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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling
Autoren: Jules Verne
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Trümmer. Die Mac Carthy’s mußten ihre beklagenswerthe Geschichte erzählen. Nach der Austreibung hatte man sie nach Limerick gebracht, wo Murdock zu einigen Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. Nach Ablauf seiner Strafzeit hatte sich Martin mit den Seinigen nach Belfast begeben, von wo sie ein Auswandrerschiff nach Australien beförderte. Pat, der seinen Beruf aufgab, war ihnen bald nachgekommen. Doch was hatten sie dann zu leiden gehabt, um schließlich… nichts zu erreichen! Nur zuweilen fanden sie, vereint oder auch einzeln, auf einer Farm, doch unter den schlechtesten Bedingungen, etwas Arbeit. Endlich, nach fünf Jahren, hatten sie jenes Land verlassen können, das gegen sie ebenso grausam gewesen war, wie der heimatliche Boden.
    Findling betrachtete die armen Leeute mit tiefstem Seelenschmerz. Martin war stark gealtert, Murdock noch ebenso düster wie vorher, Pat und Sim herabgekommen von Anstrengungen und Entbehrungen, Martine kaum ein Schattenbild der lebensfrischen Hausfrau vor wenigen Jahren, Kitty geschwächt durch ein Fieber, das sie nicht verließ, und Jenny verkümmert durch die Leiden, die sie schon in so jungen Jahren erduldet hatte. Es war zum Herz zerbrechen!
     

    Ein Jauntingcar hielt vor der Thür des Hôtels. (S. 413.)
     
    Sissy weinte mit den Frauen und dem Mägdlein und sachte sie zu trösten.
    »Ihr Unglück hat nun ein Ende, Frau Martine, wie das unsrige schon lange… und Dank Ihrem Adoptivkinde…

     
    »Erinnern Sie sich wohl, Herr Martin?« (S. 418.)
     
    – Er? rief Martine verwundert. Was vermöchte er…?
    – Du, mein Junge?« fragte auch Martin.
    Findling war außer Stande zu antworten; ihm raubte die Erregung den Athem.
    »Warum hast Du uns nach dieser Stelle verlangt, die uns an die traurigste Vergangenheit mahnt? fragte Murdock. Was sollen wir hier, wo wir so lange und so schwer gelitten haben? Findling, warum erwecktest Du uns diese traurigen Erinnerungen?«
    Dieselbe Frage lag wohl auf aller Lippen, auch auf denen Sissys, Grips und Bobs.
    »Warum? antwortete er, sich mühsam beherrschend. Kommt alle, mein Vater, meine Mutter, meine Brüder, kommt mit mir!«
    Sie folgten ihm nach der Mitte des Hofes.
    Hier erhob sich inmitten von wildem Gebüsch und Brombeergesträuch eine kleine grünende Tanne.
    »Jenny, redete er das kleine Mädchen an, siehst Du diesen Baum?… Ihn hab’ ich am Tage Deiner Geburt gepflanzt. Er ist jetzt, wie Du, acht Jahre alt.«
    Kitty, die dabei an die Zeit dachte, wo sie so glücklich gewesen war und auf die Andauer dieses Glücks bauen zu können glaubte, schluchzte vor Schmerz.
    »Jenny… mein liebes Kind, fuhr Findling fort, Du siehst auch dieses Messer…«
    Er hatte dabei ein Messer aus seinem Gürtel gezogen.
    »Das war das erste Geschenk, das mir Großmutter machte… Deine Urgroßmutter, die Du kaum gekannt hast….«
    Bei Erwähnung dieses Namens hier inmitten der Trümmer wollte Martin, seiner Gattin und seinen Kindern fast das Herz zerspringen.
    »Jenny, fuhr Findling fort, nun nimm dieses Messer und grabe damit die Erde am Fuße der Tanne auf.«
    Ohne ihn ganz zu verstehen, kniete das Kind nieder, entfernte das Strauchwerk und höhlte ein Loch an der bezeichneten Stelle aus. Bald stieß das Messer auf einen harten Gegenstand.
    Hier befand sich die Steinkruke, die unter der Erdschicht ganz gut erhalten war.
    »Hebe das Gefäß heraus, Jenny, und öffne es!«
    Das Mägdlein that, wie ihr geheißen, und alle sahen ihr in erwartungsvollem Schweigen zu.
    Als die Kruke geöffnet war, bemerkte man darin eine Anzahl Kieselsteine, wie sie zahlreich im Bette des benachbarten Cashen lagen.
    »Herr Martin, begann nun Findling, erinnern Sie sich wohl?… Jeden Abend, wenn Sie mit mir zufrieden gewesen waren, gaben Sie mir einen solchen Stein….
    – Ja, mein Sohn; es kam aber kein Tag, an dem Du keinen davon erhalten hättest.
    – Sie geben die Zeit an, die ich in der Farm von Kerwan zugebracht habe. Jetzt zähle sie, Jenny. Du kannst doch zählen, nicht wahr?
    – O, gewiß!« versicherte das kleine Mädchen.
    Nach längerer Arbeit rief sie laut:
    »Fünfzehnhundertundvierzig.
    – Richtig, bestätigte Findling. Das ergiebt über vier Jahre, Jenny, die ich in Deiner Familie, die auch die meinige geworden war, zugebracht habe.
    – Und diese Kieselsteine, ließ sich Martin, die Augen niederschlagend, vernehmen, sind der einzige Lohn, den Du je von mir erhalten hast… diese Steine, die ich einst in Schillinge umzuwechseln hoffte….
    – Und
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