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Der Freischütz - Die schönsten Opern der Welt ; 194

Der Freischütz - Die schönsten Opern der Welt ; 194

Titel: Der Freischütz - Die schönsten Opern der Welt ; 194
Autoren: Carl Maria von Weber
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geheimnisvoll. Um dir ganz meine Freundschaft zu beweisen, könnte ich dir unter vier Augen – nicht umsonst habe ich gegen dich zuweilen ein Wort fallen lassen. – Es gibt allerdings gewisse geheime Kräfte der Natur – gewisse unschuldige Jagdkünste – diese Nacht, wo sich die Mondscheibe verfinstert, ist zu großen Dingen geschickt! – Ein alter Bergjäger hat mir einmal vertraut –

     

    Man sieht Samiel von Zeit zu Zeit lauschen, ohne daß ihn die Sprechenden bemerken.

     

    MAX. Du missest mir das Gift tropfenweis' zu –

    KASPAR. Wie wär's, Kamerad, wenn ich dir noch heute zu einem recht glücklichen Schuß verhülfe, der Agathe beruhigte und zugleich euer morgendes Glück verbürgte?

    MAX. Du fragst wunderbar. Ist das möglich?

    KASPAR. Mut! Mut! Was die Augen sehen, glaubt das Herz. Da, nimm meine Büchse!

    MAX. Was soll ich damit?

    KASPAR. Geduld! Er sieht nach dem Himmel. Zeigt sich denn nichts? Schnell, indem er ihm das Gewehr gibt. Da! da! Siehst du den Stößer dort? Schieß!

    MAX. Bist du ein Narr, oder glaubst du, ich bin's? Es ist ganz düster, der Vogel schwebt wie ein schwarzer. Punkt in der Luft, wolkenhoch über der Schußweite !

    KASPAR. Schieß ins T – Schellobers Namen! Ha, ha!

    MAX berührt wie im Zweifel den Stecher, das Gewehr geht los. In demselben Augenblick hört man gellendes Gelächter, so daß sich Max erschrocken nach Kaspar umsieht. Was lachst du? Wie Fittiche der Unterwelt kreist's dort oben – Ein mächtiger Steinadler schwebt einen Augenblick wirbelnd in der Luft und stürzt dann tot zu Maxens Füßen. Was ist das?

    KASPAR der ihn aufhebt. Der größte Steinadler, den es gibt! Was für Fänge, und wie herrlich getroffen! Gleich unterm Flügel, sonst nichts verletzt! Kannst ihn ausstopfen lassen, Bruder, für ein Naturalienkabinett.

    MAX. Aber ich begreife nicht – diese Büchse ist doch wie jede andere –

    KASPAR. Viktoria! das wird dich bei den Bauern in Respekt setzen! das wird Agathe erfreuen! Er rauft einige der größten Federn aus und steckt sie auf Maxens Hut. So, Kamerad, dies als Siegeszeichen.

    MAX. Was machst du? – Wird mir doch ganz schauerlich! – Was hast du geladen? Was war das fär eine Kugel?

    KASPAR. Gar keine Kugel, Närrchen! Eine trächtige Blindschleiche! die trifft allemal.

    MAX. Träum' ich denn, oder bin ich berauscht? So etwas ist mir noch nie begegnet! – Kaspar, ich bitte dich, ich beschwöre dich! Er faßt ihn. Kaspar, ich bringe dich um! Sag', was war das für eine Kugel?

    KASPAR. Bist du verwirrt vor Freuden? Ich teile sie mit dir! Er umarmt ihn. Nicht, Freundchen! das war ein Schuß ? Laß mich los!

    MAX läßt ihn los. Wo hast du die Kugel her?

    KASPAR. Nun, wenn du Vernunft annimmst – so sag' mir – du, der wackerste Jäger, bist du oder stellst du dich nur so unerfahren? Wüßtest du wirklich nicht, was eine Freikugel sagen will?

    MAX. Albernes Geschwätz!

    KASPAR. Da lernt man's doch besser unter dem Kriegsvolk. Ha, ha! wie kämen die Scharfschützen zurecht, die ihren Mann aus dem dicksten Pulverdampf herausschießen? Oder hast du nie nachgedacht, wie der Schwedenkönig, trotz seines Kollers von Elenshaut , bei Lützen gefallen ist? Zwei silberne Kugeln hieß es. Ja, ja, der Gescheite kennt das! Doch zu so etwas bedarf's anderer Künste, als bloß zu zielen und loszudrücken.

    MAX den Adler betrachtend. Der Schuß ist unglaublich – in trüber Dämmerung – aus den Wolken herabgeholt ! So wäre es doch wahr?

    KASPAR. Zudem ist's wohl zweierlei, einem armen Erdensohn aus dem Hinterhalt das Lebenslicht ausblasen und sich eine Erbförsterei und ein allerliebstes Mädchen erschießen!

    MAX vor sich selbst brütend. Hast du noch mehr solche Kugeln?

    KASPAR. Es war die letzte – sie haben gerade ausgereicht. Pause.

    MAX. Bist du doch auf einmal so wortkarg! – Ausgereicht! Wie verstehst du das?

    KASPAR. Weil sie in dieser Nacht zu bekommen sind.

    MAX. In dieser Nacht?

    KASPAR. Ja doch! Drei Tage hintereinander steht jetzt die Sonne im Schützen, und heut ist der mittelste ; heut, wenn sich die Tage scheiden, gibt's eine totale Mondfinsternis. Max! Kamerad! Dein Schicksal steht unter dem Einfluß günstiger Gestirne! Du bist zu hohen Dingen ersehen! Heute, gerade in der Nacht zuvor, ehe du den Probeschuß tun, Amt und Braut dir gewinnen sollst, wo du der Hilfe unsichtbarer Mächte so sehr bedarfst, beut die Natur selbst sich zu deinem Dienst!

    MAX. Wohl! Mein Geschick will's! Schaff' mir so eine
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