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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge
Autoren: Prisca Burrows
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Frau ausgelöst worden ist …«
    »Es sind meistens die niederen Instinkte, die große Kriege auslösen«, versetzte Peredur. »Eifersucht, Neid, Habgier … An einem winzigen Anlass entzünden sich weittragende Ereignisse, ein Wort gibt das andere, und schließlich gibt es kein Zurück mehr.«
    »Aber hätte es denn wirklich keine andere Möglichkeit gegeben, sie schon zu Beginn aufzuhalten?«
    »Gewiss. Sie hätte Asgell haben können, er war völlig fasziniert von ihr. Und sie hätten auch gut zusammengepasst.«
    »Du verteidigst sie?«
    »Fionn, sie ist eine Elbenfrau, da müssen andere Maßstäbe angesetzt werden als bei Menschen oder Bogins. Sie war eben ganz anders als ihre Schwester, doch mit Asgell zusammen hätte sie glücklich werden können, und sie hätten wahrscheinlich Kinder hervorgebracht, die Göttern gleich gewesen wären. Doch sie verrannte sich in ihrer Besessenheit, mich erobern zu wollen. Es ging ihr letztendlich gar nicht um Liebe, sondern um Macht und Besitz. Sie sah Asgell, der in sie vernarrt war, aus diesem Grund als belanglos und schwach an, anstatt sich einzugestehen, dass sie eine völlig falsche Vorstellung von Liebe hatte. Bevor sie das erkennen konnte, schlug ihre Liebe in Hass um, und alles, wonach sie dann trachtete, war Vernichtung. Und sie ließ ihrem Machttrieb ungehemmt Lauf. Ich mag kein Herz mehr haben, doch ihres ist kalt und tot wie Stein, umhüllt von einem Panzer aus Hass, was viel schlimmer und umso bedauerlicher ist.«
    »Sie ist böse.«
    »Sie war es nicht immer.«
    »Das sagtest du bereits.«
    »Gewiss lauerte es in ihr, von nichts kommt nichts. Aber … dieses Scheusal hätte nicht aus ihr werden müssen.«
    »Denkst du, sie kann deswegen immer noch … ja, von ihrem Hass und ihrer Machtgier geheilt werden?«
    Peredur zuckte die Achseln. »Vielleicht, wenn sie mir mein Herz zurückgibt.«
    »Es tut mir leid, dass du es nicht zurückerhalten hast«, sagte Fionn verlegen. Verlegen deshalb, weil er ganz eigennützig froh darum war, denn möglicherweise wäre Peredur dadurch schon zu Staub zerfallen, und er wurde schließlich jetzt mehr denn je gebraucht. Und Fionn wollte ihn erst recht nicht als Freund missen, mochte er jetzt auch Hochkönig sein.
    »Mir tut es noch viel mehr leid um meinen armen Bruder, der weiterhin gefangen in Du Bhinn bleibt und nicht hier sein kann«, erwiderte Peredur. »Deswegen wird mein nächstes Ziel sein, einen Weg zu finden, ihn aus dem Bann zu befreien. Und Pellinore. Ich brauche schließlich wieder Ritter. Das ist wichtiger als mein Herz. Ich habe inzwischen gelernt, mit dieser Leere zu leben, und du hast mir sehr viel dabei geholfen, Fionn.« Er lächelte sanft und legte dem jungen Halbling eine Hand auf die Schulter. »Viele Schritte haben uns beide hierher gebracht, und letztendlich bist du es gewesen, der stets vorangegangen ist, und der mich aus der Unterwelt zurück ins Leben geführt hat. Das ist eben eure Gabe – Hüter des Lebens.«
    Fionn dachte an das kostbare Buch, das seit Beginn seiner Reise auf seinem Zimmer in Meister Ian Wispermunds Haus lag, und das er nur einmal geöffnet und gelesen hatte, nämlich an seinem Geburtstag. Heute verstand er, was damals ein großes Rätsel für ihn gewesen war, und das zweiundzwanzigste und letzte Geheimnis der Großen Arca öffnete sich nun. Tiefes Glück durchströmte ihn, und er ergriff Cadys Hand und drückte sie fest. Sie musterte ihn überrascht und amüsiert zugleich und lehnte sich an ihn.
    »Bla-bla-bla«, bemerkte Tiw auf seine übliche Art, lehnte sich zurück, legte die nackten Füße auf den Tisch und schlug sie übereinander. »Euer sentimentales Gequatsche und verliebte Kuhaugen sind ja gut und schön, aber was machen wir denn jetzt? Ich meine, wir sitzen nun doch erst recht tief im Modder, wenn man es recht bedenkt. Du, Peredur Vidalin, hast zwar deinen Thron wieder, doch kein Reich mehr. Das Oberste Gesetz ist außer Kraft gesetzt. Alles zerfällt, und ich befürchte einen neuen Krieg. Ach, was rede ich da – einen? Hunderte! Die wahrscheinlich in einen Zweiten Großen Krieg münden, und alles geht von vorne los. Vor allem, solange dieses schwarzäugige zwieträchtige Miststück noch existiert, dem du gleich den Kopf hättest abschlagen sollen, und zwar höchstselbst.«
    »Die Bogins sind frei«, wies Fionn seinen Bruder auf diese nicht unbedeutende Tatsache hin. Er hatte es schon lange aufgegeben, Tiw wegen seiner immerwährenden und stets zur falschen Zeit
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