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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls
Autoren: Di Morrissey
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hatte sie Connor kennen gelernt. Hätte sie sich an einem weniger romantischen Ort in ihn verliebt? Gemeinsame Abenteuer und Schwierigkeiten hatten ihre Bindung gefestigt. Sie musste sich nach wie vor über ihre Gefühle für Connor klar werden. Das konnte sie nur, wenn sie von hier, von ihm fortging.
    Connor waren zwei Jobs angeboten worden, unter denen er wählen konnte … einer in China, der andere in Papua Neuguinea. Er hatte sie gebeten, mit ihm zu kommen, und sie gefragt, welches Land sie vorziehen würde. »In beiden Ländern wird es gleich rau sein, aber du scheinst es ja abenteuerlich zu mögen«, hatte er mit einem Grinsen gesagt und dann ernsthafter hinzugefügt: »Ich kann mir nicht mehr vorstellen, irgendwo ohne dich zu sein, Madi.«
    Wieder hatte sie ihm gesagt, dass sie noch nicht bereit sei, eine Entscheidung zu treffen. Den anderen Punkt, der ihr zu schaffen machte, hatte sie nicht angesprochen. In beiden Ländern unterstützte die IFO neue Minenprojekte.
     
    Sie fuhr zurück zu Connors Haus und schloss die Tür auf. Connor war bei Matthew und besprach mit ihm die für den nächsten Tag angesetzte Konferenz in
New Spirit
. Madi wollte nichts von den Deals wissen, die sie da aushandelten. Die Desillusionierung machte ihr immer noch zu schaffen. Sie würde sich später zu einem Abschiedsessen mit ihren Freunden bei Matthew treffen, bevor sie für den Nachtflug nach London zum Flughafen fahren musste.
    Der Koffer stand neben der Tür. Das Froschbild und die indianische Fischfalle, die Matthew ihr geschenkt hatte, waren sicher in ihrer Hängematte verpackt.
    Nur noch ein letzter Besuch war zu machen. Sie zog sich für den Flug um, wählte eine bequeme Hose und Stiefel, dazu ein weiches blaues Baumwollhemd. Dann verlud sie das Gepäck im Wagen.
    Lester hatte ihr eine Wegbeschreibung zu seinem Haus gegeben. Sie parkte ein Stück entfernt von der mit Flutlicht angestrahlten amerikanischen Botschaft und ging zwischen zwei Häusern hindurch zu dem kleinen Haus, in dem er mit seiner Mutter und seinem Sohn wohnte.
    Er saß auf der dunklen Veranda, Denzil auf den Stufen davor, und beide warteten auf sie.
    »Hallo, Denzil«, rief Madi, und der Kleine sprang auf, winkte ihr schüchtern zu und rannte zu Lester.
    »Sie ham uns also gefunden.«
    »Hier bin ich«, lächelte Madi, als sie die kleine Veranda erreichte.
    »Kommen Sie rein und lernen Sie Mama kennen. Sie is mächtig aufgeregt, weil Sie uns besuchen, aber auch froh, dass sie Sie endlich kennen lernt.«
    Lesters Mutter umarmte Madi herzlich, ließ sie auf dem Sofa Platz nehmen, trippelte aufgeregt hin und her und brachte ihnen Limonade und einen Teller mit Keksen.
    »Wohnen nur Sie drei hier?«, fragte Madi.
    »Meine Schwester tut noch bei uns wohnen, aber sie arbeitet im Krankenhaus. Sie is Hilfskrankenschwester«, sagte Lester stolz. »So, wie isses. Was sind Ihre Pläne, Madison? London, und dann was?«
    »Ich weiß es ehrlich nicht, Lester. Ich weiß nicht, wohin ich gehen werde und ob ich überhaupt in London bleiben werde. Das Hotelgewerbe interessiert mich nicht mehr so wie früher. Vielleicht probiere ich es mal mit dem Ökotourismus zu Hause in Australien.«
    »Vielleicht tun Sie mit Ihren Leuten arbeiten, Ihren Eingeborenen, eh? Und was is mit Mr. Connor? Das is die große Frage, was?« Er warf ihr einen fragenden Blick zu, und sie musste unwillkürlich lachen.
    »O Lester. Ich weiß es nicht … zumindest jetzt noch nicht.«
    Lester rollte mit den Augen. »Ooh, der arme Kerl.«
    Seine Mutter schnalzte mit der Zunge und reichte den Teller mit den selbstgemachten Plätzchen herum. »Tun Sie bloß nich zu schnell machen, wenn Sie sich nich sicher sind, was Sie erwarten tut. So 'ne Ehe is 'ne lange Zeit für Kopfweh ham. Da muss man sich sicher sein.«
    »Mama, das geht dich nichts an«, rügte Lester sie sanft.
    Seine Mutter stand auf, stemmte die Hand in die Hüfte, die andere mit dem Keksteller hielt sie immer noch vorgestreckt. »Vielleicht. Aber du kannst nich sagen, ich tät nich aus Erfahrung sprechen. Tu dich doch anschaun und deinen Jungen Denzil … die Frau, wo du dir angelacht hast … die hat an nix gedacht … hat dich überfahren, weil du zu weich bist, Junge. Und jetzt siehste, wohin dich das gebracht hat. Besser, man tut sich Zeit lassen …«, sie drohte Madi mit dem Finger. »Tun Sie sich das nich zu Kopf steigen lassen, Kind.«
    »Das werde ich nicht. Ich habe eine Menge über mich gelernt, seit ich hier bin.«
    »Das is
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