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Der gefährliche Drache

Titel: Der gefährliche Drache
Autoren: Nancy Atherton
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Reaktionen.
    » Was? «,sagte Mr Malvern.
    » Huch? «,hörten wir von Lord Llewellyn.
    » Wie bitte? «,erklang es von Sir James.
    » Die Kirmes schließen? «,war Bills Kommentar.
    » Für immer? «,sagte ich.
    » Warum? «,wollte Lord Belvedere wissen.
    »Es gefällt mir nicht besonders, König zu sein«, sagte Calvin ehrlich. »Und genauso wenig gefällt es mir, ein so großes Unternehmen zu leiten. Ich werde es natürlich zu Ende bringen, aber wenn die Kirmes vorbei ist – und wenn es Jinks gut genug geht, um mit mir zu kommen –, werde ich nach Amerika zurückkehren. Dort werde ich bei Mittelalterfesten als Stadtschreier oder Bürgermeister oder Bauer auftreten.« Er lachte leise in sich hinein. »Oder aber ich verkaufe wieder Brathähnchen. Egal was, die Hauptsache ist, ich mache etwas, was mir die furchtbare Last dieser riesengroßen Verantwortung erspart.«
    »›Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt‹«, sagte Bill.
    »Wie wahr, wie wahr«, sagte Calvin. »Ein kluger Kerl, dieser Shakespeare. Der kannte das Leben. Mein Haupt ist so schwer, dass ich beschlossen habe, mich für den restlichen Sommer auf den Rang eines Herzogs zurückzustufen. Ich habe einen neuen König eingestellt. Er beginnt am Samstag.«
    Ich starrte ihn ungläubig an. »Du meinst … König Wilfred ist tot?«
    »Sozusagen. Doch übermorgen wird ein neuer König Wilfred geboren.«
    Die Männer betrachteten ihn einen Moment lang feierlich. Dann standen sie auf und erhoben ihre Pokale. Ich tat es ihnen gleich.
    »Der König ist tot«, sagte Bill. »Lang lebe der König!«
    »Lang lebe der König!«, sagten wir im Chor.
    Wir saßen bis nach Mitternacht zusammen, plauderten, lachten und zechten, doch schließlich forderten die dramatischen Ereignisse des Tages ihren Tribut, und es war Zeit, unsere Zusammenkunft zu beschließen. Während Bill mit den anderen Männern zum Abschied ein paar Scherze austauschte, nahm Calvin mich zur Seite.
    »Ich habe etwas für dich, Lori«, sagte er. Er langte in seinen Gürtelbeutel und zog ein zusammengefaltetes Blatt heraus. »Jinks hat mich gebeten, es dir zu geben.«
    Ich faltete es auseinander und erkannte im flackernden Schein der Flammen das Rezept für den Honigkuchen.
    »Oh!« Ich spürte, wie es mir die Kehle zuschnürte. »Richte ihm bitte meinen Dank aus, ja?«
    »Du kannst ihm selber danken. An dem Ort, den ich für ihn ausfindig gemacht habe, sind Besucher gern gesehen. Ich werde dafür sorgen, dass alle ihn besuchen, insbesondere Lady Amelia. Sie hat ein Auge auf ihn geworfen, war aber bisher zu schüchtern, ihm ihre Zuneigung zu zeigen. Ich finde, dass es Zeit für sie ist, endlich Farbe zu bekennen, was meinst du?« Er warf einen verstohlenen Blick zu Bill, Lord Belvedere, Sir James, Lord Llewellyn und Mr Malvern, ehe er sich näher zu mir beugte und in ruhigem Ton sagte: »Es geht nicht nur um Geld, musst du wissen. Er hat es auch dringend nötig, dass man ihm zeigt, wie sehr er geliebt wird.« Calvin strahlte mich fröhlich an, drehte sich um und entfernte sich gemächlich vom Lagerfeuer.
    Als die Dunkelheit ihn verschluckte, blinzelte ich ein paar Tränen weg und flüsterte: »Lang lebe König Calvin der Gute!«

Epilog
    DIE INVASION VON Finch endete an einem drückend heißen Augustnachmittag. Mein friedliches englisches Dorf hatte randalierende Tagesausflügler, exzentrische Übernachtungsgäste und eine Reihe rauschender Pub-Abende überlebt, doch die König-Wilfred-Kirmes hatte den unerwarteten Tod ihres fröhlichen Monarchen Wilfreds I. nicht überlebt. Am Ende des Sommers wurde das »Hauptthor« für immer geschlossen, und bald erinnerte im Bishop’s Wood nichts mehr an die Kirmes.
    Merlot der Magier schockierte die Weinkenner von Finch, indem er sechs Kartons von Dick Peacocks grässlichem selbstgemachtem Wein kaufte, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Bill und ich vermuteten, dass sein nächster Trick darin bestehen würde – um mit Christine Peacocks Worten zu reden –, seinen Zahnschmelz verschwinden zu lassen. Magus Silveroak nahm würdevoll Sally Pynes Abschiedsgeschenk entgegen – handgestrickte Socken und einen Schal –, doch niemand glaubte so recht, dass der Zauberer etwas damit anfangen könnte. Peggy Taxman überreichte den Jongleuren zum Abschied eine Tüte voller Übungsfrüchte, und der Pantomime ging, ohne ein Wort zu jemandem zu sagen.
    Nachdem sich Peggy einverstanden erklärt hatte, die traditionellen dörflichen Sommerveranstaltungen auf dem
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