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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leichthin. »Wenn alles klappt, gibt es ein Fest mit belegten Brötchen. Aber jetzt muß ich zu Dr. Kranzer. Ich brauche noch entsprechende Informationen.« Das hatte sich doch schon richtig bedeutend angehört. Und es war gar nicht schwer gewesen. Wie heißt es doch im Sprichwort: Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch den Verstand.
    Egon Meier drängelte sich durch und verließ sein Büro. Im Gang atmete er tief durch. Dann begab er sich zu Dr. Kranzer. Sein Verhältnis zu diesem wichtigen Mann war ungetrübt von Unsicherheit und Unterwürfigkeit. Kranzer war ein flotter Typ. Segler, Golfspieler, Frauenheld, Junggeselle. Sein eigentlich recht üppiges Gehalt reichte weder hinten noch vorn. Für Egon Meier war er jedoch nichts weiter als eine Nummer im Betrieb, über dessen Abzüge und interne Vorschüsse er zu Gericht saß. Interne Vorschüsse kamen Pettenkamp gar nicht erst vor die Augen. Deshalb war Meier auch nicht sonderlich untertänig, als er Kranzers Büro betrat. Der legte schnell den Hörer auf. Gerade hatte die schnucklige kleine Buttrich, dieser aufreizende Rotschopf, angerufen, um ihm Pettenkamps Auftrag, Meier betreffend, weiterzugeben. Bei solchen Gelegenheiten versäumte er nie, ein paar lockere Sprüche loszulassen. Diesmal hatte er gesagt, sein grüner Porsche verlange dringend nach einer rothaarigen Beifahrerin. »Dabei mußte ich gleich an Sie denken, Silvia. Was meinen Sie dazu?«
    »Geben Sie mir Ihren Porsche. Ich werde mich persönlich mit ihm verabreden«, hatte sie gesagt und aufgelegt. Sie dachte nicht daran, ihrer Liste von Windhunden einen weiteren hinzuzufügen. Jetzt war die Stunde der soliden Männer gekommen. Männer wie Meier.
    »Ich weiß schon Bescheid«, sagte Kranzer zu Egon Meier. »Dann wollen wir mal. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß der Musterkoffer ein Vermögen darstellt. Lassen Sie ihn um Himmels willen nie aus den Augen. Die Werkspionage floriert. Diese Modelle sind noch nicht auf dem Markt. Aber ihre Existenz ist bekannt. Bei Vermögen fällt mir ein, daß ich dringend fünfhundert brauche. Sagen Sie nicht, daß sich das nicht machen läßt, Herr Meier! Ich fresse Sie auf!«
    »Damit wäre Herr Pettenkamp aber sicher nicht einverstanden«, erwiderte Egon mit neuem Selbstbewußtsein.
    »Da können Sie recht haben. Versprechen Sie dem Parlango zehn Prozent, das dürfte genügen.«
    »Und falls es nicht genügt?«
    »Wenn er Sie rauswirft, kommen Sie zur Hintertür wieder herein und bieten zwölf Prozent. Höher als fünfzehn sollten Sie nicht gehen. Mehr wird bei den Amis auch nicht drin sein, bestimmt nicht.«
    »Warum reisen Sie eigentlich nicht, Herr Dr. Kranzer?«
    Kranzer seufzte. »Ich habe zu Geld und Geschäften ein rein theoretisches Verhältnis. Ich bin Wissenschaftler. In der Praxis komme ich nicht klar. Das brauche ich Ihnen wohl nicht näher zu erläutern, nicht wahr?«
    Egon Meier schwieg. Eine neue Welt tat sich vor ihm auf. Die geheimnisvolle Welt des kaufmännischen Erfolges. Er begann erst jetzt, die Anfangsgründe dieser geschäftlichen Möglichkeiten wirklich zu begreifen; doch sein wendiges Buchhaltergehirn erfaßte sogleich die Tragweite des Unterschieds zwischen zehn und zwölf oder gar fünfzehn Prozent in dieser Größenordnung.
    So war das Leben. Jahrelang wartete man auf irgend etwas, auf einen großen Augenblick. Und nichts geschah. Aber wenn es dann plötzlich passierte, dann waren die Jahre des Wartens wie nie gewesen. Die Ereignisse überstürzten sich, alles sollte möglichst schon vorgestern geschehen sein. Als müsse der Leerlauf von Jahren in einer Stunde aufgeholt werden.
    Über Egon Meier rollte eine Woge der Geschäftigkeit hinweg. Er ließ sich mit der Technik der Wunderwarnanlagen vertraut machen, holte die helle Hose aus der Reinigung ab, packte den Koffer, notierte Daten und Adressen, die Silvia Buttrich ihm gab. Abends verstaute er Almas Habseligkeiten im Auto. Das liebe Tier sprang freudig hinein, und ihm kamen wieder fast die Tränen.
    Silvia Buttrich tat alles, um ihm seine Sorgen Almas wegen zu nehmen. Und tatsächlich schien Alma sie zu mögen. Er setzte sich anstandshalber noch ein wenig auf die Couch und plauderte mit der hilfsbereiten Kollegin. Sekt lehnte er ab, ließ sich aber ein Glas Orangensaft aufnötigen.
    Die Buttrich trug eine Art Kreuzung zwischen Joggingdreß und Négligé. In Rot. Sie sah ihm wieder verwirrend in die Augen und lächelte, daß man ihre Zunge sehen konnte. Aber sie hielt sich
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