Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
standhalten!«
    Die Krieger klommen langsam auf den Felsen, als wären sie von der Aussicht auf Niederlage überladen. Mhoram und die Bluthüter halfen ihnen in die Höhe. Als letzter kam Hoch-Lord Prothall, der zwischen zwei Bluthütern hing. »Nein«, murmelte er. »Nein.« Aber er stellte sich nicht gegen Mhorams Befehle. Als sich alle auf dem Felsen befanden, verteilten sich Quaans Fähnlein und die Bluthüter ringsum an dessen Rand. Lithe gesellte sich zu ihnen, die Kordel straff zwischen ihren Händen; im Kreis der letzten Stellung des Aufgebots waren nur Prothall, Mhoram und Covenant. Die Urbösen hatten nun die Hälfte der Entfernung bis zum Felsen zurückgelegt, auf den das Aufgebot geflüchtet war, und hinter ihnen kamen Hunderte von Höhlenschraten, stürmten aus dem Felsspalt und hasteten den Hohlweg herab. Und noch einmal so viele kletterten von der Stelle aus herauf, wo man sie vorher in den Hohlweg hatte absteigen sehen.
    Mhoram musterte Seibrichs Horden. »Seid beherzt, meine Freunde«, sagte er in sanfter Ermutigung. »Ihr habt euch bewährt. Nun laßt uns an unserem Ende solche Tapferkeit zeigen, daß auch unsere Feinde sich stets daran erinnern werden. Verzagt nicht. Zwischen dem Ausbruch eines Krieges und dem Sieg eines der Beteiligten ergibt sich mancherlei. Laßt uns Lord Foul lehren, daß er den Sieg niemals auskosten kann, solange nicht auch des Landes letzter Freund tot ist.«
    »Nein«, flüsterte nichtsdestotrotz Prothall. »Nein!« Er wandte sich dem Gipfel des Donnerbergs zu, stemmte seine Füße breitbeinig auf den steinernen Boden, schloß die Lider. Langsam, aber entschlossen hob er den Stab des Gesetzes mit beiden Fäusten in die Höhe seines Herzens. »Es muß möglich sein«, sagte er leise. »Bei den Sieben! Es muß!« Seine Knöchel traten, während er die mit komplizierten Zeichen versehene, geheimnisvolle Oberfläche des Stabes umklammerte, weiß hervor. » Melenkurion Himmelswehr, steh mir bei! Mit diesem Ende finde ich mich nicht ab.« Langsam wulsteten sich über seinen eingesunkenen, geschlossenen Augen die Brauen, und er senkte bedächtig den Kopf, bis sein Bart auf seinem Herzen ruhte. Zwischen seinen Lippen entstand ein geflüstertes, stilles Lied. Aber seine Stimme rasselte so gepreßt heiser aus der Brust, daß sein Lied statt nach einer Beschwörung eher nach einer Totenklage klang.
    Seibrichs Horden strömten von oben und unten unaufhaltsam auf die Truppe zu. Mhoram beobachtete ihr Kommen mit dem Ausdruck von Hilflosigkeit auf seinen so menschlichen Lippen. Plötzlich jedoch funkelte in seinen Augen der Gedanke an eine verzweifelte Chance auf. Er fuhr herum, heftete seinen Blick auf Covenant. »Es gibt einen Ausweg«, sagte er gedämpft. »Prothall trachtet danach, die Feuerlöwen zu rufen. Ihm kann kein Erfolg beschieden sein – des Stabes Macht ist eingeschlossen, und wir besitzen nicht das Wissen, um sie zu entfesseln. Doch Weißgold kann seine Kräfte freisetzen. Es ist möglich!« Covenant zuckte zurück, als habe Mhoram ihn hintergangen. Nein! Keuchte er innerlich. Ich habe einen Handel ausgemacht ...! Da erkannte er auf einmal mit einem widerwärtig schwindelerregenden Gefühl schlagartiger Einsicht zumindest ansatzweise, was Lord Foul mit ihm plante, begriff plötzlich, was der Verächter mit ihm trieb. Hier war der Vernichtungsschlag, der hinter all den Machenschaften, den Täuschungsmanövern verborgen gelauert hatte. Hölle und Verdammnis! Hier lag der Punkt des Zusammenpralls zwischen seinen beiden entgegengesetzten Arten des Wahnsinns. Falls er versuchte, sich der wilden Magie zu bedienen ... falls sein Ring diese Macht besaß ... oder gar keine besaß ... Er zuckte unterm strudelhaften Andrang dunkler Visionen zusammen, duckte sich unter ihrer Bedrängnis. Das Aufgebot hingemetzelt ... der Stab des Gesetzes vernichtet ... Tausende von Lebewesen tot, all das Blut auf seinem Haupt, seinem Haupt!
    »Nein«, stieß er mit schwerer Zunge hervor. »Verlange das nicht von mir. Ich habe geschworen, nicht noch mehr zu töten. Du weißt nicht, was ich getan habe ... Atiaran angetan ... und ... Außerdem habe ich einen Handel ausgemacht, damit ich nicht wieder zu töten brauche.«
    Die Urbösen und Höhlenschrate befanden sich mittlerweile fast auf Pfeilschußweite. Das Fähnlein hatte Pfeile an die Sehnen gelegt und hielt sich schußbereit. Seibrichs Horden verlangsamten, sammelten sich für den letzten Ansturm.
    Aber Mhorams Blick gab Covenant nicht frei. »Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher