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Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Titel: Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich
Autoren: Verschiedene
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fuhr er fort. »Wenn du mir nicht gleich sagst, was der Unsinn soll, verschwinde ich wieder.«
    »Ich bin ja da«, erklang Rowlands Stimme irgendwo aus der Schwärze vor ihm. »Warte, ich mache Licht. Dann siehst du, warum ich dich geholt habe.« Er kicherte, leise und in einer Art, die Penwicks Beunruhigung zu jäher, unbegründeter Furcht aufflammen ließ. Wieder bildete er sich ein, daß Rowlands Worte von einem pfeifenden, beinahe hechelndem Geräusch begleitet wurden.
    Endlich flammte links von ihm der winzige Glutpunkt eines Streichholzes auf. Penwick blinzelte, als der gelbe Feuerkäfer erst zum Flackern eines Streichholzes und dann zur blauweißen, ruhig brennenden Flamme einer Petroleumlampe emporwuchs. Das Licht breitete sich seltsam träge im Zimmer aus, und aus den drohenden Schatten wurden wieder Möbel und sorglos aufeinandergestapelte Kisten.
    Penwick trat mit einem Schritt in den Raum hinein und sah sich um. Das Zimmer bot das übliche Chaos, das er von Rowland gewohnt war – aber irgend etwas war verändert.
    Er wußte nur nicht, was.
    »Einen kleinen Moment noch, John«, sagte Rowland. »Ich bin gleich soweit.«
    Penwick wandte sich um. Rowland stand, mit dem Rücken zu ihm, vor der Lampe, und seine Hände beschäftigten sich mit irgend etwas, das Penwick nicht erkennen konnte. Ein dunkler, formloser Schatten schien um seinen Kopf zu flattern. Und war sein Haar nicht dunkler und viel voller, als Penwick es in Erinnerung hatte?
    Dann hörte er wieder das Geräusch: ein leises, hastiges Trappeln und Schaben, gefolgt von einem huschenden Laut, der Penwick einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    Mit einer fast entsetzten Bewegung drehte er sich herum –
    und erstarrte.
    Hinter ihm war eine Gestalt. Sie stand etwas außerhalb des Lichtkreises, so daß Penwick sie nur als dunklen, verzerrten Schatten erkennen konnte, aber es ging etwas spürbar, Drohendes von dem flachen schwarzen Umriß aus.
    Und Penwick war absolut sicher, daß sie vor einem Augenblick noch nicht dort gestanden hatte!
    »Wer... wer sind Sie?« keuchte er. »Und was –«
    Seine Stimme versagte, als die Gestalt aus ihrer Starre erwachte und mit einer sonderbar fließenden Bewegung in das Licht der Petroleumlampe hineintrat.
    Der Anblick verblüffte ihn so sehr, daß er für einen Moment sogar seine Angst vergaß.
    Vor ihm stand eine Frau. Die Fremde war nicht sehr groß, aber von außergewöhnlich gutem Wuchs, das konnte er sogar in der schlechten Beleuchtung des Zimmers erkennen, eine Schönheit, deren perfekte Gestalt noch von der hellgrünen, lose fallenden Toga betont wurde, die ihren Körper vom Hals bis zu den Zehenspitzen verhüllte. Ihre Hände steckten in gräßlichen, an Raubtierkrallen erinnernden Handschuhen, und ihr Gesicht...
    ... waren die skelettierten Reste eines ins Absurde vergrößerten Rattenschädels, an denen da und dort noch Fetzen verfaulten Fleisches oder eingetrockneter, zu grauem rissigen Pergament verschrumpelter Haut hingen!
    Bleiche Knochen schimmerten wie lackiertes Elfenbein, das Gebiß, dessen Lippen weggefault waren, schien ihn höhnisch anzugrinsen, und in den leeren Augenhöhlen des Rattenkopfes saßen faustgroße, grünlich schimmernde Kristalle, in denen sich der Schein der Lampe tausendfach brach und spiegelte, so daß es aussah, als lebten sie noch. In halber Höhe des Schädels waren zwei münzgroße Löcher in den Knochen gebohrt worden, durch die Penwick den Blick zweier dunkler, grausamer Augen auffing.
    »Gott!« keuchte Penwick. »Was bedeutet das?!«
    Und plötzlich war die Angst da. Eisig wie eine unsichtbare, gnadenlos harte Hand griff sie nach seinem Herzen, schnürte ihm die Kehle zu und preßte seinen Magen zu einem schmerzenden Klumpen zusammen.
    Er schrie auf, prallte zurück und wirbelte herum, um zur Treppe zu stürzen, führte die Bewegung aber nicht zu Ende. Ein Strom dunkler, schwarzbrauner Körper ergoß sich wie eine lebende Flutwelle über die Stufen und strömte auf trappelnden hornigen Krallen in den Raum. Knopfgroße, schwarze Augen blitzten tückisch.
    Ratten! durchzuckte es Penwick. Das waren Ratten!
    Mit einem Schrei prallte er zurück, griff ziellos in die leere Luft.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Rowland hinter ihm. »Wenn du vernünftig bist, wird dir nichts geschehen, John. Im Gegenteil!« Er kicherte, und diesmal war das pfeifende, so schrecklich rasselnde Geräusch, das seine Worte begleitete, nicht mehr zu überhören.
    »Du wirst
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