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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene
Autoren: John Grisham
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einzugestehen. Die geheime Absprache wurde in einer für die Öffentlichkeit nicht einsehbaren Akte festgehalten und war durch Beschluss eines Bundesgerichts geschützt.
    Allerdings wurden die Details schon bald in den Cafes von Ada durchgehechelt, nachdem der Stadtrat hatte zugeben müssen, dass die Stadt für ihren Anteil an dem Vergleich fünfhunderttausend Dollar aus ihren Rücklagen hatte herausrücken müssen. Die Gerüchte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. In jedem Lokal wurden andere Summen genannt, aber allgemein war von einem Gesamtbetrag von fünf Millionen Dollar die Rede. Die Ada Evening News druckte diesen Betrag sogar unter Berufung auf ungenannte Quellen.
    Da Ron und Dennis immer noch als Verdächtige galten, glaubten viele der braven Leute von Ada nach wie vor, sie wären an dem Mord beteiligt gewesen. Dass sie daran nun so gut verdienen sollten, erhöhte die Verbitterung noch.
    Mark Barrett und Barry Scheck bestanden darauf, dass ihre Mandanten zunächst eine Pauschalzahlung erhielten. Der Rest sollte als monatliche Rente ausbezahlt werden. Dennis kaufte sich ein neues Haus in einem Vorort von Kansas City. Nachdem er Vorsorge für seine Mutter und Elizabeth getroffen hatte, legte er den Rest bei der Bank an.
    Ron erwies sich als weniger umsichtig.
    Er überredete Annette, ihm beim Erwerb einer Eigentumswohnung behilflich zu sein, die in der Nähe ihres Hauses und der Kirche lag. Sie kauften für sechzigtausend Dollar eine schöne Drei-Zimmer-Wohnung, und Ron versuchte es wieder einmal allein. Ein paar Wochen lang war er stabil. Wenn Annette ihn aus irgendeinem Grund nicht fahren konnte, ging er, ohne zu murren, zu Fuß zur Kirche.
    Aber er kannte Tulsa zu gut. Es dauerte nicht lange, bis er wieder in den Striplokalen und Bars unterwegs war, wo er Gott und der Welt Drinks spendierte und den Mädchen Tausende Dollars Trinkgeld gab. Das Geld und seine große Klappe zogen alle möglichen neuen und alten Freunde an, von denen ihn viele nur ausnutzen wollten. Er war übertrieben großzügig und hatte nicht die geringste Ahnung, wie er mit seinem neuen Reichtum umgehen sollte. Bevor Annette ihn unter Kontrolle bekam, hatten sich bereits fünfzigtausend Dollar in Luft aufgelöst.
    In der Nähe seiner Wohnung gab es eine Bar für die Leute aus der Gegend. Das Bounty war ein ruhiges, kleines Lokal. Guy Wilhoit, Gregs Vater, war dort Stammgast. Die beiden lernten sich kennen und wurden Saufkumpane. Stundenlang unterhielten sie sich angeregt über Greg und die schlechten alten Zeiten im Todestrakt. Guy erzählte den Barkeepern und dem Wirt, Ron sei ein persönlicher Freund von ihm und Greg. Falls Ron sich in Schwierigkeiten bringe, was er gern tue, sollten sie ihn, Guy, anrufen, statt die Polizei zu holen. Sie versprachen, auf Ron aufzupassen.
    Aber Ron konnte sich nicht von den Stripteaseläden fernhalten. Am liebsten ging er ins Lady Godiva, wo er sich in eine Tänzerin verliebte. Leider war sie schon vergeben, aber das machte ihm nichts aus. Als er herausfand, dass sie Familie hatte und obdachlos war, lud er alle in seine Wohnung ein und bot ihnen das Gästezimmer im oberen Stockwerk an. Die Stripperin zog mit ihren beiden Kindern und deren angeblichem Vater in seine schöne neue Eigentumswohnung. Da nichts zu essen im Haus war, rief Ron Annette an und diktierte ihr eine lange Einkaufsliste. Widerwillig besorgte sie das Gewünschte. Als sie ihre Einkäufe ablieferte, war von Ron weit und breit nichts zu sehen. Die Stripperin und ihre Familie hatten sich im oberen Schlafzimmer eingesperrt und weigerten sich herauszukommen, sodass Annette durch die Tür schreien musste. Sie stellte ihnen ein Ultimatum und drohte mit einer Klage, falls sie nicht sofort verschwänden. Sie ergriffen die Flucht. Ron vermisste sie sehr.
    Ein Abenteuer folgte auf das andere, bis Annette als gesetzlicher Vormund schließlich einen Gerichtsbeschluss erwirkte. Sie stritten sich erneut um das Geld, aber im Grunde wusste Ron, was am besten für ihn war. Die Wohnung wurde verkauft, und er ging wieder ins Pflegeheim.
    Seine wahren Freunde ließen ihn nicht im Stich. Dennis Fritz wusste, dass Ron Schwierigkeiten hatte, ein geregeltes Leben zu führen. Er lud ihn ein, zu ihm nach Kansas City zu ziehen, und bot an, sich um Rons Medikamente und Ernährung zu kümmern. Er wollte dafür sorgen, dass Ron Sport trieb und weniger trank und rauchte. Dennis hatte die Reformkost für sich entdeckt und setzte auf Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel,
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