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Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Titel: Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer
Autoren: Verschiedene
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Moment. Wo... wo hast du so zu kämpfen gelernt?«
    Ich schüttelte hastig den Kopf und deutete zur Gracht hinab, und Looskamp verstand, was ich mit meiner Geste meinte. Wir hatten keine Zeit zum Reden. Der Kampf war keineswegs vorüber. Im Gegenteil.
    Er begann erst.
    Während des kurzen Handgemenges mit den Wikingern war das Drachenboot unter die Templerkähne gefahren und hatte ihre geordnete Formation wie ein Wirbelwind zerschmettert. Einer der kleinen Kähne war gekentert. Seine Insassen trieben hilflos auf den Wellen und versuchten das Ufer zu erreichen, während von Bord des Wikingerschiffes Pfeile und Speere auf sie herabregneten. Nur wie durch ein Wunder schien bisher keiner von ihnen getroffen worden zu sein.
    Looskamp war mit einem Satz am Ufer und bildete mit den Händen einen Trichter vor dem Mund. »Aus dem Wasser heraus!« brüllte er. »Verlaßt die Boote! An Land sind sie schwach!«
    Keiner der Tempelritter reagierte auf seine Worte; wahrscheinlich hörten sie sie über dem Heulen des Sturmes und dem Gebrüll der Wikingerkrieger gar nicht.
    Und sie hätten auch kaum darauf reagieren können; die Männer in den acht oder neun Booten, die sich noch im Wasser befanden, hatten alle Hände, voll zu tun, ihre winzigen Schiffchen am Kentern zu hindern und gleichzeitig den unaufhörlich heransirrenden Pfeilen der Wikinger zu entgehen.
    Die Gracht war ein einziges Chaos. Das Drachenboot füllte die schmale Wasserstraße fast zur Gänze aus, und alles, was ich erkennen konnte, war spritziger Schaum und scheinbar sinnlos hin und her wogende Körper.
    Dann bäumte sich einer der Templer auf, griff sich an den Hals und stürzte mit einem Schrei über Bord.
    Die Wikinger kommentierten den Tod des Ritters mit johlendem Gebrüll; gleichzeitig verstärkte sich der Pfeilhagel noch, und ein zweiter Tempelherr brach getroffen in seinem Boot zusammen.
    Looskamp wurde bleich vor Zorn. Eine Sekunde lang stand er starr da, in einer Haltung, als wolle er einfach vorspringen und zu dem Drachenboot hinüberschwimmen, dann hob er noch einmal die Hände und schrie mit vollem Stimmaufwand.
    Es dauerte einen Moment, bis ich wirklich begriff, was er gebrüllt hatte.
    »Sind... bist du verrückt geworden?« keuchte ich. »Sie werden deine Männer schlachten!«
    Looskamp reagierte nicht. Aber dafür schwenkte eines der kleinen Ruderboote plötzlich herum, richtete den stumpfen Bug auf das zehnmal so große Langschiff.
    Es war ein bizarrer, unwirklicher Anblick. Das Ruderboot wirkte winzig gegen das mit mehr als fünfzig Kriegern besetzte Drachenboot; ein David, der Goliath angriff, aber seine Schleuder vergessen hatte. Selbst die Wikinger schienen für einen Moment verblüfft über die Dreistigkeit des Angriffes, denn der Pfeilhagel hörte für Sekunden auf; das Boot schoß ungehindert heran.
    Dann regneten die Pfeile doppelt heftig herab. Die Templer duckten sich hinter die niedrige Bordwand, versuchten den Pfeilen auszuweichen oder schlugen sie gar mit ihren Schwertern beiseite, wie es Looskamp zuvor getan hatte. Zwei von ihnen hoben große, dreieckige Schilde vom Schiffsboden auf und duckten sich dahinter.
    Aber die Pfeile fielen zu dicht. Erst einer, dann zwei Templer sanken getroffen in sich zusammen, dann durchschlug eine mit übermenschlicher Kraft geschleuderte Axt den Schild des Dritten und tötete ihn. Der letzte Tempelritter suchte sein Heil in der Flucht. Er kam nicht weit.
    Das Boot schoß, von seinem Schwung weitergetragen, auf das Drachenschiff zu, prallte mit einem häßlichen Knirschen gegen seine Wandung und geriet mit dem Bug unter Wasser.
    Die Wikinger stießen ein wildes Geheul aus, als der winzige Kahn unter den Rumpf des Drachenbootes gedrückt wurde und knirschend zerbrach.
    Aber ihre triumphierenden Schreie verklangen rasch. Der selbstmörderische Angriff des Bootes hatte kaum eine Minute in Anspruch genommen – aber diese kurze Spanne hatte den anderen Templern gereicht, mit ihren Booten die Ufer zu erreichen und an beiden Seiten der Gracht an Land zu gehen. Jetzt schwärmten sie beiderseits des Schiffes und dicht am Ufer aus. Jeweils die Hälfte von ihnen war mit den großen, schneeweißen Schilden bewehrt, die sie jetzt vor sich auf den Boden stützten und sich dahinter duckten, während ihre Kameraden plötzlich mit fast mannslangen Bögen bewaffnet, hinter ihnen Aufstellung nahmen.
    Es war eine Szene wie aus einem militärischen Lehrbuch, wenn auch einem seit sechs- oder siebenhundert Jahren
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