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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
Autoren: Colin Cotterill
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einem exzentrischen Mystiker namens Luang Pa Bunleua erbaut worden. Er beherbergte eine stattliche Sammlung von in Beton gegossenen Szenen aus dem Ramayana und anderen Mythen und Legenden sowie zahlreiche Statuen buddhistischer und hinduistischer Gottheiten.
    Luang Pa selbst war ein Jahr zuvor ausgebürgert worden, wegen antisozialen Verhaltens, was viele als Synonym für antisozialistisches Verhalten verstanden hatten. Die Partei war wohl ein wenig überfordert mit einem Mann, der so tief in seinem Glauben verwurzelt schien, dass er den Göttern einen riesigen Skulpturengarten gewidmet hatte. Luang Pas erste Amtshandlung nach seiner Ankunft in Thailand war der Bau eines neuen Buddha-Parks in Nong Kai gewesen, noch prachtvoller und kurioser als sein Vorgänger. Statt die laotische Anlage einzuebnen, hatte die Regierung sie zum Nationalpark erklärt, in der Hoffnung, dass Kinder in dem Glauben aufwachsen würden, bei den riesigen Steinskulpturen handele es sich um thailändische Zeichentrickfiguren ohne jeden religiösen Bezug.
    An den Wochenenden war hier die Hölle los. Da Laos in Sachen Unterhaltung nicht allzu viel zu bieten hatte, strömten die Einheimischen in Scharen zu den Ex-Gottheiten, als besäßen diese eine ganz eigene Anziehungskraft. Zwar standen auf dem Parkplatz auch ein paar Regierungs- und Armeefahrzeuge und das eine oder andere Motorrad, doch die meisten Leute gelangten mit öffentlichen Bussen zum Buddha-Park. Samstags und sonntags setzte das Verkehrsministerium zusätzliche Busse ein, um des Besucheransturms Herr zu werden.
    Um kultische Handlungen zu verhindern, hatte man eigens einen Wachmann abgestellt, dennoch war es Herrn Tickoo – dem Vater des Verrückten Rajid – gelungen, ein Dutzend Jasmin-Blumenketten und eine Schachtel Räucherstäbchen auf das Gelände zu schmuggeln, um dem Gott Shiva für die Genesung seines Sohnes zu danken.
    Siri und Daeng hatten nicht schlecht gestaunt, als sie ihn vor der Abfahrt in seiner Kammer über dem Happy Dine aufgesucht hatten. Da er mehrere Fremdsprachen beherrschte und offenbar nicht auf den Kopf gefallen war, hatte Siri beschlossen, dass der Mann seine Talente gewinnbringender nutzen sollte. Die Lao Huksat plante eine englische Ausgabe, und dazu brauchte das Blatt einen Redakteur. Siri kannte den Verleger und hatte ein gutes Wort für den Inder eingelegt. Für seine Dienste sollte er einen kleinen, aber auskömmlichen Lohn und ein mietfreies Zimmer hinter dem Büro erhalten. Fortan würde Herr Tickoo nicht mehr nur Kartoffelcurry auf dem Teller, sondern echtes Geld auf dem Konto haben.
    »Ach, Herr«, hatte er gesagt, »Sie sind zu gütig. Aber wissen Sie, ich habe versprochen, mich um den Besitzer dieses Restaurants zu kümmern. Ich habe seinem Vater feierlich gelobt, ihn vor Bankrott und Armut zu bewahren. Ohne mich säße er wahrscheinlich längst auf der Straße. Dennoch fühle ich mich durch Ihr Angebot selbstredend zutiefst geehrt.«
    Hinter einem Gebüsch unter der linken Hand des höchsten Hindu-Gottes rollte Herr Tickoo unauffällig seine Gebetsmatte aus und bat die anderen, ihn auf dem Rückweg wieder abzuholen.
    Frau Fahs Kinder, Mee und Nounou, rannten im Innern eines riesigen Kürbisses fröhlich im Kreis. Dtui und Phosy gingen mit Malee von einer Statue zur anderen und erklärten ihr, wen diese riesigen Skulpturen darstellen – einer der ersten Schritte auf dem Lebensweg des kleinen Mädchens, das einmal Ärztin werden sollte. Tong und Gongjai, die jungen Damen von zweifelhaftem Ruf, trugen je einen Zwilling auf dem Arm, und alle fragten sich, wie sie die Trennung von ihren Leihbabys wohl verkraften würden. Sie sahen aus wie Entführerinnen, die drauf und dran waren, sich mit ihrer knopfnasigen Beute aus dem Staub zu machen.
    Genosse Noo, der abtrünnige Thai-Mönch, hätte an dem Hausausflug gern teilgenommen. Siri hatte ihm erklärt, dass es für einen illegalen Ausländer, der noch dazu der Sangha angehörte, vielleicht nicht unbedingt ratsam sei, im safrangelben Mönchsgewand durch Buddhas gelobtes Disneyland zu spazieren. Noo hatte sich Siris Lehre offenbar zu Herzen genommen, denn als Siri zum Aufbruch gerufen hatte, war er in einer weißen Hose, Bowlinghemd, Sonnenbrille und Strohhut erschienen. Zwar hatte er den Buddha-Park unbemerkt betreten, doch trotz seiner raffinierten Verkleidung hatte ihn sein Gang sogleich verraten: Mit gesenktem Kopf und vor der Brust gefalteten Händen war er unschwer als Tempelbruder zu
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