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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder
Autoren: Stella Blómkvist
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abwaschen.
    Morgen warten unzählige Aufgaben auf mich.
    Es gibt im Büro und den Sälen der Gerechtigkeit mehr als genug zu tun.
    Scheinchen sammeln. Schulden einkassieren. Klagen und Enteignungen vorbereiten.
    Aber ich muss mich auch um ein paar Kleinkriminelle kümmern, deren Verteidigung ich übernommen habe. Und um diesen großen. Den Richter am Obersten Gericht.
    Ich stehe lange unter dem heißen Strahl, nachdem ich mich mit weichem Schaum eingeseift habe.
     
    Ich kann nicht länger mit Ludmilla spielen.
    Sie ist kurz nach Neujahr wieder nach Riga gefahren. Der lettischen Hauptstadt. Soll Aufgaben für ihren Vater erledigen.
    Aber wir haben uns für den nächsten Sommer verabredet. Unter südlicher Sonne.
    Bis dahin habe ich meine Erinnerungen. Und Jackie Daniels. Den großen Tröster.
    »Ein treuer Freund ist wie ein seltener Schatz.«
    Sagt Mama.

6. KAPITEL
    Montag
     
    D ie Geschichte verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Stadt.
    Mord im Obersten Gericht! Mord im Obersten Gericht!
    Zuerst wird sie als Flüsterpropaganda von Mund zu Mund weitergereicht. In vielen Stilblüten treibenden Ausgaben. Manche behaupten, dass der Richter selber auf schreckliche Weise ermordet und im großen Gerichtssaal aufgefunden wurde. Ein Gefangener, der neulich aus dem Gefängnis entlassen wurde, hatte sich für ein hartes Urteil gerächt.
    Andere glauben zu wissen, dass ein Gerichtsdiener im Büro des obersten Verwaltungschefs umgebracht wurde, nachdem es eine aufgeregte Auseinandersetzung über den Schriftverkehr des Gerichts gegeben hatte.
    Kurz darauf werden ungenaue Mutmaßungen über den Fall im Internet veröffentlicht. Es wird kritisiert, dass die Polizei geheim hält, dass ein bekannter Mitbürger im Gebäude des Obersten Gerichts ermordet wurde.
    Die Goldjungs stehen unter Hochspannung. Schicken eine schnell zusammengeschusterte Mitteilung an die Presse, die darüber informiert, dass die Schauspielerin Sjöfn Saeunnardóttir im Haus des Obersten Gerichts tot aufgefunden wurde. Es werde davon ausgegangen, dass es sich um vorsätzliche Tötung handele. Ein Mann wäre im Zusammenhang mit dem Fall zu Untersuchungshaft verurteilt worden, wobei sich die Ermittlungen noch im Anfangsstadium befänden.
    Keine weiteren Informationen über den Verdächtigen, und daher ist Adalgrímurs Name noch nicht im Umlauf.
    Die Presse dreht vor Freude durch.
    Eine junge und hübsche Schauspielerin im Prunkbau des Obersten Gerichts ermordet! Und dann war sie obendrein noch Stripperin!
    Was für ein Wahnsinnsspaß!
    Die Fernsehsender zeigen immer wieder Bilder vom Gerichtsgebäude, während die Nachrichtengeier über alles schwadronieren, was sie über den Fall und das Gericht zu wissen glauben.
    Zwischendrin kommen Bilder von Sjöfn in verschiedenen Nebenrollen, die sie in Stücken kleinerer Theatergruppen in der Hauptstadt bekommen hatte. Und wie sie halb nackt um eine Säule vom Eldóradó tanzt, der größten Mösenbar des Unterweltenkönigs Porno-Valdi.
    Es wird betont, dass sie in den letzten Tagen die Rolle der Desdemona geprobt hat, denn die Selbstständige Theatergemeinschaft bereitet eine Inszenierung des Othello für die kommende Spielzeit vor.
    Ich selber habe keine Ruhe mehr, nachdem die Presse erfährt, dass ich die Anwältin des vermeintlichen Mörders bin. Das Telefon klingelt ununterbrochen.
    Manche Goldjungs scheinen keinen Zweifel mehr daran zu haben, dass Adalgrímur der Schuldige ist. Meinen sogar, dass sie jetzt schon genug Beweismaterial haben.
    Die Aussage Sigursteinns hat sie in dieser Annahme noch bestärkt. Adalgrímur meinte sich daran zu erinnern, dass der Mechaniker am Samstag kurz nach vier beim Auto angekommen sei, also kurz nach dem Mord. Aber Sigursteinn sagt aus, dass er den Richter am Obersten Gericht frühestens um zehn nach oder Viertel nach fünf getroffen habe.
    »Jetzt pass mal auf«, sagt Raggi, als ich einen neuen Unterlagenstapel bei der Kripo abhole. »Die Überwachungskamera zeigt 15:27 Uhr, als Sjöfn und Adalgrímur das Gebäude des Obersten Gerichts betreten. Der Mord wurde fünfzehn oder zwanzig Minuten später begangen, aber auf keinen Fall später als 15:50. Um 16:05 Uhr zeigt die Kamera Adalgrímur von hinten, als er das Haus wieder verlässt. Sigursteinn trifft ihn oben auf der Hellisheidi mehr als eine Stunde später. Adalgrímur hatte daher genug Zeit, um nach dem Mord ins Hochland zu fahren und dort auf den Mechaniker zu warten.«
    »Nicht mit einem kaputten Auto.«
    Raggi grunzt
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