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Der gefährliche Drache

Titel: Der gefährliche Drache
Autoren: Nancy Atherton
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Kirmesgelände abzuhalten, wurden sie zu einem vollen Erfolg. Bei dem neu ins Leben gerufenen Kostümpreis im Rahmen der Hundeschau räumte Grog, der Basset, den ersten Preis ab, dank des neuen Kostüms, das Sally Pyne für ihn genäht hatte. Bei der Blumenausstellung gewannen Grant Tavistock und Charles Bellingham den ersten Preis für ihre atemberaubenden Begonien, und das Juniorteam von Anscombe Manor holte sich seinen wohlverdienten ersten Preis bei den Reiterspielen, bei denen großer Zuschauerandrang auf dem Turnierplatz herrschte.
    Will, Rob, Thunder und Storm wurden von König Wilfred II. auf dem Turnierplatz zu Rittern geschlagen, wobei die ganze Zeremonie selbstverständlich hoch zu Ross stattfand. Bill trug bei den Festivitäten sein mittelalterliches Geckengewand, aber ich hatte beschlossen, meine Rolle als Madame de Bergère und damit mein Kostüm abzulegen, und blieb für den Rest des Sommers bei meinem weltlichen Aufzug. Ich wollte nicht, dass Alex oder Leslie oder Jim oder Diane – oder wie immer sie hießen – in mir die Frau erkannten, die sie beim Herauskrabbeln aus Edmonds Zelt beobachtet hatten. Keine Braut will erfahren, dass ihre Hochzeitsplanerin das »Flittchen« ihres Bräutigams war.
    Calvin nahm noch ein einziges Mal auf dem Thron Platz. Um bei einem opulenten Fest, das einen ganzen Tag lang dauerte und bei dem so gut wie jeder Darsteller der Kirmes seinen Auftritt hatte, Edmond und Mirabel zu trauen. Das glückliche Paar wurde von Soldaten, Rittern und Knappen zur Great Hall begleitet, während der Trauungszeremonie gesanglich von den Madrigalsängerinnen und bei einem üppigen Hochzeitsmahl von Bettlern, Zigeunern, Piraten, Feen, Mönchen, Schlangenbeschwörern, Moriskentänzern, Bauchtänzerinnen, Puppenspielern, Bauernmädchen, Zauberern, Hexenmeistern, Jongleuren, Akrobaten, Musikanten und dem wandelnden Baum gefeiert. Die Hochzeit war der Höhepunkt des Sommers und ein glanzvolles Abschiedsfest für die herrliche, magische Kirmes von König Wilfred.
    Danach brachen die Kirmesleute ihre Zelte ab und zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Einige, um ihre weltlichen Acht-Stunden-Jobs wieder aufzunehmen, andere, um an anderen historischen Festivals teilzunehmen, die überall in England stattfanden, und einige wenige, um nach Amerika zu reisen, wo sie ihr Glück bei dem ganzjährigen Ren-Fest-Karussell versuchen wollten.
    Jinks verbrachte sieben Wochen in dem Pflegeheim, das Calvin für ihn ausfindig gemacht hatte. Dort erholte er sich sowohl von einer kleineren Knieoperation als auch von dem erlittenen Nervenzusammenbruch. Calvin musste seine Mitarbeiter gar nicht erst drängen, Jinks zu besuchen. Da die Kirmes wie ein Dorf war, wusste das ganze Camp über Jinks’ Machenschaften Bescheid, noch ehe er am nächsten Morgen aus dem Gefängnis in Upper Deeping entlassen wurde. Sie verurteilten ihn jedoch nicht, waren sie doch im Großen und Ganzen ein unvoreingenommenes Völkchen und weil sie, wie Calvin, Jinks’ Ängste durchaus verstehen konnten. Kein Tag verging, an dem nicht der ein oder andere im Erholungsheim erschien, um Jinks mit dem neuesten Kirmestratsch zu versorgen oder ihm ganz einfach Gesellschaft zu leisten.
    Seine eifrigste Besucherin aber war Lady Amelia. Die schlanke rabenschwarze Schönheit lehrte ihn das Flötenspiel und entdeckte, dass er über eine schöne Stimme verfügte, die vorzüglich mit ihrer harmonierte. Als er mit ihr am Arm bei der Hochzeit erschien, war er nicht länger Jinks der Hofnarr, sondern Rowan der Barde. Die Lieder, die er eigens für das Fest komponiert hatte, waren geistreich, witzig und klug, und er musste nicht länger eine Schellenkappe tragen und Flickflacks machen.
    »Lady Amelia meint, dass er in ein, zwei Wochen in der Lage sein wird, nach Amerika zu reisen«, sagte ich. »Er hat sie gefragt, ob sie mit ihm kommt, und das trifft sich sehr gut, denn sie hat ihre Koffer schon seit Juli gepackt.« Ich saß, die Füße auf der Ottomane ausgestreckt, im Arbeitszimmer und das blaue Notizbuch lag aufgeschlagen auf meinem Schoß. König Reginald blickte mit einem zufriedenen Schimmern in seinen schwarzen Knopfaugen aus seiner Nische im Buchregal auf mich herab. Offensichtlich fand er das Königsein eine gute Sache.
    Weiß Calvin von Lady Amelias Absichten?
    Als die Frage in Tante Dimitys altmodischer Handschrift auf der Seite erschien, musste ich lachen.
    »Du machst wohl Witze?«, sagte ich. »Calvin hat alles getan, um sie zu bestärken.
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