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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann
Autoren: Max Bentow
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wenden?
    Ich muss ein paar Schritte zurückgehen.
    Brotter hat einen Patienten, der die Wohnungen von Coralie Schendel, Melanie Halldörfer und Michaela Reiter vermakelt.
    Und dieser Patient stirbt einen seltsamen Tod.
    Er fuhr die Skalitzer Straße entlang. Er bog in die Schlesische Straße ein, die in die Puschkin Allee mündete. Kurz darauf hatte er die Elsenstraße erreicht.
    Schließlich hielt er auf der Brücke über der Spree. Er stieg aus und ging die Treppe hinunter zum Uferweg. Da waren die Treptowers, und da war die Skulptur der drei Riesen. Er erinnerte sich an die Bootsfahrt mit Emily und den Angriff der Möwe. Für einen Moment stockte ihm der Atem. Er klappte den Kragen seiner Jacke hoch. Unterhalb der Brücke wehte ein kalter Wind. Er ging unter der Straßen- und S-Bahn-Brücke durch und kam zu einer Wegbiegung. Hier öffnete sich die Spree weit, am Horizont war
das Riesenrad des stillgelegten Vergnügungsparks zu erkennen. Aus dem Zementwerk stieg dichter Qualm auf. Auf der anderen Uferseite lagen die vornehmen Wohnhäuser von Stralau, wo auch Redzkow residierte.
    Trojan ging auf die Fußgängerbrücke. Neben ihm ratterte eine S-Bahn vorbei.
    Er blieb stehen und schaute auf die Spree hinab.
    Er durfte sich nicht zu weit vorbeugen, die Brüstung war sehr niedrig.
    Er rief auf dem Handy im Kommissariat an.
    Stefanie meldete sich.
    »Nils, wo steckst du? Landsberg ist sauer auf dich.«
    »Ist mir egal«, knurrte er. »Hast du die Unterlagen von Matthias Leber parat?«
    »Wozu –?«
    »Stell keine Fragen jetzt, bitte.«
    »Moment.«
    Er vernahm wieder das Tastengeklapper am Telefon.
    »Ja, jetzt bin ich in seinem Vorgang.«
    »An welcher Stelle genau ist er zu Tode gekommen?«
    »Warte.« Es dauerte einen Moment, dann sagte sie: »Er wurde an der Dampferanlegestelle am Treptower Park aus dem Wasser gezogen, aber aufgeschlagen ist er zuvor auf einem Stahlträger unterhalb der Fußgängerbrücke nach Stralau. Man hat dort Blut und Hirnmasse von ihm gefunden. «
    Trojan erkannte die drei Stahlträger, die unten den Uferweg säumten.
    Er ging ein paar Schritte, bis er sich direkt darüber befand.

    Jetzt bin ich also hier, wo Matthias Leber starb, dachte er, und Brotter war bei ihm, davon bin ich überzeugt.
    »Nils, bist du noch dran?«
    »Ja.«
    Ihm war leicht schwindlig. Er schaute in die Tiefe hinab.
    Brotter muss ihm einen Stoß versetzt haben, dachte er, genau hier.
    »Wenn du keine weiteren Fragen mehr hast«, sagte Stefanie, »muss ich jetzt Schluss machen. Hier sind mittlerweile etliche Hinweise aus der Bevölkerung eingetroffen, die ich überprüfen muss. Wenn wir uns nicht beeilen, gehen wir mitsamt den Ermittlungen baden.«
    »Okay«, sagte Trojan und legte auf.
    Nur ein paar Sekunden später war ihm, als würde er von einem Blitzstrahl getroffen.
    Was hatte sie eben gesagt?
    Baden gehen?
    »Ich gehe jetzt auf der Stelle hinunter zum Badeschiff«, hatte Brotter in der E-Mail geschrieben. Trojan hatte das zunächst für eine etwas verunglückte Formulierung gehalten.
    Aber wenn es nun wörtlich gemeint war?
    Das Badeschiff, dieses in die Spree eingelassene Schwimmbecken.
    Für einige Sekunden war er wie erstarrt.
    Dann rannte er los.
    Er wusste, es war wieder nur ein Strohhalm, an den er sich klammerte, aber vielleicht gab ihm sein Instinkt recht.
    Er eilte von der Fußgängerbrücke hinunter und wieder zurück auf den Uferweg, dann lief er entlang der Spree,
vorbei an den Treptowers und der Riesenskulptur, bis er nach etwa fünf Minuten völlig außer Atem das Areal rings um das Badeschiff erreicht hatte.
    Er blieb stehen und dachte angestrengt nach.
    Vorausgesetzt, er war nicht im Irrtum: Wo könnte sich Brotter hier aufgehalten haben, als er die E-Mail an Jana geschrieben hatte?
    Was lag in der Nähe?
    Arena, Glashaus und –
    Wie hieß das Gebäude, das sich direkt vor dem Badeschiff befand?
    Er holte kurz Luft, dann spurtete weiter.
    Er eilte an den ehemaligen Lagerhallen vorbei, bis er am Flutgraben war, dem Seitenarm des Landwehrkanals, der hier in die Spree mündete.
    Dort stand ein altes Fabrikgebäude, die Frontseite führte direkt zum Wasser hinaus.
    Wenn er sich recht erinnerte, war es zu DDR-Zeiten ein Ausbesserungswerk für LKW-Motoren gewesen und beherbergte heute einige Künstlerateliers.
    Trojan rüttelte an der eisernen Eingangstür.
    Sie war verschlossen.

DREIUNDDREISSIG
    D er Zaun vorm Flutgraben endete direkt an dem Gebäude. Trojan kletterte hinauf und hielt sich an der
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