Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Titel: Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
dachte...
    »Nein!« schrien Morgause und Corabhainn beinahe gleichzeitig.
    »Niemals, eher sterbe ich«, setzte die Frau voller Haß hinzu. »Er ist der Mörder meines Sohnes! Er –«
    »Es ist nicht nötig«, unterbrach sie Mordred. »Morgause hat recht – dieser Mann ist nicht würdig, in den Kreis aufgenommen zu werden.«
    »Aber wir müssen –«
    »Narr!« schrie Mordred. »Wozu die Aufregung? Sie ist überflüssig. Wir müssen zwei Leute ersetzen, Gawain und Ffiathann. Bric und Gwythwall sind zwar keine ausgebildeten Druiden, aber sie stammen vom Alten Volk ab.«
    Die Druiden standen zuerst wie erstarrt. Ythpadann und Khyldyrr schüttelten zweifelnd den Kopf, während Morgaine ihrem Sohn anerkennend zunickte. »Du hast recht, Mordred. So könnte es gehen!«
    »Dann nehmt eure Plätze ein. Auch ihr, Bric und Gwythwall. Ihr braucht nichts anderes zu tun, als still im Kreis zu stehen und auf das zu achten, was ich mache«, erklärte Corabhainn, sichtlich mißmutig darüber, daß nicht er es war, der die Kreismitglieder bestimmt hatte.
    »Macht schnell. Der Dämon wird gleich erscheinen«, fauchte er, als die anderen in ihrer Erregung nicht sofort die richtige Stellung fanden.
    Ich konnte die Nähe des Dämons spüren, sein wildes Anrennen gegen die geistigen Mauern, die ihn von der Welt fernhalten sollten und die Corabhainn in seinem Wahn ins Wanken gebracht hatte.
    Und...
    Ja... ich – oder etwas in mir – sehnte das Zerbrechen der Mauern förmlich herbei. Und irgendwie wußte ich, daß sich die Druiden von Avalen zu früh zum magischen Ring zusammenfinden würden. Corabhainn und Morgause mochten zwar halb verrückt vor Rachsucht sein; lebensmüde waren sie deshalb noch lange nicht.
    Corabhainn legte einen grün strahlenden Kristall auf die Mitte des Grabsteines und berührte ihn mit seinem Schlangenstab. Eine heftige Entladung ließ helle Funken wie brennendes Wasser sprühen. Einer dieser Funken flog wie ein bösartiges Insekt auf mich zu und streifte heiß und sengend meine Wange. Ich erschrak über die magische Kraft, die dem Funken innewohnte.
    Mir (mir?!) blieb weniger Zeit, als ich erwartet hatte; viel weniger. Er war nahe.
    Der magische Strom verstärkte sich, hüllte bald die ganze Grabplatte in ein grün leuchtendes, unheimliches Feuer, das Sekunden später knatternd auf den Steinkreis übersprang.
    Und auf uns.
    Neben mir stöhnte Nimué vor Schmerzen und Angst. Das eigenartige, beinahe siegessichere Lächeln verschwand von ihrem Gesicht.
    »O Merlin, verzeih mir. Ich hatte vergessen, wie stark sie sind!«, flüsterte sie. Ich sah sie nicht an, aber ich fühlte, daß sie weinte. Es störte mich auch nicht mehr, daß sie mich Merlin nannte. Ich war ein Magier und stand an einer Stelle, an der auch Merlin in alter Zeit gestanden hatte. Und dies nicht nur im örtlichen Sinn. Merlins Feinde waren meine Feinde, und sein Kampf der meine. Ich stand hier, um zu kämpfen, nicht, um Robert Craven zu sein. Vielleicht war ich es auch gar nicht mehr, sondern stellte längst Merlin dar. Schließlich hatte mich Nimué lange genug beeinflußt; vielleicht hatte sie mich zu einem Teil von ihm gemacht. Und vielleicht war dies der einzige Grund, aus dem ich hier war.
    Ich hatte keine Zeit mehr zu verlieren. In jeder Sekunde, die ich nutzlos vergehen ließ, wurde die Kraft der Druiden stärker und öffnete sich das Tor zu unserer Welt einen weiteren Spalt.
    Der Dämon war nahe. Sehr nahe...
    Er tobte schon längst nicht mehr, sondern wartete sichtlich zufrieden die weitere Entwicklung ab. Schon erschien ein erster, noch halb durchsichtiger Schemen auf der Grabplatte und beäugte uns mit Blicken, die gleichzeitig voller Wut und Verachtung, voller Gier und höhnischem Spott waren.
    Um die Druiden kümmerte er sich kaum. Sie stellten für ihn nur Werkzeuge dar, die er brauchte, um seinen magischen Kerker zu sprengen.
    Anders war es bei Nimué und mir. Uns starrte er mit unverhohlener Gier an.
    Und da war noch etwas.
    Etwas, das ich beinahe zu spät erkannte.
    »Du hast gut gearbeitet, Corabhainn. Die beiden sind mehr, als ich erwartet hatte.« Die rollende Stimme des Dämons hallte wie ein Peitschenhieb in der Stille.
    Ich starrte Corabhainn an, der die Macht seines Schlangenstabes dazu benützte, auch noch die letzte Mauer einzureißen, die Ronyl’ohm noch von Avalon und der Welt jenseits des Steinkreises trennte. Nur noch ein kurzer Augenblick, und es würde geschehen.
    Und ich hatte keine Chance, es zu verhindern.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher