Das wird eine schöne Schwellung geben.« Seichan fuhr sich mit dem Finger über die Lippen und musterte ihn wie ein Maler ein im Werden begriffenes Ölgemälde. Dann sagte sie: »Ich bin der Maulwurf, Gray.«
    »Was...?«

    »Ein Maulwurf, der in die Gilde eingeschleust wurde.«
    Sie schlug ihn mit der Faust aufs andere Auge. Einen Moment lang verdunkelte sich seine Sicht.
    »Ich bin eine von den Guten, Gray. Haben Sie das noch nicht gemerkt?«
    Gray war ganz benommen von den Schlägen und von ihrer Enthüllung.
    »Eine Doppelagentin?«, hustete er ungläubig. »Vor zwei Jahren haben Sie auf mich geschossen! Sie haben aus kürzester Entfernung auf meine Brust gezielt.«
    Sie holte erneut aus. »Da wusste ich, dass Sie einen speziellen Körperschutz trugen. Haben Sie sich nie gefragt, weshalb ich mit der gleichen Schutzweste ausgerüstet war wie Sie? Das hätte Ihnen eigentlich zu denken geben sollen, Gray.«
    Sie rammte ihm die Faust gegen die Stirn. Dann zwickte sie ihn in den Nasenrücken, als überlege sie, ob sie ihm die Nase brechen sollte.
    »Und was war mit der Anthrax-Bombe in Fort Detrick?«
    »Die war harmlos. Ein Blindgänger. Ich hatte vor, den Hersteller haftbar zu machen.«
    »Aber... was war mit dem Museumskurator in Venedig?«, platzte er heraus. »Den haben Sie kaltblütig getötet.«
    Sie kratzte ihm über die linke Wange. Ihre Fingernägel ließen tiefe, brennende Furchen zurück. »Hätte ich das nicht getan, wäre seine ganze Familie getötet worden. Seine Frau und seine Tochter.«
    Gray blickte fassungslos zu ihr auf. Sie wusste auf alles eine Antwort.
    Seichan lehnte sich zurück, legte die Hand ans Ohr und betrachtete seine Nase. »Und ich habe nicht die Absicht, jetzt Schluss zu machen - nicht nach fünfjähriger Arbeit, jetzt, wo ich dicht davor stehe, den Chef der Gilde ausfindig zu machen.«
    Sie schlug zu, doch er fing ihren Arm rechtzeitig ab.
    Sie beugte sich vor, drückte ihn mit ihrem Gewicht nieder.
    »Seichan...«
    Sie spannte die Muskeln an, in ihren Augen lag ein gequältes Funkeln. Ihre Blicke trafen sich. Sie suchte in seinen Augen, doch anscheinend wurde sie nicht fündig. Enttäuschung lag in ihrem
Blick. Und auch Bedauern... vielleicht Einsamkeit. Dann war es vorbei.
    Sie schlug mit dem anderen Ellbogen zu, ein aufs Ohr gezielter Hieb. Er sah Sterne und ließ sie los. Seichan fiel zurück, kletterte von ihm hinunter.
    »Das reicht«, murmelte sie und wandte sich ab.
    Sie öffnete das Kleiderbündel, zog das Nachthemd aus, legte den Schwesternkittel an und verbarg ihr noch in Heilung begriffenes Gesicht unter einem Kopftuch. Die ganze Zeit über wandte sie ihm den Rücken zu.
    »Vertrauen Sie mir, Gray. Und sei es nur ein bisschen. Das habe ich verdient.«
    Ehe er etwas erwidern konnte, ging sie hinaus.
    Vertrauen Sie mir.. .
    Er wollte verdammt sein, wenn er das tat.
    Mühsam richtete er sich auf. Sein Gesicht pochte, das eine Auge war schon ganz zugeschwollen.
    Eine Viertelstunde verstrich. Der Vorsprung sollte eigentlich reichen.
    Schließlich öffnete sich die Tür, und Painter
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