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Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons
Autoren: Verschiedene
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Stimme klang auch nicht sehr bedauernd, fand ich.
    »Rufen Sie ihre Bluthunde zurück«, sagte ich mühsam beherrscht. »Diese Menschen haben uns nichts getan.«
    »Sie haben mit Steinen nach uns geworfen«, protestierte Carringham. »Ich verlange, daß Sie die Übeltäter verhaften, Sheriff, und wenn Sie die Schuldigen nicht finden können, dann statuieren Sie ein Exempel.« Unter dem Schutz der Polizisten fand er wieder zu seiner alten Arroganz und Überheblichkeit zurück. Er war und blieb nun mal ein Ekel, eine feiste Ratte im Sumpf von Korruption, Macht und Geld.
    Ich musterte ihn angewidert und wandte den Blick rasch wieder von ihm ab, aber er hatte ihn trotzdem bemerkt.
    »Spielen Sie sich nicht auf, Mr. Craven«, schnappte er. »Bei Belangen der Gesellschaft mögen Sie ein gehöriges Wort mitzureden haben, aber das hier geht Sie nichts an. Haben wir uns verstanden?«
    Ich hatte verstanden und verzichtete auf eine Antwort, dachte mir aber meinen Teil. Wahrscheinlich wäre er mir an die Kehle gefahren, wenn er meine Gedanken hätte lesen können.
    Die ATC schien fast uneingeschränkte Macht über den Ort zu haben, wenn selbst die Polizei Carringham widerspruchslos gehorchte. Gleichgültig, ob er das durch Bestechung oder massiven Druck geschafft hatte – er saß momentan am längeren Hebel, und das machte ihn übermütig. Vielleicht wurde es Zeit, daß er einen Dämpfer bekam, dachte ich grimmig.
    »Machen Sie, was Sie wollen«, sagte ich, so laut, daß nicht nur er und die Polizisten, sondern auch die Umstehenden meine Worte hören mußten. »Ich fühle mich jedenfalls nicht so bedroht, daß ich Polizeischutz brauche, um zum Hotel zu gehen. Wir sehen uns morgen bei der Aufsichtsratssitzung, und ich bin sehr gespannt, was Sie mir dort vorzulegen haben. Sehr gespannt!«
    Ohne mich weiter um Carringham zu kümmern, schob ich einen Polizisten zur Seite und ging die Straße hinunter. Meine offenen Worte schienen auf die Einwohner Eindruck gemacht zu haben, denn sie wichen schweigend vor mir zur Seite. Niemand behelligte mich mehr. Freunde hatte ich mir damit keine geschaffen, das war mir klar, denn eine Feindschaft, die über Generationen gewachsen war, ließ sich kaum mit wenigen Worten aus der Welt schaffen. Aber der Zorn der Menge richtete sich zumindest für den Augenblick nicht mehr auf mich, sondern mehr auf Carringham und die Polizisten. Möglicherweise hatte ich einige Menschen sogar zum Nachdenken bewegen können. Zumindest hatte ich deutlich gemacht, daß ich mit der Brutalität, der Gesellschaft und der Polizei nicht einverstanden war.
    Jetzt erst, als ich durch ihre Reihen schritt, bemerkte ich, daß die Einwohner von Arcenborough, die auf der Straße zusammengekommen waren, ausnahmslos von kleinerem Wuchs waren als ich, ein gutes Stück sogar. Aber ich dachte nicht lange über diesen Umstand nach, denn ich war müde und alles andere als guter Laune, und schob meine Beobachtung auf die monotone Arbeit an den Webstühlen und die giftigen Dämpfe aus der Färberei, die wohl ein gesundes Heranwachsen der Kinder verhindern mochte. Nicht, daß mich dieser Gedanke beruhigte. Was war das für eine Welt, in der Menschen ihre und die Gesundheit ihrer Kinder opfern mußten, nur um das Allernotwendigste zum Leben zu verdienen?
    Über die Köpfe der Menge hinweg sah ich das Hotel und ging mit weit ausholenden Schritten darauf zu. Als ich näher kam, erkannte ich, daß es sich um kein reines Hotel handelte, sondern um einen Gasthof, in dem auch Zimmer vermietet wurden. Viele Reisende kamen anscheinend nicht nach Arcenborough. Aber schließlich hatte das Dorf auch nicht gerade viel an Attraktionen zu bieten.
    Mit Einbruch der Dunkelheit war es kalt geworden. Wind war aufgekommen, der schneidend durch meine durchnäßte Kleidung fuhr. Ich fror und fühlte mich so elend wie schon lange nicht mehr. Die anstrengende Fahrt, das Wetter, die Todesgefahr, in die ich geraten war und die Auseinandersetzungen mit Carringham – alles kam zusammen. Ich sehnte mich nach einem heißen Bad und einem weichen Bett.
    Die warme Luft, die mich im Inneren des Gasthauses empfing, war eine Wohltat, obwohl sie stickig und fast schon wieder zu warm war. Rauch sammelte sich träge unter der Decke und wurde von dem Luftzug, der entstand, als ich die Tür öffnete, durcheinandergewirbelt. Der Geruch, der mir entgegenschlug, war eine Mischung aus Tabak, Schweiß und abgestandenem Bier, ein Geruch, wie er in jeder Schenke anzutreffen war, so
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