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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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lebensgroße Statue aus bronzierter Plastik, die im Park des Turmes der Heiligen MoRes steht, wurde von Pietro Buetello, dem Freund und lebenslangen Kampfgefährten des Majors, im März des Jahres 1990 nach einem Originalabdruck geschaffen. Die Verstümmelung, die nach Auskunft der Polizei zielgerichtet und systematisch durchgeführt worden sein soll, ereignete sich offensichtlich während der Nachtstunden. Der Park des Turmes der Heiligen MoRes ist nie für den Publikumsverkehr geschlossen, da er den moralischen und spirituellen Mittelpunkt Newer Yorks verkörpert.
    „Die Zeitung lag unten, als ich nach Hause kam“, sagte Janet. „Wie immer. Bei der Post. Ich habe den Artikel gelesen, während ich zu Abend aß.“
    „Kein Wunder, daß du fertig bist.“
    „Wegen dem da? Ich bin nicht deswegen fertig. Alles, was sie tun können, ist, uns vor die Tür zu setzen, uns abzuurteilen, uns ein Jahr ins Gefängnis zu stecken.“
    „Und unsere Familien von der Erde zu verbannen.“
    Janet zuckte die Achseln. „Aber wir werden weiterleben. Und unsere Familien auch. Ich hab’ lange darüber nachgedacht; immerhin hatte ich ja dreieinhalb Stunden Zeit, allein hier im Apartment. Zuerst war ich…“ Sie suchte nach Worten. „Nun, es war schwer zu glauben. Aber wir wußten beide schon heute morgen, daß etwas vorgefallen war; an deinen Schuhen war Lehm und Gras – und rote Farbe. Und niemand hat dich gesehen.“
    „Ein Pimpf hat irgend etwas gesehen.“
    „Nicht das. Sie hätten dich sonst längst einkassiert. Er muß etwas anderes beobachtet haben.“
    Allen sagte: „Ich frage mich, wie lange es noch dauern wird.“
    „Warum sollten sie es überhaupt jemals herausfinden? Sie werden glauben, der Täter sei jemand, der seinen Mietkontrakt verloren hat, jemand, der zwangsweise zurück in die Kolonien gehen muß. Oder ein Neuro.“
    „Ich hasse dieses Wort.“
    „Dann eben ein Bittsteller. Aber warum du? Doch nicht ein Mann, der den heutigen Nachmittag mit Sue Frost und Ida Pease Hoyt verbracht hat. Das ergibt einfach keinen Sinn.“
    „Nein“, pflichtete er bei. „Das tut es nicht.“
    Janet trat neben ihn an den Tisch. „Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Du weißt nicht mit Bestimmtheit, warum du es getan hast, nicht wahr?“
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“
    „Was ist eigentlich in dem Moment in dir vorgegangen?“
    „Da war ein ganz eindeutiges Bedürfnis“, sagte er. „Ein zielgerichtetes, überwältigendes und völlig eindeutiges Bedürfnis, diese Statue ein für allemal kleinzukriegen. Dazu waren ein Kilo roter Farbe und eine Menge handwerklich geschickter Arbeiter mit einer Motorsäge vonnöten. Ich hab’ das Sägeblatt ruiniert. Hatte seit Jahren nicht mehr gesägt.“
    „Erinnerst du dich auch so genau an das, was du getan hast?“
    „Nein“, antwortete er.
    „Es steht nicht in der Zeitung. In diesem Punkt drücken sie sich verschwommen aus. Was immer es also gewesen sein mag…“ Sie lächelte matt auf ihn hinunter. „Du hast ganze Arbeit geleistet.“
     
    Später, als der gebackene ,Alaska-Lachs’ nicht mehr als ein paar Gräten auf einer leeren Servierplatte war, lehnte Allen sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Am Herd spülte Janet sorgfältig Töpfe und Pfannen im Ausgußfortsatz. Eine friedliche Stimmung lag über dem Apartment.
    „Man könnte glatt meinen“, sagte Allen, „dies wäre ein Abend wie jeder andere gewesen.“
    „Wir können genausogut mit dem weitermachen, was wir begonnen haben“, sagte Janet.
    Auf dem Tisch neben der Couch türmte sich ein Stapel metallener Scheiben und Zahnräder. Janet beschäftigte sich schon seit einiger Zeit damit, eine elektrische Uhr zusammenzusetzen. Rißzeichnungen und Anleitungsbögen aus einem Pädofaktur-Bausatz lagen verstreut zwischen den Teilen. Lehrreiche Zeitvertreibe: Pädofaktur für den einzelnen, Jonglieren für gesellige Zusammenkünfte. Um müßige Hände beschäftigt zu halten.
    „Wie geht’s mit der Uhr voran?“ erkundigte er sich.
    „Fast fertig. Danach kommt ein Rasierer für dich dran. Mrs. Duffy von gegenüber hat einen für ihren Mann gebaut. Ich hab’ ihr dabei zugeschaut. Es ist gar nicht schwierig.“
    Allen deutete auf den Herd. „Den hat meine Familie gebaut“, sagte er. „Damals, 2096, als ich gerade elf war. Ich erinnere mich noch genau, wie blödsinnig das seinerzeit erschien; Herde waren frei käuflich, per Autofac hergestellt zu einem Drittel der Kosten. Dann
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