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Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Titel: Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
Autoren: Ugo Bardi
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der Mars.
    Die wichtigste Auswirkung des Wärmeflusses aus dem Kern ist das Hervorbringen konvektiver Bewegungen in dem fließfähigem, halb geschmolzenen Mantel. Aufwärts führende Konvektionsströme erzeugen Rücken auf dem Meeresboden, wo das Mantelmaterial ständig an die Oberfläche getrieben wird. Dort kühlt es ab, während es zur Seite geschoben wird, und bewegt sich fort. Es handelt sich um ein richtiges »Fließband«, das am Rücken beginnt und am Rand der Kontinente ankommt, wo es im sogenannten Subduktionsprozess wieder ins Innere des Mantels hineingeschoben wird, nach einer Reise über die Oberfläche, die vielleicht zig Millionen Jahre dauert. Durch diese Bewegungen werden die Kontinente ständig herumgeschoben. Das Phänomen wird »Kontinentaldrift« genannt und lässt sich unter dem heute gültigen Modell der sogenannten »Plattentektonik« subsumieren.
    Kontinente bewegen sich mit sehr langsamen Geschwindigkeiten: ein paar Zentimeter pro Jahr (das ist vergleichbar mit dem Wachstum von Fingernägeln oder Haaren beim Menschen) – aber sie bewegen sich. Im Lauf von Milliarden von Jahren haben die Kontinente einen komplizierten Tanz vollführt, in dem sich die Landmassen in einer Folge von gigantischen Brüchen und Kollisionen getrennt und wieder vereinigt haben. Die Kontinente der Gegenwart sind durch das Auseinanderbrechen eines alten Superkontinents, »Pangaea«, vor etwa 170 Millionen Jahren entstanden.
    Wenn ein Kontinent auf einen anderen stößt, dauert die Kollision normalerweise Millionen Jahre. Gleichwohl sind trotz der langen Zeit riesige Energiemengen im Spiel. Der Zusammenstoß löst eine Auffaltung der Kruste aus, weil riesige Mengen an Material gegeneinander geschoben werden und sich zu Bergketten auftürmen. Der Himalaya zum Beispiel entstand aus dem Auftreffen der Indischen auf die Eurasische Platte. Der Vorgang nahm seinen Anfang vor etwa 50 Millionen Jahren und dauert immer noch an. Die Europäischen Alpen wiederum sind das Ergebnis der nordwärts gerichteten Bewegung der Afrikanischen Platte, die irgendwann einmal das Mittelmeer verschwinden lassen wird. Dass die heutigen Gebirge Brocken aus dem Meeresboden enthalten, wird noch heute durch Meeresfossilien belegt, die sich in großen Höhen finden. Diese Fossilien, Muschelschalen oder Fische, stellten für die frühen Geologen eine Quelle großer Verwirrung dar. Sie hatten keine andere Erklärung dafür als die Sintflut.

    Abbildung 1 – 1: Die Erde und ihr Aufbau.
    Die Erde weist in ihrem Inneren einen charakteristischen Schalenbau auf. Auf den Erdkern folgen der Mantel und darauf die dünne Kruste, auf der sich sämtliche Lebensprozesse abspielen. Die Kruste ist Teil der Lithosphäre, welche in sieben große Platten zerbrochen ist (Plattentektonik).
    Subduktionszonen sind geologisch gesehen extrem aktiv. In Verbindung mit dem ozeanischen Fließband treten enorme Mengen von Energie auf, die gegen die starren Ränder der Kontinente Druck aufbauen. Wird diese Energie freigesetzt, erzeugt sie Vulkane, Erdbeben und die damit einhergehenden Tsunamis. Nicht zufällig werden die Ränder des Pazifischen Ozeans »Feuerring« genannt. Es handelt sich eigentlich nicht um einen Ring, sondern um einen weiten Bogen aktiver Vulkane, der von Indonesien bis nach Kalifornien reicht und über die Aleuten um den Pazifik herumführt. Dieser riesige Vulkangürtel wurde durch die Aktivitäten des Pazifischen Fließbands, das an den Kontinentalrändern abtaucht, geschaffen.
    Die Subduktion beeinflusst auch die chemische Zusammensetzung der Ökosphäre. Das an den Subduktionszonen in den Mantel geschobene Gestein enthält Wasser in Form von wasserhaltigem Silikat. Bei den hohen Temperaturen des Mantels zersetzen sich die Silikate teilweise unter Freisetzung überkritischen Wassers, also von Wasser im Hochtemperaturzustand, das weder flüssig noch gasförmig ist. Dieses Fluid schmiert die Subduktionsbewegung und ist für deren Aufrechterhaltung unabdingbar.
    Die Subduktion von Wasser baut aber in dem heißen Mantel auch einen Druck auf, der auf irgendeine Weise abgelassen werden muss. Das Wasser kehrt in Form von Geysiren und heißen Quellen zur Oberfläche zurück. Es erzeugt auch explosive vulkanische Eruptionen. Aufgrund dieser aufeinanderfolgenden Prozesse befindet sich das Wasser in einem stetigen Kreislauf: aus der Atmosphäre in die Kruste, von dort in den Mantel und dann wieder auf dem Weg vulkanischer Eruptionen zurück in die Atmosphäre. Es
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