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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Und als sie, nach einem angenehmen und ruhigen Flug, in Düsseldorf landeten, hatte Egon bereits seine Geschichte einem Reporter einer großen Illustrierten exclusiv verkauft.
    Kranzer war da, um sie im Firmenwagen abzuholen. Als er Silva erblickte, atmete er scharf ein. Eine Schönheit! Das war ihm als Frauenkenner gleich klar: eine Schönheit mit Temperament!
    »Mein lieber Dr. Kranzer, wie nett, daß Sie mich und meine Verlobte abholen«, erklärte Egon Meier weltmännisch. Kranzer dachte: Ich werd' verrückt. Da wird Pettenkamp aber gucken. Und Silvia erst!
    In Aberlingen liefen die Festvorbereitungen inzwischen auf Hochtouren. Knulle dekorierte die Buchhaltung mit Girlanden und stellte Getränke kalt. Der Werkchor übte in der Halle noch einmal das Begrüßungslied, die Musikkapelle stimmte die Instrumente. Ewald Pettenkamp sprach seine kleine Begrüßungsrede dreimal vor dem Spiegel und übte formvollendete Verbeugungen und rednerischen Glanz.
    Die Presse würde da sein. Und dies war immerhin der größte Auftrag, den die ›Schraufa GmbH‹ jemals an Land gezogen hatte. Auch er hatte Sekt kaltstellen lassen.
    Silvia Buttrich hatte sich zu einigen Ponyfransen entschlossen und ließ ihre roten Haare gelgestärkt gen Himmel weisen. Ihr Herz klopfte gegen den grünen Pulli, und sie sprühte noch eine Ladung Eau de Toilette mit Moschus über ihre festliche Erscheinung.
    Als Knulle sie sah, rief er frech: »Nanu? Noch nicht in weißer Seide?«
    »Quatsch!«
    Und dann war es soweit. Pettenkamps Staatskarosse glitt auf den Hof. Die Kapelle legte los. Die Chormitglieder räusperten sich. Der Fahrer stieg aus. Auf der anderen Seite kletterte Dr. Kranzer heraus. Sie öffneten die hinteren Türen, und da waren sie! Ein gebräunter Meier in einem höchst eleganten Mantel. Und zwei schlanke Beine … ein Röckchen, ein Pelzjäckchen, ein schwarzer Lockenkopf. Ja, eine bildhübsche Person. Die vom Zeitungsfoto!
    »Mich rief es an Bord, es wehte ein frischer Wind!« sang der Chor aus Leibeskräften. Egon und Silva verharrten wie ein Staatsbesuch bei der Nationalhymne.
    Dann trat Pettenkamp vor und hielt seine kleine Ansprache. Die Reporter knipsten alles. »Mein lieber Meier … Prokura … einzigartiges Verdienst erworben … den Namen unseres schönen alten Städtchens Aberlingen ruhmreich in die Welt hinausgetragen … Der Firma einen echten Dienst erwiesen … begrüße ich Sie und Ihre, ahm, ahm, Ihre …«
    »Meine Verlobte, Silva Perreiro dos Passos, Herr Pettenkamp … Ich danke Ihnen für alles, und auch allen, die hier versammelt sind …«
    Egon begrüßte die in der ersten Reihe. Als er vortrat, sprang Alma von Silvia Buttrichs Arm und stürzte zu ihm hin.
    »Alma!« Egon beugte sich herunter und nahm das Tierchen auf den Arm. Fast hätte er vergessen, daß er nicht mehr der kleine armselige Buchhalter war, dem nur eine treue Hundeseele Interesse entgegenbrachte. Alma leckte ihm über das Gesicht. Silva streckte die Arme aus, und wirklich, Alma ließ sich von ihr an die Brust drücken. Wenn das kein gutes Zeichen war!
    Die Belegschaft rief: »Hoch, hoch, hoch!«
    Endlich war einmal etwas los in Aberlingen.
    Egon gab Silvia Buttrich die Hand und sagte: »Ich danke Ihnen ganz herzlich. Hoffentlich hat Alma Ihnen nicht zuviel Mühe gemacht?!«
    Und Silva lächelte hold und überreichte ihr ein großes, handgesticktes Tuch mit Fransen, wie sie Flamencotänzerinnen trugen.
    »Aus dem Besitz meiner Familie«, sagte sie, »auch ich danke im Namen meines Verlobten.«
    Silvia Buttrich wankte leicht. Der Himmel stürzte ein, direkt auf ihre hübsche Gelfrisur. Aber da war Dr. Kranzer schon neben sie getreten. Er erfaßte die Gunst der Stunde und dachte: Alter Junge, irgendwann muß es doch mal sein. Du kannst nicht ewig ein Single bleiben. Es kommt der Moment, da ist ein vormals begehrenswerter Single plötzlich ein oller Zausel.
    Er legte Silvia Buttrich also schnell den Arm um die Schulter. Sie lehnte sich dankbar an ihn.
    »Hier ist noch ein neuverlobtes Paar«, sagte er. »Ja, Silvia und ich werden heiraten. Wir wollen es nicht länger geheimhalten, nicht wahr, Mäuschen?«
    Sie errötete wieder einmal und war so sprachlos, daß sie nur den Kopf schütteln konnte. Und als ihr einfiel, daß sich diese Geste leicht mißverstehen ließ, nickte sie nachdrücklich und immerzu, wie eine Pagode.
    Das war wirklich anständig von Kranzer. Und er hatte vor aller Öffentlichkeit erklärt, daß er sie heiraten wolle. Als ihr das
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