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Der globale Eingriff

Der globale Eingriff

Titel: Der globale Eingriff
Autoren: James White
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sagte der Obererzieher in seiner ruhigen, wütenden Stimme. „Du bist jetzt neun Jahre alt und verhältst dich immer noch so, als wärst du gerade aus der Kleinkinderabteilung gekommen. Hast du denn überhaupt keine Selbstachtung, Junge?“
    „Kein Mensch mag es, das Rad zu treten“, fuhr er fort, „aber dein Rad ist eines, das für ein Kind gemacht worden ist, das halb so alt ist wie du. Es ist nicht viel mehr als ein Spielzeug. Aber du weinst und fällst in Ohnmacht und erzeugst noch nicht einmal genug Energie, um den Raum zu beleuchten, ganz zu schweigen von dem Betrieb der Maschinen. Alles, was du tun willst, sind die Putz- und Reinigungsarbeiten, bei denen du allein arbeiten kannst. Weil deine Klassenkameraden angeblich ein wenig rauh mit dir umspringen. Dann drückst du dich herum, wenn die älteren Jungen Fortgeschrittenenunterricht bekommen! Aber denk dran, Junge: Das Lernen von Mathematik und Lesen und Schreiben ist kein Geschenk. Es ist ein Vorrecht, das man sich zuerst verdienen muß, durch harte Arbeit.
    Vielleicht werden einige unserer Jungen eines Tages Techniker werden oder Planer oder Ärzte. Wir sind aber nicht eine von diesen Futzi-putzi-Schulen, in denen die Schüler jede Woche für eine Stunde ihre Eltern sehen dürfen. Wir haben die Aufgabe, die zukünftigen Energietreter, Nahrungserzeuger und Facharbeiter hervorzubringen, die Art gesetzestreuer, verantwortungsbewußter, hart arbeitender Bürger, die es dieser Stadt möglich machen zu überleben. Verstehst du das, Junge?“
    Tommy sagte: „Ja, Sir.“
    „Das Wichtigste, was ihr in der Schule beigebracht bekommt, ist Gehorsamkeit und Respekt gegenüber euren Vorgesetzten und später gegenüber euren Mitbürgern und ihrem Eigentum“, fuhr er in derselben sanften, angsteinflößenden Stimme fort. „Gehorsamkeit und die Achtung fremden Eigentums sind die schwierigsten Lehrfächer, weil junge Menschen eine natürliche Abneigung dagegen haben. Aber wir werden euch diese Dinge beibringen, und ganz besonders werden wir euch Gehorsamkeit gegenüber den Befehlen beibringen, die von den über euch Stehenden kommen. Ob es wie jetzt eure Erzieher sind oder, später im Leben, die Sicherheitsbeamten oder die Arbeitsführer.
    Bei mehreren Gelegenheiten habe ich schon versucht, deinen natürlichen Widerstand der Arbeit gegenüber durch körperliche Züchtigung und durch nächtliches Einsperren in den Exerzierhof zu brechen. Diesmal habe ich vor, dich drei Nächte hintereinander dort einzusperren. Um diese Jahreszeit ist es kalt und oft feucht, und mir wurde gesagt, daß du ein phantasievoller Junge bist, der sich leicht selbst Angst einjagt. Sehr gut. Vielleicht bringt dich die Verbindung von körperlichem Unwohlsein und geistigem Druck endlich zu der Entscheidung, daß es besser ist …“
    „Bei allem Respekt, Herr Obererzieher“, sagte der ältere Erzieher, der Tommy zum Bestrafungsraum gebracht hatte, „bei diesem Jungen besteht ein Gesundheitsproblem. Wenn Sie sich noch erinnern, wir haben im letzten Semester eine zu hohe Zahl von Schülern verloren. Wenn wir den jährlichen Durchschnitt niedrig halten wollen, dann sollten wir lieber nicht riskieren …“
    „Meinetwegen“, sagte der Obererzieher. „Wir bestrafen ihn dann eben nicht, indem wir ihn der Kälte aussetzen. Wie das in diesem Fall auch immer aussehen mag, Herr Erzieher, ich persönlich bin der Meinung, daß Sie viel zu nachlässig mit den Jungen umgehen. Vielleicht wird es diesem hier guttun, wenn er für ein paar Wochen mit einer Gruppe von Jungen auf die Koppel geschickt wird, die fünf Jahre älter sind als er, einer Gruppe, die keinerlei geistiges Potential hat. Wenn eine ernsthafte Verletzung auftreten sollte, dann wird das nicht die Schuld der Bestrafung von schulischer Seite aus sein, sondern den Jungen um ihn herum anlastbar. Und jetzt geh mir aus den Augen, Junge.“
    Während er in die heiße und feuchte unterirdische Koppel gebracht wurde, in der die Gruppe arbeitete, erklärte ihm der alte Erzieher deren Sinn und wie sie in die Organisation der Schule paßte. Nicht viele von den Erziehern taten dergleichen, und Tommy war dankbar, da er nun verstand, was er tat, und weniger Fehler machen würde.
    Wie die meisten anderen Schulen war auch diese wie ein Wohn- und Manufakturkomplex in der Stadt gebaut und wurde auch so geführt, nur in kleinerem Maßstab. Der Energieraum bildete ihren Mittelpunkt. In ihm wurden die Generatoren durch Jungen aller Altersstufen, die die
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