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Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Titel: Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter
Autoren: Verschiedene
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errichtetes Lügengespinst, und alles, was er für Schein gehalten hatte, war die Wahrheit. Er hatte den teuflischen Kristall nicht in die Heimstätte des Bösen, in Skallagrims Brut eingeschmuggelt, sondern ihn geradewegs der Ratsversammlung seines Jarls untergeschoben!
    In Swen tobten unterschiedlichste Gefühle. Die Schmach, auf den Hexenzauber Skallagrims hereingefallen zu sein, mischte sich mit der wilden Entschlossenheit, zu retten, was noch zu retten war. Er drückte die schwere Tür zur Seite, um vorzupreschen, den Kristall unter der Bank hervorzureißen und ihn aus dem Ratssaal zu schleudern – und erstarrte.
    Mehrere Männer stürmten in den Saal, blasse Gestalten, denen etwas Unwirkliches anhaftete. Die Waffen in ihren Händen sprachen eine deutliche Sprache.
    Trotzdem waren es keine Krieger, sondern Schemen, körperlose Gestalten, die der Kristall schuf, ihnen vorgaukelte. Swen kniff die Augen zusammen, blinzelte, sah nochmals hin.
    Die Welle Körperloser ergoß sich in den Saal, wogte heran wie vom Sturm aufgepeitschtes Wasser, nicht realer als eine Seebrise und doch eine schreckliche Bedrohung.
    Swen sah aus weit aufgerissenen Augen zu, wie Erik und seine Männer aufsprangen, ihre Schwerter hervorrissen, in die Luft hieben, da, wo ihnen Schatten die Existenz feindlicher Krieger vorgaukelten. Ihre Waffen schnitten widerstandslos durch die Luft. Die Männer taumelten, kämpften um ihr Gleichgewicht, schlugen wild um sich, verletzten durch Unachtsamkeit und Panik einander.
    Die Wikinger behinderten sich gegenseitig, und was schlimmer war: Sie schienen nicht zu begreifen, daß ihre Gegner körperlos waren. Immer wieder schlugen sie durch die Schemen hindurch, verloren den Stand und schrammten mit ihren scharfen Waffen über die Lederkleidung der neben ihnen kämpfenden Gefährten. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie sich gegenseitig umgebracht hatten.
    Anscheinend war Swen der einzige, der die Körperlosen als das erkannte, was sie wirklich waren: als vom Kristall erzeugte Visionen. Solange sich die Männer in seinem Einflußbereich befanden, würden sie nicht aufhören, zu kämpfen... einen Kampf, den sie nie gewinnen konnten, bei dem sie sich selbst aufrieben.
    Es gab keine andere Möglichkeit: Er mußte den Kristall vernichten, ihn zumindest außer Reichweite bringen.
    Ohne auf die Schemen zu achten, stürmte er auf den Tisch zu. Einer der Kämpfenden bemerkte ihn aus den Augenwinkeln, schlug nach ihm. Das Schwert sauste an Swen vorbei, aber der Hüne achtete nicht darauf. Der Wikinger starrte ihm einen Augenblick fassungslos nach, bis er seinen Freunden gegen die vermeintlichen feindlichen Krieger zu Hilfe eilte.
    Die Körperlosen ließen Swen in Ruhe, als wüßten sie, daß er auf ihren Spuk nicht hereinfiel. Aber er dachte nicht daran, tatenlos zuzusehen, wie sich seine Freunde in einem sinnlosen Kampf verausgabten – er ahnte dabei sehr wohl, daß es keinen Sinn hatte, sie vor den Trugbildern warnen zu wollen. Zu verbissen war ihr Kampf, zu zahlreich bereits die kleinen und größeren Wunden, die sie sich gegenseitig zufügten, wenn sie durch einen Körperlosen hindurchstolperten.
    Ihre Bewegungen waren ungelenk und ungewohnt eckig; der verheerende Einfluß des Kristalls mußte noch mehr bewirken, als ihnen nur die Schemen vorzugaukeln.
    Swen erreichte die Bank, wollte sich bücken. In diesem Moment jagte ein Schmerz durch seine Arme und Beine, als würde er sie in flüssiges Eisen tauchen. Er röchelte und sank in sich zusammen. Die Welt verschwamm hinter einem schwarzen Vorhang. Jede Faser seines Körpers war brennende Qual.
    Als Swen auf dem Boden aufschlug, verlor er für ein paar Sekunden das Bewußtsein. Er wollte schreien, aber es ging nicht. In ihm brannte ein Feuer, dem er nichts entgegenzusetzen hatte.
    Dann ebbten die Schmerzen langsam ab, ließen nicht mehr als ein unangenehmes Prickeln zurück. Doch allein die Erinnerung an sie trieb ihm den Angstschweiß auf die Stirn. Wie hatte er auch glauben können, daß ihn der Kristall so ohne weiteres gewähren lassen würde?
    Er streckte seine Rechte vor, in die Richtung, in der er den Stein vermutete. Wieder jagte ein Schmerz durch seinen Körper, ein gnadenloses Brennen, das sich auf seinen rechten Arm konzentrierte. Er stöhnte, sammelte alle Kraft und versuchte es nochmals.
    Diesmal biß sich der Schmerz gnadenlos fest; das Feuer brannte in seinem Arm so heiß, daß er noch nicht einmal ein Stöhnen hervorbrachte. Ihm wurde schwarz
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