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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01
Autoren: Stephen R. Donaldson
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muß zu noch viel mehr Töten kommen, wenn du jetzt nicht handelst. Glaubst du, Lord Foul wäre mit unserem Tod zufrieden? Nie und nimmer! Er wird morden und morden, bis jegliches Leben ihm verfallen ist, um es entweder zu verderben oder zu vernichten. Jegliches Leben, verstehst du mich? Nicht einmal diese Geschöpfe, die ihm jetzt zu Diensten sind, wird er verschonen.«
    »Nein!« Erneut stöhnte Covenant auf. »Begreifst du denn nicht? Das ist es ja genau, was er will. Der Stab des Gesetzes wird vernichtet ... oder Seibrich vernichtet ... oder wir werden's ... egal, was geschieht, er wird aus allem als Sieger hervorgehen. Er wird frei sein. Ihr macht genau das, was er will.«
    »Nichtsdestotrotz!« erwiderte Mhoram mit inbrünstiger Leidenschaft. »Die Toten sind tot – nur die Lebenden dürfen noch darauf hoffen, dem Bösen zu widerstehen.«
    Hölle! Covenant suchte wie jemand nach Antworten, der keine zu fürchten braucht, weil er zum Leiden unfähig ist. Aber er fand keine. Kein Handel oder Kompromiß entsprach seinen Bedürfnissen. »Mhoram!« schrie er in seiner Qual wild auf, flehentlich und zugleich in kläglichem Aufbegehren. »Das ist Selbstmord! Du verlangst von mir, daß ich verrückt werden soll!«
    Das Verhängnis in Mhorams Augen blieb. »Nein, Zweifler. Du brauchst nicht den Verstand zu verlieren. Es gibt andere Antworten – andere Lieder. Du kannst sie finden. Warum sollte das Land um deiner Not willen untergehen? Rette oder verwüste! Nimm den Stab!«
    »Verdammnis!« Wutentbrannt zerrte Covenant an seinem Ring. »Mach's doch selber!« brüllte er. Er drehte sich den Ring vom Finger und versuchte, ihn Mhoram zuzuwerfen. Aber er zitterte wie ein Besessener; seine Finger griffen daneben. Der Ring fiel auf den Stein, rollte davon. Er watschelte hinterdrein. Er schien nicht genug Finger zu haben, um ihn zu erhaschen; der Ring rollte an Prothalls Füßen vorbei. Covenant grapschte erneut danach – und trat fehl, stürzte, prallte mit der Stirn auf den Felsen. Wie aus der Ferne vernahm er das Schwirren der Bogensehnen; der Kampf hatte begonnen. Aber er achtete nicht darauf. Ihm war zumute, als habe er sich den Schädel gebrochen. Als er den Kopf hob, stellte er fest, daß mit seinem Augenlicht etwas in Unordnung geraten war; er sah doppelt. Die Moosschlieren-Landkarte auf seinem Gewand verschwamm in seiner Sicht zur Unkenntlichkeit. Nun hatte er, falls sie je vorhanden gewesen war, auch die Chance verloren, sie doch noch zu ergründen. Morinmoss' kryptische Botschaft zu entziffern. Er sah zwei Mhorams seinen Ring aufheben. Er sah über sich zwei Prothalls den Stab des Gesetzes umklammern und mit letzter Lebenskraft versuchen, die Macht des Stabes ihrem Willen zu unterwerfen. Zwei Bannors wandten sich vom Kampfgeschehen ab und den Lords zu.
    Dann sprang Mhoram wieder zu Covenant. Der Lord packte eilends zu, ergriff Covenants rechtes Handgelenk. Der Griff war so gewaltsam, daß Covenant seine Knochen knirschen hörte. Er zwang ihm die Hand auseinander, und als sich die beiden Finger verwundbar spreizten, schob Mhoram den Ehering auf den Zeigefinger. Hinterm ersten Glied blieb er stecken. »Ich kann deinen Platz nicht einnehmen«, knirschte der doppelte Lord. Er straffte sich und zerrte Covenant rücksichtslos hoch. »Bei der Sieben!« fauchte er und schaute dem Zweifler mit seiner doppelten Grimasse aus unmittelbarer Nähe ins Gesicht. »Du fürchtest Macht mehr als Schwäche.«
    Ja! stöhnte Covenant zum Schutz in seinem Handgelenk, seinem Kopf. Ja! Ich möchte überleben! Das Schwirren der Sehnen erfolgte nun so rasch hintereinander, wie die Krieger zum Schießen imstande waren; aber ihr Vorrat an Geschossen war begrenzt. Und die Urbösen und Höhlenschrate hielten Abstand, wagten sich nur weit genug vor, um Anlaß zum Beschuß zu liefern. Seibrichs Horden hatten keine Eile. Vor allem die Urbösen machten ganz den Eindruck, als sähen sie ein verzögertes Abschlachten des Aufgebots lieber. Aber Covenant hatte für derlei Angelegenheiten keinerlei Aufmerksamkeit übrig. Er starrte wie in einer Art von Agonie Mhoram an. Der Lord schien zwei Münder zu besitzen – straffgespannte Lippen über vervielfachten Zähnen –, ebenso vier Augen, alle entflammt vom Willen zum Zwang. Covenant fiel keine andere Möglichkeit ein, um den Lord umzustimmen, also faßte er mit seiner freien Hand an die Gürtung seines Gewandes, holte Atiarans Messer heraus und streckte es Mhoram hin. »Es wäre besser, du bringst mich
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