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Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal

Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal

Titel: Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal
Autoren: Bettina Hennig
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Im ersten Jahr meiner Arbeit habe ich wöchentlich drei Interviews für große internationale Medien gegeben.«
    Mit der Folge, dass sich weltweit neue B-Societys formierten. Heute vermeldet Camilla Kring stolz: »Wir haben 8000 aktive Mitglieder in 50 Ländern weltweit. Sogar aus Südafrika und Brasilien kamen Anfragen. Viele unsere Mitglieder erzählen, sie hätten ein Leben lang unter den Anforderungen ihrer Arbeitswelt gelitten und damit Probleme gehabt, sich den Anforderungen anzupassen, und seien darüber hinaus auch noch belächelt wurden. Erst durch uns haben sie erfahren, dass sie nicht charakterschwach sind, sondern dass ihre Neigung, länger zu schlafen, genetisch bedingt ist. Diese Erkenntnis hat ihnen so sehr geholfen, dass viele unserer Mitglieder sehr engagiert sind, in ihrem Umfeld und im Rahmen ihrer Möglichkeiten Strukturen aufzubrechen und neu und individuell zu gestalten. Deshalb beschreibe ich die B-Society auch als ›Be-Society‹ – ganz im Sinne des dänischen Prinzen Hamlet – ›To be or not to be?‹, ›Sein oder Nichtsein?‹. Das ist auch der Grund, warum ich dem Verein diesen Namen gegeben habe, obwohl ich oft auf Kritik gestoßen bin, weil einige denken, B klinge gegenüber A ein wenig sekundär, weil es im Alphabet an zweiter Stelle kommt. Aber für mich heißt es: Be alive, be yourself, be unique.«
    Nicht nur medial, auch ganz konkret stellten sich bald nach der Gründung der B-Society erste Erfolge ein: »Ich habe in einer dänischen Radiosendung gesagt, dass es wichtig sei, eine B-Oberstufe zu gründen, weil besonders Jugendliche – das hat mit dieser Wachstumsphase und der hormonellen Umstellung zu tun – unter dem frühen Aufstehen leiden, und einen Aufruf gestartet: ›Wer eine B-Oberstufe gründen möchte, melde sich bitte bei mir.‹ Kurz darauf hat sich jemand aus Kopenhagen gemeldet, und wir haben gemeinsam die Schule nach B-Kriterien organisiert. Der Unterricht an dieser Schule beginnt nun erst um zehn Uhr.«
    In der Folge meldeten sich nicht nur Firmen, Konzerne und Behörden bei der Aktivistin für eine ausgeschlafene Welt, um sie zu bitten, ihre Dienstpläne umzustrukturieren, sondern auch Menschen, die an den Schaltstellen der Macht saßen und ihr bei der Verwirklichung ihres Traumes beistanden: »Die ehemalige Familienministerin Carina Christensen hat immer wieder betont, dass es wichtig sei, zum Beispiel die Infrastrukturen für die Kinderbetreuung zu verändern. Die Arbeitszeiten sind auf den Zeitabschnitt 8 bis 16 Uhr ausgerichtet; wenn jemand sein Kind aber erst um 17 Uhr aus dem Kindergarten holen will, dann gilt er schon als Schwerverbrecher oder Rabenmutter. Das muss aber nicht sein, wenn man auch im Bereich der Kinderbetreuung flexibel reagiert und sich auf eine neue Gesellschaft einrichtet, die verschiedene Familienmodelle integriert. Dasselbe gilt für die Altenpflege: Kim Maskell, der Personalchef der Kopenhagener Sozialstationen, sagt, dass gerade im Pflegesektor Langschläfer sehr willkommen sind – denn diese könnten dann die Schichten am Abend übernehmen. Ein Mensch muss ja nicht nur von 8 bis 16 Uhr betreut werden – er lebt ja rund um die Uhr.«
    Doch natürlich stieß ihre Initiative nicht nur auf Wohlwollen, sondern auch auf Kritik. Hauptbefürchtung von Camilla Krings Gegnern war, dass sie die Gesellschaft total umkrempeln und einen Konflikt zwischen A- und B-Typen schüren wolle. Sie überhörten den versöhnlichen Ansatz ihrer Gesellschaftskritik, in der es eher darum geht, alle Lebens-, Arbeits- und Familienformen zu integrieren und sämtliche Bedürfnisse flexibel aufeinander abzustimmen – egal ob man morgens mit Leichtigkeit aus dem Bett kommt oder abends länger durchhält.
    Kring vermutet, dass dieses Missverständnis auch mit der Persönlichkeitsstruktur der A-Typen zusammenhängt, die nicht nur eine Gesellschaftsform verteidigen wollen, die auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist, sondern auch schlichtweg kein Verständnis für Flexibilität in der Arbeitswelt aufbringen: »Wenn B-Typen oft mit dem Eindruck konfrontiert sind, dass A-Typen sie maßregeln und zurechtweisen, dann hängt das damit zusammen, dass diese sehr prinzipientreu und rigide sind und einen immergleichen Tagesablauf bevorzugen. Sie haben Angst vor Neuerungen. B-Typen sind flexibler, freiheitsliebender und offener im Denken. Sie sind durch Unregelmäßigkeiten im Tagesablauf nicht so leicht zu irritieren. Ich muss zugeben, es ist auffällig, dass es A-Typen
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