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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling
Autoren: Jules Verne
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die sich für Sie, mein guter Vater, in Guineen verwandeln sollen!«
    Weder Martin noch einer der Seinigen konnten glauben, konnten begreifen, was sie eben hörten. Ein solches Vermögen! War Findling denn bei Sinnen?
    Sissy erkannte diesen Gedanken ganz und sagte sogleich:
    »Nein, liebe Freunde, sein Herz ist ebenso gesund wie sein Geist, und hier hat sein Herz gesprochen.
    – Ach, mein Vater Martin, meine Mutter Martine, meine Brüder Murdock, Pat und Sim, und Du, Kitty, und Dein Töchterchen, ja, ich fühle mich hochbeglückt, Euch einen Theil des Guten, das Ihr mir erwiesen habt, zurückerstatten zu können. Dieser Grund und Boden ist zu verkaufen. Ihr werdet ihn erwerben und erbaut die Farm von neuem. An den nöthigen Mitteln soll es nicht fehlen. Später braucht Ihr keinen herzlosen Harbert mehr zu fürchten. Ihr wohnt dann auf eigner Scholle… seid Eure eignen Herren!«
    Findling berichtete nun über sich selbst, seit dem Tage, wo er von der Farm von Kerwan weinend weggeschlichen war, und in welchen Verhältnissen er sich jetzt befände. Die Summe, die er der Familie Mac Carthy zur Verfügung stellte, diese Summe in Guineen – so viele wie Kieselsteine gezählt waren – belief sich auf fünfzehnhundertundvierzig Pfund Sterling – für arme Irländer ein großes Vermögen.
    Vielleicht war es zum ersten Male, daß auf diesen so oft von Schmerzensthränen begossenen Erdboden warme Thränen der Freude und Dankbarkeit niederrieselten.
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    Die Familie Mac Carthy verweilte die drei Osterfeiertage mit Findling, Bob, Sissy und Grip in Silton und nach rührendem Abschied kehrten die letzteren nach Dublin zurück, wo sich am Morgen des 11. April der Bazar wieder aufthat.
    Ein Jahr verstrich, das Jahr 1887, das als eines der glücklichsten im Leben dieser kleinen Welt gelten konnte. Der junge Kaufmann war nun sechzehn Jahre alt. Sein Glück war gemacht. Der Erfolg der Speculation mit der »Doris« hatte selbst O’Brien’s Erwartungen weit übertroffen, und das Capital von Little Boy and Co. belief sich jetzt auf zwanzigtausend Pfund. Ein Theil dieses Vermögens gehörte zwar dem Ehepaar Grip und ein Theil Bob, den Gesellschaftern der Firma »Zum kleinen Geldbeutel«, alle bildeten am Ende aber nur eine einzige Familie.
    Die Mac Carthy’s hatten, nach vortheilhafter Erwerbung von zweihundert Acres Land, die Farm wieder aufgebaut und eingerichtet, auch den Viehbestand aufs neue angeschafft. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß sie mit der Behaglichkeit und dem unerwarteten Glück auch Kräfte und Gesundheit wieder erlangt hatten. Bei Irländern, die so lange unter der Geißel des Landlordismus geseufzt hatten und die jetzt nur für sich, nicht mehr für einen unerbittlichen Herrn schafften und wirkten, ist das ja kein Wunder zu nennen.
    Findling aber vergißt nicht und wird es nicht vergessen, daß er ihr Adoptivkind ist, und es könnte sich eines Tages wohl ereignen, daß er sich mit ihnen noch durch engere, zartere Bande verknüpfte. Jenny geht in ihr zehntes Jahr, sie verspricht ein sehr hübsches Mädchen zu werden…. Doch sie ist ja so gut wie seine Tochter, wird der freundliche Leser einwerfen. Nun, doch nicht im strengen Sinne des Wortes; warum also nicht?…
     
    Ende .
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