Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Galaktiker

Der große Galaktiker

Titel: Der große Galaktiker
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
um und wollte zur Tür gehen.
    »Einen Augenblick!«
    Ihre Stimme klang wie ein Peitschenknall. Widerwillig, aber gehorsam wandte er ihr den Kopf zu.
    »Wie hat er es gemacht, Steve?« drängte sie.
    Die Frage erreichte ihn zwar, und er wollte sie auch beantworten, aber in seinem Gehirn schien nun alles zu verschwimmen.
    »Was, Miß?«
    »Wie ist er verschwunden?«
    »Wer?« Er kam sich schrecklich dumm vor, vor allem wegen seiner konfusen Gedanken, und weil er so einen Unsinn zusammengeredet hatte.
    »Leigh – Sie Idiot! Wer denn sonst?«
    »Ich hab’ gedacht, er hat Ihr Raumboot genommen, das wie ein Auto aussieht.«
    Lange sagte sie überhaupt nichts, sondern ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Hanardy, der sie nicht zum erstenmal wütend sah, wartete ängstlich, daß sich ihr Ärger über ihn entlud. Statt dessen entspannten sich ihre Züge. Sie schien zu überlegen. »Und danach, Steve?« fragte sie unerwartet sanft. »Nachdem er draußen war?«
    Sie blickte auf die Voliere, wo die Sonne durch die Fenster strahlte. Hanardy sah Vögel zwischen den Bäumen hin- und herflattern. Ihr Zwitschern wirkte beruhigend und ließ die Illusion des Gartens fast echt erscheinen. Während er sie betrachtete, rauschten die Blätter und wiegten sich in einer milden Brise aus Ventilatoren. Schade, daß dieser so real wirkende Sommernachmittag nur bis zu der dicken glasähnlichen Wand reichte, hinter der die ewige Schwärze des Alls begann.
    Draußen herrschte immerwährende kosmische Nacht, nur hier und dort von Materieteilchen unterbrochen – ein Planet, in seiner relativen Winzigkeit zu klein, zu fern von allem anderen, um überhaupt sichtbar zu sein; eine Sonne, ein Licht-, ein Energiepünktchen, in der undurchdringlichen Dunkelheit so schnell verloren, daß ihr Licht verblich und nur ein Körnchen in einem leuchtenden Nebel wurde, der für einen Augenblick der kosmischen Zeit die Schwärze durchbrach und existierte. Oder so schien es ihm wenigstens.
    Hanardy dachte darüber nach, und es war ihm nur vage bewußt, daß seine plötzlichen philosophischen Betrachtungen sich sehr von ähnlichen Überlegungen in der Vergangenheit unterschieden. Auf seinen langen Fahrten waren ihm öfter solche Gedanken flüchtig durch den Kopf gegangen. Er entsann sich, daß er erst vor einigen Monaten daran gedacht hatte. Er blickte damals durch die Sichtluke hinaus – da packte ihn diese unendliche Leere! ›Was steckt hinter all dem?‹ hatte er sich gefragt. ›Und wieso ist es einem Mann wie mir vergönnt zu leben?‹
    Laut sagte er: »Ich muß Ihren Vater losbinden, Miß Pat.« ›Und so schnell wie möglich von hier verschwinden‹, fügte er lautlos hinzu.
     
2.
     
    Er drehte sich, eilig um, und obwohl sie ihm auch diesmal nachrief, stolperte er auf den Korridor hinaus und hinunter in das Innere des Asteroiden zum Maschinenraum, wo die Dynamos summten und dröhnten, und wo er sofort Professor Ungarn losband.
    Der Alte war recht guter Laune. »Na also, Steve, wir leben noch«, stellte er zufrieden fest. »Ich weiß nicht, warum sie uns überfielen, aber wie ich sehe, haben die Schutzschirme standgehalten.«
    Er war ein hagerer Mann mit tiefliegenden Augen und dem wehmütigsten Gesicht, das Hanardy je gesehen hatte. Er stand auf und rieb sich die Arme, um die Durchblutung wieder anzuregen. Seine Augen verrieten hohe Intelligenz, aber auch Melancholie. Er hatte den Asteroiden auf so unauffällige, wirkungsvolle Weise vor dem Angriff der Dreeghs geschützt, daß es Hanardy plötzlich bewußt wurde, dieser Mann mit der traurigen Miene konnte nur der von einer gewaltigen galaktischen Kultur beauftragte Beobachter dieses Sonnensystems sein. Eine Kultur, an deren Spitze der Große Galaktiker stand – der sich hier William Leigh genannt hatte –, und auf deren untersten Stufe sich Professor Ungarn mit seiner Tochter befand.
    Diese Gedanken sickerten in Hanardys Bewußtsein. Dabei wurde ihm klar, daß der Wissenschaftler hauptsächlich als Beschützer hier war. Er und diese Station sollten einen Zusammenstoß zwischen Erde und Galaxis verhindern. Der Mensch und seine irdische Zivilisation standen auf einer viel zu niedrigen Entwicklungsstufe, als daß man ihnen auch nur eine Ahnung von der bestehenden gigantischen Kultur erlauben durfte.
    Kamen interstellare Schiffe anderer niederer Kulturen, die man in die Galaktische Union aufgenommen hatte, zu nahe, wurden sie gewarnt, nicht weiter ins Sonnensystem vorzudringen. Durch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher