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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)
Autoren: Annette Dutton
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klug gewesen wäre. Angst schnürte ihr die Kehle zu, als Tanner erneut klingelte, dieses Mal so fest, dass der Laut noch eine ganze Weile nachhallte. Hinter einer Glasscheibe konnte sie Polizisten sehen, die sich angeregt miteinander unterhielten und von ihnen keine Notiz zu nehmen schienen.
    »Hallo? Jemand da?«, fragte Tanner mit lauter Stimme. Nach einer Weile, die Helene wie die Unendlichkeit vorgekommen war, erschien eine schmächtige Gestalt in Uniform, deren Gesicht von einem schwarzen Schnurrbart beherrscht wurde.
    »Constable Hammerton. Womit kann ich dienen?« Der Polizist zückte einen Notizblock und legte ihn vor sich auf den Tresen, bereit, einen weiteren Gesetzesbruch im Landkreis zu protokollieren. Erwartungsvoll schaute er zu Tanner auf, die Frauen hinter ihm schien er gar nicht erst wahrzunehmen. Tanner räusperte sich. Es war ihm anzusehen, wie schwer es ihm fiel, diese Sache in die Hand zu nehmen.
    »John Tanner aus Meena Creek.« Er knetete mit beiden Händen seinen Hut, den er beim Betreten des Gebäudes abgenommen hatte. Mit dem Daumen wies er hinter sich. »Oh, und diese Dame hier ist meine Nachbarin Helene Junker mit ihrer Magd.«
    Wieder einmal musste Amarina als Dienstbotin ausgewiesen werden, da die Regierung den näheren Umgang mit Schwarzen verboten hatte. Dienstboten waren allerdings als Ausnahme erlaubt. Warum das so war, wusste Helene nicht. In ländlichen Gebieten war es üblich, sich um die große Politik einen Teufel zu scheren, und daher beschäftigten alle Farmer, die sie kannte, einheimische Hilfen – ob das Gesetz es nun erlaubte oder nicht. Solange man die Aborigines nicht direkt auf den Feldern bei der Arbeit erwischte, drückten die Behörden meist ein Auge zu.
    »Heute Morgen sind diesen Ladys und zwei weiteren Frauen ohne Erklärung die Töchter weggenommen worden. Von der Polizei, heißt es, und nun fragen wir uns, ob sie uns vielleicht weiterhelfen können?« Er warf einen Blick über die Schulter. Die Frauen hielten sich aneinander fest, sichtlich darum bemüht, die Fassung zu wahren. Constable Hammerton schaute erst wieder auf, als er schwungvoll einen Punkt hinter seine Notizen gesetzt hatte.
    »Heute Morgen sagen Sie?« Er kratzte sich am Hals. »Hm, darüber weiß ich nichts. Vielleicht kann Sergeant Miller mehr dazu sagen. Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment.« Tanner wechselte einen unruhigen Blick mit Helene und Amarina, als Constable Hammerton sich in die hinteren Räume verzog. Helene spähte durch die Glasscheibe, hinter der Hammerton mit einem Kollegen sprach. Hin und wieder schauten sie dabei auf Tanner, der von einem Fuß auf den anderen trat. Amarina fing an zu wimmern. Helene legte ihr den Finger auf den Mund und drückte sie fester an sich. Schließlich erschien Hammerton wieder.
    »Es tut mir leid. Der von Ihnen beschriebene Vorfall entzieht sich völlig unserer Kenntnis. Meena Creek sagten Sie?« Tanner nickte, und der Constable zuckte mit den Schultern. »Tja, da können wir Ihnen wohl nicht weiterhelfen.« Hammerton drehte sich nach den Kollegen um, wandte sich dann wieder Tanner zu. Er schob den Oberkörper über den Tresen, hielt dabei den Kopf geduckt. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf. Hier werden Sie nichts in Erfahrung bringen, aber wenn Sie sich die weite Reise leisten können, versuchen Sie’s doch direkt in der Landeshauptstadt. Beim Chief Protector in Brisbane.« Er sprach leise, fast flüsternd und drehte sich ein weiteres Mal um. »Kann Ihnen natürlich keineswegs garantieren, dass der Ihnen weiterhilft, aber wie gesagt: Hier erfahren Sie mit Sicherheit nichts. Und von mir haben Sie auch nichts gehört. Verstanden? Dann gehen Sie jetzt.« Noch bevor Tanner irgendwelche Rückfragen stellen konnte, war Hammerton wieder verschwunden. Tanner stand noch eine Weile unbeweglich vor dem Tresen, unschlüssig, was er als Nächstes tun sollte. Trotz des Geflüsters hatte Helene verstanden, was der Constable gesagt hatte. Sie trat an Tanner heran und zog ihn am Ärmel aus dem Polizeigebäude hinaus.
    »Das war so ziemlich das merkwürdigste Gespräch, das ich jemals geführt habe«, meinte Tanner, »ich fresse meine gesamte Zuckerrohrernte, wenn es hier mit rechten Dingen zugeht. Vielleicht sollten wir uns diesen Constable mal näher zur Brust nehmen. Mir scheint, der weiß mehr, als er zugibt.« Tanner kratzte sich nachdenklich am Kopf und setzte dann den Hut auf.
    Helene ging in kurzen Schritten hin und her, um ihre Gedanken zu
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