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Der geheime Zoo 1

Der geheime Zoo 1

Titel: Der geheime Zoo 1
Autoren: Bryan Chick
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glänzten überall kleine Lichtpunkte auf. In jeder Höhle funkelten glühende gelbe Flecken in der Dunkelheit. Augen! Die Augen von Tieren. Und diese Tieraugen beobachteten sie.
    Blizzard stieß ein langsames, wütendes Knurren aus. Auf seinem Rücken spürte Noah, wie der große Eisbär die Muskeln anspannte.
    «Yetis!», sagte Tank, und zum ersten Mal vernahm Noah in der mächtigen Stimme des Mannes so etwas wie Angst.
    Ein Blitz beleuchtete einen einzelnen Yeti, der den Hügel heruntergelaufen kam. Noah versuchte, sein Licht auszurichten, und sah ein zweites Biest hinter dem ersten. Noch ein Blitz durchbrach den Himmel. Donner grollte. Dann schossen Dutzende von Yetis aus ihren Höhlen hervor und liefen auf die Scouts zu.
    Im geheimen Zoo, dem Land der unmöglichen Dinge, hasteten Yetis die Berghänge hinab – Tiere, die eigentlich nicht existierten; monströse Biester, irgendwo zwischen Tier und Mensch. Und im geheimen Zoo, dem Land der unmöglichen Dinge, stürmte ein großer Eisbär, der einen Jungen namens Noah auf dem Rücken trug – weit weg von seiner Familie und weit weg von dem Leben, das er kannte –, voran und bereitete sich auf den Kampf vor.

[zur Inhaltsübersicht]
    47. Kapitel Die Yetis greifen an
    W ie eine Dampfwalze donnerte Blizzard durch den Wald und plättete das Unterholz unter seinen mächtigen Pranken. Noah klammerte sich an seinem Hals fest und beugte sich so tief runter, dass er immer wieder mit dem Kinn gegen Blizzards Kopf knallte und in seinem Mund der Geschmack nach schmutzigem Fell haften blieb. Der Wind fegte über seine Wangen und schlug die Klappen seiner roten Mützen gegen seine Ohren. Blizzard platschte durch einen Fluss, als wäre er eine Pfütze, und preschte weiter.
    Als der Bär auf den ersten Yeti zusteuerte, konnte Noah das Wesen zum ersten Mal richtig in Augenschein nehmen. Wie es so aufrecht dastand, die Arme bis zu den Knien herunterhängend, wirkte es wirklich wie eine Mischung aus Mensch und Affe. Filzige Haarbüschel hingen von seinen Ellenbogen, Knien und Zehen wie die Fransen eines alten Bühnenvorhangs. Bei Blizzards Anblick duckte sich der Yeti und hob die Klauen.
    Blizzard stampfte mit den Pranken in den Matsch, sodass er nach allen Seiten spritzte. Die beiden Tiere standen sich nun gegenüber und begannen sich langsam zu umkreisen, wie Noah es schon oft bei Tierkämpfen im Fernsehen gesehen hatte. Der Yeti knurrte und bleckte seine dicken, viereckigen Zähne und zwei Paar Reißzähne. Mit seinen gelben Augen und schwarzen Pupillen funkelte er Blizzard an.
    Blizzard senkte den Hintern und ließ Noah absteigen. So schnell er konnte, wich Noah bis zum Rand eines nahen Teiches zurück.
    «Sei vorsichtig, Blizzard!», rief er.
    Blizzard und der Yeti wankten von einem Fuß auf den anderen. Blizzard ließ ein tiefes Grollen ertönen. Der Yeti schnaubte und schlug mit den Fäusten gegen seine Brust. Jedes Tier studierte seinen Gegner. Dann auf einmal stürzten sie aufeinander los und verhakten sich in einem Wirbel aus Grunzen, Schlagen und Beißen. Blizzard vergrub seine Zähne im Bein des Yetis, und der Yeti riss ein Büschel Fell aus dem Rücken des Bären. Sie stießen sich gegenseitig gegen die Bäume und fielen in das dichte Gehölz.
    Entsetzt und hilflos sah Noah ihrem Kampf zu. Dann zerrte auf einmal etwas an seinem Knöchel. Er sah runter – und dort hinter ihm im Wasser war ein Yeti und zog an seinem Fuß. Das Biest war lautlos hinter ihn geschwommen.
    Ein Blitz ließ die gelben Augen des Wesens aufleuchten. Seine langen Haare schwammen wie Algen auf dem trüben Wasser. Der Yeti riss an Noahs Fuß und beförderte ihn kopfüber in den Matsch. Dann zog er den Jungen ins Wasser. Noah versuchte, sich an irgendetwas festzuhalten, doch seine Finger glitten nur durch den Morast und hinterließen zehn kleine Rinnen. Er sah hoch. Der andere Yeti hatte Blizzard in den Schwitzkasten genommen und brachte ihn zu Fall. Blizzard verlor den Kampf – doch das war nicht das Schlimmste. Eine ganze Gruppe von Yetis tauchte hinter dem mächtigen Bären auf, um ihn endgültig zu erledigen.
    Noah versuchte zu schreien, doch er brachte gerade mal ein Quieken heraus. Der Yeti packte auch seinen anderen Knöchel und zerrte ihn tiefer in den Teich. Noah schnappte nach Luft, doch in diesem Moment schwappte schon schmutziges Teichwasser über seinen Kopf.
    Der Yeti zog ihn tiefer und tiefer und immer noch tiefer. Je weiter Noah nach unten sank, desto dunkler und kälter wurde
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