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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
Autoren: Colin Cotterill
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Lasters blieb, hatte ich vielleicht eine Chance herauszufinden, wer ihn für seine schändlichen Taten missbrauchte.
    Von den Einheimischen erfuhr ich, dass nur eine Piste zur ersten Anlaufstelle in Ban Noo führte und dort in einer Sackgasse endete. Als der Laster zurückkam, saß ich mit einer Gruppe alter Männer am Straßenrand und aß Erdnüsse. Die perfekte Tarnung, niemand im Laster erkannte mich. Ich sah sofort, dass sie den ersten Datensammler abgesetzt hatten. Den zweiten, Nouphet, ließen sie an Sammelstelle Nummer zwei aussteigen: die nächste Kreuzung bei Nahoi. Buaphan und sein Chauffeur fuhren weiter zum dritten Stützpunkt. Dort musste ich hin. Da man in den Hügeln jedes Geräusch schon von Weitem hört, stieg ich ab, als ich Licht sah, und schob das Motorrad den letzten Kilometer.«
    »Ich bewundere dein Stehvermögen.«
    »Ich bin fast gestorben. Ich versteckte das Motorrad im Gebüsch am Ende der Piste. Es war dunkel. Ich bedeckte es mit Laub, damit sie nicht merkten, dass ich in der Nähe war, und dabei spießte ich mir die Hand an einem spitzen Zweig. Ich blutete wie ein abgestochenes Schwein.«
    »Und du hast nicht vor Schmerz laut aufgeschrien und dich damit verraten?«
    »Nein. Inzwischen hatte ich auf Tarnmodus geschaltet. Wie eine schwarze Motte in dunkler Nacht schwirrte ich einmal um das Dorf herum, bis ich Buaphans Hütte ausfindig gemacht hatte. Er saß davor und las im Schein einer Sturmlaterne. Er wirkte … wie soll ich sagen? Er wirkte glücklich und zufrieden. Ich habe später mit Daeng darüber gesprochen, und sie kam zu exakt demselben Schluss. Er passte überhaupt nicht in das Bild, das wir uns vom Täter gemacht hatten. Der Mann, nach dem wir suchten, musste charmant sein. Er musste andere für sich einnehmen. Und Buaphan hätte sich niemals so sehr verstellen können. Er mochte schlicht und einfach keine Menschen. Sein Nirwana war die Einsamkeit. Deswegen arbeitete er bei der Zensusbehörde.
    Plötzlich hörte ich, wie der Laster ansprang. Ich sah, wie die Scheinwerfer den Pfad hinunter verschwanden. Eigentlich hatte ich in Sichtweite des Lasters bleiben wollen, aber ich wusste nicht, wie ich ihm folgen sollte, ohne dass der Fahrer mich entdeckte. Ich war zu Tode erschöpft, und in der Zeit, die es mich gekostet hätte, mein Motorrad wieder flottzumachen, wäre der Laster über alle Berge gewesen. Außerdem war ich noch immer auf die Datensammler fixiert. Jetzt führte Nouphet die Liste meiner Verdächtigen an. Ich wollte tags darauf ins Dorf hinunterfahren und sehen, was er im Schilde führte.
    Aber wie ich so da saß und grübelte, ging mir der Fahrer nicht mehr aus dem Sinn. Er verbrachte einen Großteil seiner Zeit damit, zwischen den drei Sammelstellen hin und her zu fahren. Die gesamte Kommunikation lief über ihn. Wie hätte jemand feststellen sollen, wann er sich wo aufhielt? Er konnte dem zweiten Stützpunkt ohne Weiteres erzählen, er habe die Nacht beim ersten Stützpunkt verbracht, und niemand konnte das überprüfen. Er hatte reichlich Gelegenheit, zwischendurch längere Zeit zu verschwinden. Das Einzige, was gegen ihn sprach, war sein Äußeres.«
    »Ein Glatzkopf?«
    »Das passte nicht. Da fielen mir die Berichte wieder ein. Niemand hatte ausgesagt, der Mann habe gut ausgesehen. Es war immer nur von seinem vollen Haar, seinem interessanten Gesicht und seinen guten Manieren die Rede. Als ›interessant‹ beschreibt man in aller Regel jemanden, der durchschnittlich aussieht, aber über eine enorme sexuelle Ausstrahlung verfügt. Du, zum Beispiel – du bist eigentlich ziemlich hässlich, aber die Frauen liegen dir zu Füßen. Sie sehen über deinen Kahlkopf und dein Grashüpfergesicht einfach hinweg.«
    »Verstehe.«
    »Unser Täter musste ein gewiefter Schauspieler sein. Seine Opfer kauften ihm buchstäblich alles ab. Der Fahrer hatte gute Gründe, Buaphan zu hassen, aber er hatte auch ausreichend Gelegenheit, ihn zu studieren. Er konnte sich seine Identität aneignen: seinen Gang, seine Sprechweise, seine Marotten. Alles, was ihm fehlte, waren Haare. Und dank der Eitelkeit der Menschen ist es heutzutage nicht allzu schwer, eine überzeugende Perücke aufzutreiben.«
    »Und das alles ging dir durch den Kopf, als du dort im Gebüsch saßest und dir klar wurde, dass du dich von deinem Hauptverdächtigen verabschieden musstest?«
    »Ja, bis ich einschlief. Es war ein langer Tag gewesen. Ich liebe Madame Daeng wirklich von ganzem Herzen, aber neben einem Busch
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