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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff
Autoren: James Gunn
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Ich habe nicht viel Zeit und möchte meinen Bericht abgeben.«
    »Das hat Zeit. Kommen Sie mit ’rauf. Ich will mir Ihr Gesicht ansehen. Sie können mir einen schriftlichen Be …«
    »Ausgeschlossen«, sagte Locke schwerfällig. »Ich setze meinen Namen unter nichts Schriftliches. Zu gefährlich. Von jetzt an lasse ich mich auf keine Risiken mehr ein. Ein paar Tage lang kam ich gut voran, dann erwischten sie mich. Na ja, sie sind auch nicht ganz glücklich. Also, soll ich anfangen?«
    Dr. Pearce nickte.
    Für eine Weile hatte Locke geglaubt, seinem Ziel näherkommen zu können. Er hatte sich im Abbot eingemietet, mit dem Empfangschef angefreundet und sich schließlich nach seinem Freund Cartwright erkundigt, der vor einiger Zeit auch im Hotel gewohnt habe. Der Empfangschef sei durchaus willig gewesen, nur habe er nicht viel gewußt, und was ihm bekannt war, hätte er nie einem Fremden erzählt. Die Gäste im Abbot pflegten von der Polizei und von Geldtreibern belästigt zu werden.
    Cartwright habe seine Rechnung bezahlt und sei plötzlich ausgezogen, ohne eine Anschrift zu hinterlassen. Man habe seither nichts mehr von ihm gehört, aber gewisse Leute hätten Erkundigungen über ihn eingezogen.
    »Er ist wohl in Schwierigkeiten, was?« fragte der Empfangschef. »Ich hatte aber so das Gefühl, daß Cartwright nach Des Moines wollte. Er sagte irgend etwas – ich kann mich nicht mehr erinnern.«
    Locke fuhr mit einer Probe von Cartwrights Handschrift aus dem Hotelregister nach Des Moines. Er klapperte alle Hotels, Pensionen und Motels ab. In einem erstklassigen Hotel fiel ihm der Name ›Marshall Carter‹ auf.
    Cartwright hatte das Abbot Hotel am Neunten verlassen und am Zehnten im Hotel in Des Moines ein Zimmer gemietet. Die Schriftzüge schienen übereinzustimmen.
    Locke holte Carter in St. Louis ein. Er entpuppte sich als älterer Vertreter von Fotoartikeln, der seit einem Jahr nicht mehr in Kansas City gewesen war.
    Ende der Spur.
    »Könnte ihn sonst jemand finden?« erkundigte sich Dr. Pearce.
    »Nein, wenn er nicht gefunden sein will«, sagte Locke. »Eine Fahndung im ganzen Land – eine große Kampagne, damit wäre es vielleicht zu schaffen. Aber wenn er seinen Namen gewechselt hat und den neuen nicht auf jedes zweite Blatt Papier schreibt, wird ihn kein Mensch finden. Das wollten Sie doch, nicht wahr?«
    Dr. Pearce sah ihn lange an, ohne etwas zu sagen.
    »Er ist nicht vorbestraft«, fuhr Locke fort. »Das ist günstig. Ich habe bei den größeren Polizeipräsidien und beim FBI Erkundigungen angestellt. Nichts zu finden. Keine Unterlagen, keine Fingerabdrücke. Nicht unter diesem Namen.«
    »Wie haben Sie sich diese Verletzung zugezogen?« fragte Dr. Pearce nach kurzer Pause.
    »Sie warteten vor meinem Büro auf mich, als ich zurückkam. Zwei Kerle. Geschickt, aber nicht geschickt genug. ›Finger weg!‹ sagten sie. Okay, ich bin nicht dumm. Ich lasse die Finger davon, aber ich wollte zuerst den Auftrag erledigen.«
    Dr. Pearce nickte. »Ich bin zufrieden. Schicken Sie mir eine Rechnung.«
    »Von wegen Rechnung!« knurrte Locke. »Fünfhundert Dollar. Stecken Sie das Geld in einen Umschlag und schicken Sie es mir mit der Post – keinen Scheck. Ich könnte mehr verlangen, weil Sie mich als Lockvogel verwendet hatten, aber vielleicht hatten Sie Ihre Gründe. Seien Sie vorsichtig, Doc!«
    Er war verschwunden, so schnell und lautlos, daß Dr. Pearce zu sprechen begann, bevor er entdeckte, daß der Detektiv nicht mehr vor ihm stand. Dr. Pearce starrte ihm einen Augenblick nach, dann hob er die Schultern und schloß die Haustür auf.
    Auf dem Weg nach oben im Lift starrte er nachdenklich vor sich hin. Vor seiner Wohnungstür kramte er geistesabwesend den Schlüssel heraus und steckte ihn ins Schloß. Als der Schlüssel sich nicht drehen ließ, nahm er ihn heraus, um ihn anzusehen. Erst dann fiel ihm auf, daß die Tür einen winzigen Spalt offenstand. Dr. Pearce gab ihr einen Stoß, und sie ging lautlos auf. Das Licht vom Korridor strömte über seine Schulter, aber es drang nicht weit ins dunkle Zimmer. Er starrte einen Augenblick hinein und zog den Kopf zwischen die Schultern, als helfe ihm das weiter.
    »Kommen Sie ’rein, Dr. Pearce«, sagte jemand leise.
    Das Licht ging an. Dr. Pearce blinzelte. »Guten Abend, Mr. Weaver. Sie auch, Jansen. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, Doktor«, sagte Weaver. »Ausgezeichnet.«
    Er sah nicht gut aus, dachte Dr. Pearce. Er wirkte älter, hager, erschöpft. Machte er sich
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