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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder
Autoren: Stella Blómkvist
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hier weiter beraten«, sagt er und zieht die Tür langsam hinter sich zu.
    Adalgrímur sitzt regungslos am Tisch. Er ist in Gedanken versunken.
    »Irgendwas, das du mir sagen willst?«, frage ich.
    Sein Blick hält meinem stand.
    »Ich habe dir von Anfang an die Wahrheit gesagt. Diese Aufnahme muss an die zehn Tage alt sein, oder so in etwa – etwas anderes kommt nicht in Frage.«
    »Warum zehn Tage?«
    »Weil Sjöfn da mit mir ins Büro kam.«
    »Es gelingt uns bestimmt nicht, das im Handumdrehen zu beweisen.«
    »Das ist mir klar.«
    Er wendet sich mir zu.
    »Deshalb musst du so schnell wie möglich für mich mit meiner Tochter sprechen und ihr versichern, dass dieser ganze Fall ein schreckliches Missverständnis ist. Sie darf auf keinen Fall auch nur einen Moment glauben, dass ich dieses Verbrechen begangen habe.«
    »In Ordnung. Aber wenn du unschuldig bist, ist jemand anderes schuldig. Jemand, der in der Lage ist, solch ein Beweismaterial zu deinen Ungunsten zu fälschen. Hast du einen Vorschlag?«
    »Nein, ich muss mir das genauer durch den Kopf gehen lassen.«
    »Wahrscheinlich bekommst du genug Zeit dazu.«
    Wahre Worte.
    Als der Bezirksrichter sich den Bericht vom Mord im Obersten Gericht angehört und die Aufnahme der Überwachungskamera angesehen hat, ruft er den Techniker der Goldjungs in den Zeugenstand. Der behauptet gleich zu Beginn, dass das Video von Sjöfn und Adalgrímur zu der Zeit aufgenommen wurde, die durch die Uhr im Aufnahmegerät angezeigt würde.
    Ich versuche, Zweifel bezüglich der Richtigkeit der Zeitangabe auf dem Video zu wecken. Bekomme ihn dazu zuzugeben, dass niemand die Aufnahme zu dem Zeitpunkt verfolgt hat, an dem sie stattgefunden haben soll. Er gibt die Erklärung, dass es nicht üblich sei, die Aufnahmen anzusehen, es sei denn, es lägen spezielle Gründe dafür vor. Kann aber auch nicht abstreiten, dass ein Computerspezialist, der zu solch einem Überwachungssystem Zugang hat, möglicherweise die Informationen von Datum und Zeit fälschen könnte.
    »Ich selber habe allerdings noch nie gehört, dass so etwas vorgekommen sein soll, und halte es für nicht denkbar, dass so was in diesem Fall geschehen sein soll«, sagt er bestimmt.
    »Aber theoretisch kannst du diese Möglichkeit nicht völlig ausschließen?«
    »Vielleicht ist es theoretisch tatsächlich möglich, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es so ist, tendiert gegen null.«
    Adalgrímur bekräftigt seine frühere Aussage, dass er unschuldig an diesem Mord ist und zu dem Zeitpunkt, als Sjöfn im Gebäude des Obersten Gerichts umgebracht wurde, in seinem fahruntüchtigen Auto auf der Hellisheidi saß.
    Aber ich habe nichts vorzuweisen, um seine Behauptungen zu stützen.
    Die Goldjungs hingegen haben mehr Trümpfe in der Hand.
    Sie legen die Aussage des Automechanikers vor, der Adalgrímur auf der Hellisheidi zur Hilfe kam. Dieser heißt Sigursteinn und behauptet, frühestens zehn oder fünfzehn Minuten nach fünf beim Jeep des Richters angekommen zu sein.
    Das ist über eine Stunde später als die Tatzeit des Mordes.
    Adalgrímur hat also immer noch kein wasserdichtes Alibi.
    Der Bezirksrichter nimmt sich bis Mitternacht Zeit, um ein Urteil zum Antrag auf Untersuchungshaft zu fällen. Vielleicht ist es mir gelungen, ein paar kleine Samen des Zweifels in seine Gedanken zu säen. Oder er will einfach nur gründlich sein.
    Andererseits bekommen die Goldjungs gleich die Erlaubnis, in der Wohnung von Adalgrímur nach Beweismaterial zu suchen.
    Das verheißt nichts Gutes.

5. KAPITEL
    I ch mache mir keine falschen Hoffnungen.
    Natürlich ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Bezirksrichter meinen neuen Klienten ab Mitternacht zu Untersuchungshaft verurteilt.
    Danach wird man den Namen Adalgrímurs nicht mehr lange geheim halten können. Das ist glasklar und nur eine Frage der Zeit, welche der Zeitungen oder Radiosender die Neuigkeit zuerst ausschlachten. Dann ziehen sowieso alle nach.
    Deshalb muss ich Sólveig noch sofort heute Abend treffen. Muss die Tochter des Richters am Obersten Gericht auf die Schläge vorbereiten, die über die Familie hereinbrechen werden, wenn die Pressemeute und die öffentliche Meinung zum gemeinsamen Ergebnis kommen, dass ihr Vater ein Mörder ist.
    Wir beschließen, uns auf der Hälfte des Weges zu treffen. In Hveragerdi.
    Ich buche für unser Treffen ein Zimmer im Hótel Örk und jage mit meinem Silberpfeil in den Osten über die Hellisheidi.
    Mein neues Auto lässt sich wunderbar lenken. Als
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