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Der Herr der Ringel: Die Bewährten (German Edition)

Der Herr der Ringel: Die Bewährten (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringel: Die Bewährten (German Edition)
Autoren: Paul Erickson
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die Getränke selbst würde bezahlen müssen.
    Milbo war sehr reich und sehr absonderlich, und seine Nachbarn sahen ihn schräg an. Vor sechzig Jahren hatte er als Freelancer einen Beraterjob angenommen, bei dem er gegen alle Wahrscheinlichkeit ein Vermögen gemacht hatte. Noch absonderlicher aber erschien die Tatsache, dass er nicht alterte. Mit neunzig war er weitgehend derselbe wie mit fünfzig. Mit neunundneunzig sah er wie einundfünfzig aus. Mit hundert wirkte er wie neunundvierzig. Mit hunderteins wieder wie mit fünfzig. Mit hundertzehn fingen die Nachbarn an zu sagen: »Er war beim Schönheitschirurgen.« Im Stillen aber dachten sie: Er hat ein Bild von sich auf dem Speicher, das an seiner statt altert. Das war lächerlich, denn Milbos Wohnung war der Keller unterhalb eines Schönheitssalons, und jegliche magischen Bildnisse hätte er darin verstecken müssen.
    »Dafür wird er bezahlen müssen«, sagten die Leute. »Bestimmt frisst er so ’ne teure Vitaminkur für die Superreichen, denn er ernährt sich katastrophal und treibt keinen Sport. Vitaminkuren sind nicht natürlich, und irgendwann bekommt er die Quittung dafür!«
    Doch bisher hatte er keine Quittung bekommen. Obwohl er von Natur aus kleinlich war, hatte Milbo stets großzügig Trink- und Schmiergelder gezahlt, nur um Ruhe vor seinen Nachbarn zu haben. Er machte und empfing Besuche seiner Verwandten (mit Ausnahme der Packein-Muffins) und wurde vom örtlichen Gesindel wegen seiner wirkungsvoll inszenierten, aber erstaunlich seltenen Wohltätigkeitsgesten bewundert. Wie die meisten Tucken – seine Familie mütterlicherseits – hatte er lange keine Freunde, bis seine jüngeren Vettern alt genug waren, um ihn abends zum Rollenspiel zu treffen.
    Milbos Lieblingsvetter war der junge Promo Muffin. Seit dem mysteriösen Tod seiner Eltern hatte Promo bei seinen Vettern, den Dandyschmocks von Dandyschloss im Schmockland gelebt. Die Adresse konnte man sich leicht merken.
    Als Milbo neunundneunzig wurde, adoptierte er Promo und setzte ihn zu seinem Erben ein. Sie hatten am selben Tag Geburtstag, am 22. September, was Promo für einen zweifelhaften Grund hielt, jemanden zu adoptieren. Und da Promo zu der Zeit noch ein Teenager war, hatte er keinen Bock drauf, mit Milbo gemeinsame Geburtstagsfeten zu feiern. Mit einem Hundertjährigen kann man für gewöhnlich keine geilen Partys feiern, auch wenn er nur wie fünfzig aussieht.
    Promo ließ zwölf Jahre gemeinsamer Geburtstagsfeten über sich ergehen, ohne zu merken, dass Milbo etwas recht Außergewöhnliches für seinen dreiunddreißigsten Geburtstag, den Tag seiner Wobbitvolljährigkeit, geplant hatte. Milbo wurde neundutzendunddrei, eine ziemlich tuckenhafte Ausdrucksweise für hundertelf. Selbst der alte Tucke war dank einer Rohkostdiät und hyperbarer Sauerstofftherapie nur 130 geworden. 111 ist für einen Wobbit ein sehr respektables Alter, da Wobbits bereits im mittleren Alter durch Missgeschicke oder schlechte Angewohnheiten zu sterben pflegen.
    In Vorfreude auf das große Ereignis standen die Zungen in Muffend und Wasserklau genauso wenig still wie die Schwänze der Hunde in den Tierheimen. Jamjam Kimchi, der landauf, landab als »der Klon« bekannt war, nutzte die Gelegenheit, um seine Anekdoten über die Pflege von Milbos kleinem Vorgarten loszuwerden. Als Milbo zu Geld gekommen war, hatte er die Wohnung unter Virginias Schönheitssalon, die er gemietet hatte, gekauft. Um seiner neuen Rolle als Schaffer von Arbeitsplätzen gerecht zu werden, hatte er Kimchi als Gärtner eingestellt, vor allem, weil sein neuer Diener dann keinerlei Aufgaben in der Wohnung selbst auszuführen hätte.
    Kimchi, für den Milbo keine Lohnnebenkosten zahlte, war ein furchtbarer Langweiler. Er war alt, wenn auch jünger als Milbo. Doch da Milbo mysteriöserweise in mittleren Jahren zu verharren schien, gab Kimchi neben ihm einen grantigen alten Opa ab. Der Klon führte sein hohes Alter auf Biergenuss und die Vermeidung von Arbeit zurück. Beidem ging er regelmäßig nach, und zwar in einer kleinen Gaststätte namens Efeubüschel . Er sprach zu einer kleinen Zuhörerschaft, die selbst für Wobbitverhältnisse klein war.
    »Promos Geburtstagsparty wird das größte Event, das Muffend je gesehen hat! Ich schwör’s«, lallte Jamjam Kimchi. »Der Herr Milbo ist ein feiner Kerl!«
    »Klar ist Milbo ein feiner Kerl«, sagte Väterchen Zwiebelfuß (ein Nachbar des Klons). »Aber wer ist dieser junge Promo Muffin, der bei ihm
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