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Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire

Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire

Titel: Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire
Autoren: Verschiedene
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sollen.«
    »Gibt es... keine Möglichkeit, mich bei dir zu entschuldigen?« fragte ich leise. »Ich habe einen Fehler gemacht. Es tut mir leid. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Das ist auch nicht nötig«, erwiderte Howard. »Und was Fehler angeht, so haben wir uns beide nichts vorzuwerfen. Ich hätte es besser wissen sollen. Ein Mann wie ich sollte keine Freunde haben.«
    »Howard, ich –«
    »Ich meine das nicht so, wie du jetzt glaubst«, sagte er rasch. »Irgendwann wirst du es verstehen, Robert. Nicht jetzt.« Er lächelte, nahm eine Zigarre aus der Westentasche und drehte sie in der Hand, machte aber keine Anstalten, sie anzuzünden. Dann wechselte er abrupt das Thema.
    »Was war mit dem Brief, den ich dir gebracht habe?« fragte er. »Der Stempel sah amtlich aus. Wenn du meine oder Grays Hilfe brauchst...«
    Einen Moment blickte ich ihn verwirrt an, ohne überhaupt zu wissen, was er meinte. Nach dem häßlichen Vorfall zwischen uns hatte ich den Brief in die Tasche gesteckt, ohne auch nur noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.
    Ich zog ihn heraus, warf einen raschen Blick auf das Siegel und riß den Umschlag auf.
    »Eine Vorladung? Vor Gericht?« Howard zog überrascht die Brauen zusammen. »Seit wann ist die englische Justiz so schnell?«
    »Das hier hat nichts mit dem Überfall auf das Haus oder Tornhills Tod zu tun«, sagte ich. »Es ist eine Vorladung des Seegerichtes. Es geht um Bannermann.«

    * * *

    »Du wirst hingehen müssen«, sagte er, nachdem er ihn gelesen hatte. »Gray kann dich begleiten.«
    »Mir wäre lieber, wenn du... auch dabei wärst«, sagte ich stockend.
    »Am Montag?« Er schüttelte den Kopf. »Das wird nicht möglich sein, Robert. Am Montag bin ich bereits in Paris. Ich hoffe es jedenfalls.«
    Es hätte noch viel gegeben, was ich hätte sagen können. Aber ich spürte, daß es nutzlos war. So schwieg ich, wandte mich um und verließ das Zimmer.
    Ich fühlte mich erschlagen; betäubt und wie in einem unseligen Traum gefangen. War es wirklich möglich, mit ein paar schnellen, unbedachten Worten alles zu zerstören, was sich in den Monaten unserer Bekanntschaft entwickelt hatte?
    Necrons Worte fielen mir ein, und zum ersten Mal, seit er sie ausgesprochen hatte, glaubte ich in ihnen mehr zu erkennen als den Fluch eines Sterbenden.
    Ich verfluche dich, Robert Craven, hatte er gesagt. Du wirst niemals Ruhe finden. Du wirst ein Leben als Gejagter führen, als Ruheloser. Alles, was du liebst, soll zerbrechen und alles, was du tust, soll Übles zur Folge haben. Ich gebe dir das Unheil. Leid und Tod sollen deine Brüder werden.
    Vielleicht war es schon soweit, dachte ich düster. Vielleicht war dies hier Necrons Fluch, der sich zu erfüllen begann.
    Meine Augen brannten, als ich die Treppe zur Bibliothek hinaufrannte.

    * * *

    »Dort drüben ist es.« Der Kutscher deutete mit einer Kopfbewegung auf das mächtige dreistöckige Gebäude, das sich finster und massig vor dem dunkel gewordenen Himmel abzeichnete. »Macht zwei Shilling six Pence, Ma’am.«
    Gloria Martin griff in den kleinen handgestrickten Beutel, zählte die geforderte Summe ab und drückte sie dem Kutscher in die Hand. Der Mann ließ das Geld in der Tasche verschwinden, ohne nachzuzählen, nahm Glorias Reisetasche vom Bock und stellte sie behutsam auf dem Bürgersteig ab.
    »Und das ist... auch wirklich die richtige Adresse?« vergewisserte sich Gloria. Ihr Blick irrte unsicher über das gewaltige Haus hinter dem schmiedeeisernen Zaun.
    »Ashton Place 9«, bestätigte der Kutscher. »Ich sagte Ihnen ja – eine der feinsten Adressen der Stadt.« Er lächelte, deutete auf die Tasche und fragte: »Soll ich sie Ihnen noch ins Haus tragen, Ma’am?«
    Gloria verneinte hastig. »Danke. Sie... ist nicht sehr schwer.«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Wie Sie wollen. Wenn Sie sonst noch irgend etwas benötigen...« Er lächelte verlegen, als er Glorias Blick bemerkte. »Heute ist sowieso kein guter Tag«, sagte er. »Kein Geschäft. Wenn Sie wollen, warte ich hier.«
    Einen Moment lang dachte Gloria ernsthaft über das Angebot nach. Sie hatte sich auf dem Weg vom Bahnhof bis hierher mit dem Mann unterhalten und ihm erzählt, daß sie aufgrund einer Zeitungsannonce herkam, um sich auf die ausgeschriebene Stelle einer Hausdame zu bewerben. Und sie hatte gleich gespürt, daß der Mann mehr als rein geschäftsmäßiges Interesse an ihr hatte. Nun – warum nicht? Sie war sechsundzwanzig und nicht gerade häßlich, und
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