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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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hatte. Sie hatte fern von Painter ihre Beziehung neu bewerten und in die richtige Perspektive rücken wollen, bevor ihr beider Leben beruflich und privat miteinander verschmolz.
    Jetzt war sie schlauer.
    Sie hatte Kannibalen überlebt und die Angriffe von tobsüchtigen Wahnsinnigen.
    Sie wusste, dass sie stark genug war, es allein zu schaffen.

    Aber dennoch...
    Sie hob den Kopf, küsste Painter auf die Lippen und flüsterte: »Ich gehöre zu dir.«
12:02
    Gray schritt durch den Krankenhauspark. Jetzt trug er Stiefel und Jeans und darüber ein bunt gemustertes Hemd. Es tat gut, anstatt der Krankenhausnachthemden wieder seine eigenen Sachen zu tragen. Nicht minder angenehm war es, wieder draußen in der Sonne zu sein, wenngleich er weiterhin Mühe beim Atmen hatte und ihm die Helligkeit in den Augen wehtat. Der Heilungsprozess dauerte noch immer an, doch nach der langen Bettlägerigkeit war er rastlos geworden und fühlte sich zunehmend gereizt.
    Er ging schneller und machte größere Schritte. Um böse Überraschungen von vornherein auszuschließen, war er bereits einmal um das Gebäude herumgegangen.
    Er hatte den Ausflug drei Tage lang geplant, und jetzt hatte er den Zeitplan straffen müssen. Vor ihm tauchte der Ausgang auf.
    Es war ihnen gestattet, das Krankenhausgelände zu verlassen, jedoch durften sie sich nicht weiter entfernen als bis zum nahen Dorf.
    Als Gray um eine hohe Hecke bog, gelangte er zu einem kleinen Alkoven, in dem sich ein Altar mit einem rot gewandeten dicken Buddha befand. Auf dem Boden lagen ein paar Räucherstäbchen, doch der Rauch hatte einen anderen Ursprung.
    Kowalski stützte sich mit einer Hand am Kopf des Buddhas ab. Er nahm die Zigarre aus dem Mund und stieß eine Rauchwolke aus.
    »O Mann...«, brummte er zufrieden.
    »Woher haben Sie - ach, schon gut.« Gray streckte die Hand aus. »Haben Sie mitgebracht, worum ich Sie gebeten habe?«
    Kowalski drückte die Zigarre auf der Schulter des Buddhas aus.
    Gray zuckte angesichts dieses Sakrilegs zusammen.
    »Ja, aber wozu brauchen Sie das ganze Zeug?«, fragte Kowalski und zog hinter seinem Rücken ein in Papier eingeschlagenes Bündel hervor. »Ich hab den Krankenpfleger bestochen, als ich gerade
mit dem Schwamm abgerubbelt wurde. Typisch, dass man mir einen Mann zugeteilt hat. War nicht besonders lustig. Aber der Bursche hat alles beschafft, was Sie haben wollten.«
    Gray nahm das Paket entgegen und wollte sich abwenden.
    Kowalski verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte irritiert. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Gray hielt inne. »Ist noch was?«
    Kowalski öffnete den Mund - und klappte ihn wieder zu.
    »Reden Sie schon«, sagte Gray.
    Kowalski wedelte mit den Händen. »Also... die ganze Zeit über hab ich kein Schießeisen mehr in der Hand gehabt. Kein Gewehr, keine Pistole, nicht mal ’ne Spielzeugknarre! Ich meine, ich hätte ebenso gut daheim Wachdienst schieben können. Stattdessen hat man mir als Lohn für den ganzen Ärger einen Haufen Spritzen in den Arsch gejagt.«
    Gray machte große Augen. Das war die längste Ansprache, die Kowalski je gehalten hatte. Das Thema brannte ihm offenbar unter den Nägeln.
    »Ich wollte damit bloß sagen...«, platzte Kowalski leicht verärgert heraus.
    Gray seufzte. »Kommen Sie mit.« Er wandte sich zum Tor. Er war dem Mann noch etwas schuldig.
    Kowalski folgte ihm. »Wohin gehen wir?«
    Gray geleitete ihn zum Ausgang. Der Wachmann nickte ihnen zu. Gray klemmte sich das Paket unter den Arm und zückte die Brieftasche. Er nahm einen Geldschein heraus und reichte ihn Kowalski, als sie durchs Tor traten.
    »Was soll ich denn mit zehn Dollar anfangen?«, fragte Kowalski.
    Gray zeigte auf eine Gruppe von Straßenarbeitern. Die vier Männer wurden von zwei Arbeitstieren unterstützt. Typisch Thailand.
    »Schauen Sie - Elefanten«, meinte Gray.
    Kowalski senkte den Blick auf den Geldschein in seiner Hand, dann sah er wieder die Elefanten an. Mit einem breiten Grinsen eilte er davon, wandte den Kopf, um Gray zu danken, und rannte weiter, als er keine Worte fand.

    »O Mann, ich steh auf Elefantenritte...« Er winkte. »He, ihr da! Gunga Din!«
    Gray machte kehrt und ging zum Krankenhaus zurück.
    Der arme Elefant.
12:15
    Vigor lag im Bett. Er hatte eine Lesebrille aufgesetzt. Auf dem Nachttisch stapelten sich Bücher und machten dem Goldfischglas den Platz streitig. Auf der anderen Bettseite waren ausgedruckte Artikel über die Engelschrift, Marco Polo, die Geschichte
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